Wie geht ihr mit einem Trauma um?

Ich bin ein großer Fan der Serie Private Practice, wobei da natürlich auch Schicksalsschläge thematisiert werden. So hatte beispielsweise die Figur Violet ein Trauma erleiden müssen, weil sie hochschwanger von einer psychisch Kranken überfallen wurde, die sie betäubt hat und ihr dann zu Hause das Baby aus dem Bauch geschnitten und es dann entführt hat. Violet überlebte knapp, war aber so traumatisiert, dass sie ihr Kind ein Jahr lang gemieden hat und keine Kraft hatte, es anzusehen und eine Bindung zu ihm aufzubauen. Sie war ein richtiges Häuflein Elend und brauchte viel Zeit für sich und verkroch sich eher.

Ein anderer Charakter, Charlotte, wird in einer Folge im Krankenhaus überfallen, vergewaltigt und zusammen geschlagen. Jedoch ist ihr das so unangenehm, dass sie die Vergewaltigung verschweigt. Sie behauptet einfach, dass sie nur überfallen wurde und man ihr Portemonnaie gestohlen hätte und dass ansonsten nichts passiert sei. Sie möchte nicht wie ein Opfer angesehen und behandelt werden und versucht größtmögliche Kontrolle über ihr Leben zu bekommen, in dem sie das Gefühl von Hilfslosigkeit und Machtverlust nicht zulässt. Sie tut größtenteils dann so, als wäre nichts gewesen und versucht sich normal zu verhalten.

Ich weiß gar nicht, wie ich bei einem Trauma reagieren würde. Würde ich mich verkriechen und heulen? Würde ich stark sein, es verdrängen und so tun als wäre nie etwas gewesen? Ich weiß es wirklich nicht. Wie würdet ihr reagieren und warum?

So ein richtiges Trauma habe ich glaube ich noch nie gehabt. Wobei ich beispielsweise schon ab und zu Angst hatte und dann habe ich immer versucht mich dieser Angst zu stellen und daran zu arbeiten. Meiner Meinung nach wird man bei einem Trauma verschiedene Stufen durchgehen und man braucht manchmal auch sicherlