Wie gut könnt ihr im Alltag auf das Auto verzichten?
Im Angesicht der steigenden Spritpreise mache ich mir aktuell beinahe täglich Gedanken darüber, wie wir in Zukunft noch weiter auf das Auto verzichten können, um Sprit zu sparen. Wir fahren ohnehin nicht so viel durch die Gegend, meistens nur zur Arbeit und hin und wieder mal zum Ehrenamt, was sich aber bei den Spritpreisen sicherlich auch in Grenzen halten wird, auch wenn es schade ist. So wird die Zeit im Ehrenamt wieder reduziert, da wir dafür teilweise sehr viel mit dem Auto unterwegs sind, was aber nun dann noch höhere Kosten verursacht als ohnehin schon.
Ich kenne allerdings auch viele Personen, die täglich 40-50km oder teilweise sogar mehr mit dem Auto zur Arbeit und zurück fahren müssen, bei ihnen wird sich der höhere Preis nun sehr auf den Geldbeutel auswirken. Wie sieht das bei euch aus? Seid ihr im Alltag viel mit dem Auto unterwegs oder könnt ihr es auch einfach stehen lassen und euch anderweitig fortbewegen? Macht ihr dies, wenn ihr die Spritpreise im Hinterkopf habt?
Wir sind schon sehr auf das Auto angewiesen, da wir im Ort nicht alle Lebensmittel bekommen und ja auch gar nicht alles selber anbauen können im Garten. Daher müssen wir zumindest zum Supermarkt fahren. Wenn wir mal zum Arzt müssen, dann wird auch das Auto benutzt. Wir sind eben auf dem Dorf und da gibt es bis auf einen Bäcker, einen Blumenladen und ein altgebackenes Schuhgeschäft nichts.
Nun könnte man sicherlich alles online bestellen, aber das ist ja auch nicht wirklich clever, da es da ja auch nicht immer alles günstiger ist, wenn es um Lebensmittel geht. Dennoch würde ich auch so nicht jeden Tag in den Supermarkt fahren und die Fahrten werden nun noch mehr geplant und durchdacht. Wir fahren aber durchaus gezielter und nicht sinnlos durch die Gegend.
Ich brauche Gott sei Dank kein Auto, weil ich in einer Stadt mit einer guten Auswahl an öffentlichen Verkehrsmitteln wohne. Ich habe zwar einen Führerschein, bin aber seit Jahrzehnten nicht mehr gefahren. Ich hatte mal ein Auto, direkt nachdem ich den Führerschein gemacht hatte, aber das stand die meiste Zeit nur herum. Wenn ich ein Auto nur sporadisch benutzen müsste, dann würde ich mir keines kaufen, sondern an einem Carsharing teilnehmen. Ich kenne einige Leute, die Carsharing machen, weil sie nur ab und zu fahren oder speziell nur für weitere Strecken. Kürzere Wege legen sie mit dem Fahrrad zurück.
Hätte ich mein jetziges Auto nicht aufgrund eines Erbes geschenkt bekommen, dann hätte ich jetzt gar kein Auto. Wir wohnen nämlich in einer Großstadt und hier ist wirklich das Wichtigste sehr gut mit dem Bus oder zu Fuß/mit dem Fahrrad erreichbar. Auch mein Arbeitsplatz liegt glücklicherweise nur 10 Gehminuten von meiner Wohnung weg, sodass ich wirklich nur in sehr wenigen Ausnahmefällen (z.B. wenn ich gleich danach einen Termin außerorts habe) mit dem Auto zur Arbeit fahre.
Ich sage immer, ich darf Auto fahren, ich muss aber kein Auto fahren. Das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Natürlich ist es bequemer, wenn ich z.B. meinen Bruder besuchen möchte und in 25 Minuten dort bin, während ich mit Zug und Bus locker mal eineinhalb Stunden brauche, weil diese in allen möglichen Orten anhalten bzw. Umwege fahren. Außerdem nutze ich das Auto gerne für Großeinkäufe. Und ich bin halt auch ein Mensch welcher die Natur liebt und gerne mal in Wälder/Naturgebiete fährt. Die sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gar nicht bzw. schwer erreichbar.
Meine Tochter ist auch froh, dass es ein Mama-Taxi gibt. Inzwischen ist sie in einem Alter indem sie auch gerne mal spontan zu ihrem Freund/Freundinnen will bzw. erst zu später Abendstunde nach Hause möchte. So gut ist unser öffentliches Verkehrsnetz dann leider doch nicht, dass sie da immer flexibel genug alleine nach Hause kommt und zu Fuß lasse ich sie ungern durch die Nacht laufen.
Aber wie gesagt, bei uns ist das alles Gott sei Dank ein Luxusproblem. Wenn das Benzin zu teuer wird, dann bleibt das Auto halt einfach öfter mal stehen und es werden Alternativen genutzt bzw. auf Luxusfahrten (wie z.B. Naturausflüge) verzichtet.
Etwa die Hälfte meines Kollegenkreises hat es da leider nicht so einfach. Teilweise leben diese im Umland, wo Busverbindungen entweder gar nicht oder nur sehr spärlich vorhanden sind. Andere könnten notfalls noch auf Bus-/Zugverbindungen zurückgreifen, müssten aber auch ganz schöne Zeitverluste in Kauf nehmen. Manche meiner Kollegen reden auch jetzt schon über das Bilden neuer Fahrgemeinschaften, aber wenn man halt eigentlich Gleitzeit hat dann verliert man dadurch halt auch ein Stück Flexibilität. Abstriche werden also so einige Leute in meinem Umfeld machen müssen, wenn das Auto öfter stehen bleiben soll/muss.
Ich alleine recht gut. In die Arbeit kann ich sowieso nur mit dem Zug fahren, da die 85 Kilometer einfach mit dem Auto plus Parken und Innenstadt nicht nur mich über Gebühr verschleißen würden, sondern auch das Fahrzeug. Und mit dem Zug ginge es auch problemlos in die nächste Stadt. Außerdem hat die ländliche Kleinstadt, in der ich wohne, von der Infrastruktur her derart viel zu bieten, dass ich sogar halbwegs klarkommen würde, wenn ich aus dem Kaff nur einmal im Quartal herauskäme. Urlaub und Ausflüge mal beiseitegelassen.
Aber mein Lebensgefährte wiederum arbeitet in Dauernachtschicht irgendwo, wo selbst zu Stoßzeiten kaum ein Bus hinfährt, und ich sehe ihn auch nicht 30 Kilometer mit dem Rad die Bundesstraße entlangbrettern. Einer der Nachteile des Landlebens, viele Jobs gibt es tatsächlich nur in nennenswerten Städten. Von daher bin ich auch vorsichtig damit, den Individualverkehr allzu sehr zu verdammen, auch wenn mir die Nachteile durchaus einleuchten. Aber ich sehe es nun mal auch nicht, dass die Städte und Gemeinden den ÖPNV so ausbauen, dass man auch nachts um drei immer pünktlich zu Dienstbeginn in einer Lagerhalle am Stadtrand aufschlägt.
Ich bin in einem winzigen Dorf aufgewachsen, das gerade mal einen Briefkasten und eine Telefonzelle hat zusätzlich zur obligatorischen Dorfkneipe. Der nächstgrößere Ort war knapp 10km entfernt. Öffentliche Verkehrsmittel gab es mehr oder weniger nicht, man kam nicht mal aus dem Kino nach Hause und ich hatte mit dem Nachmittagsunterricht als Schülerin auch schon große Probleme.
Ein Fahrrad war damals auch keine Lösung aufgrund der fehlenden Radwege an der Bundesstraße entlang bzw. der unmenschlichen Steigungen auf der alternativen Strecke. Da kam im Winter teilweise nicht mal der Schulbus hoch. Ich bin also mit dem Auto aufgewachsen und halte mich prinzipiell auch für eine gute Autofahrerin.
Als ich nach NRW zu meinem Freund zog, nahm ich mein Auto mit, denn ich konnte und kannte es gar nicht ohne. Mein Freund sitzt im Rollstuhl und war damit das totale Gegenteil von mir, denn er fuhr schon lange kein Auto mehr. Allerdings haben wir hier im Ort auch eine tolle Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel.
Anfangs genossen wir noch die ganzen Annehmlichkeiten des Autos und fuhren auch mal weiter weg, wenn dort etwas war, was uns interessierte. Allmählich über die Jahre wurde es immer weniger. Da waren es fast nur noch Einkaufsfahrten, wenn schwere Sachen wie Getränke zu schleppen waren. Die wurden dann aber auch gleich in größeren Mengen eingekauft, damit ich dann nur noch einmal im Monat fahren musste.
Wir fingen dann an, uns darauf einzustellen, dass der TÜV im Oktober 2021 das Ende des Autos sein sollte, denn da wäre es 19 Jahre alt geworden. Zwei Jahre vorher waren wir schon überrascht gewesen, dass er noch rüber gekommen war. Ich kaufte mir ein gebrauchtes Fahrrad und einen Hänger, in dem ich auch den Hund mitnehmen konnte zusätzlich zu den Einkäufen.
Und dann ging es schneller: Im August 2020 fuhr mir ein 82jähriger mit Vollgas rückwärts in mein geparktes Auto. Angeblich war er von der Bremse abgerutscht. Es entstand Totalschaden. Seitdem haben wir kein Auto mehr. Und wir merken, dass wir eigentlich recht gut drauf verzichten können.
Einzig zu einem Laden kommen wir nicht mehr hin, was allerdings während der Corona-Einschränkungen eh nicht gegangen wäre. Die schweren Getränke bringt inzwischen ein lieber Nachbar mit. Und statt meinen Freund ins Krankenhaus zu fahren gab es jetzt eben schon zweimal den Rettungswagen. Aber es geht alles irgendwie. Und von dem gesparten Geld könnten wir uns auch mal ein Taxi leisten, wenn die derzeitigen Umstände nicht alles auffressen würden.
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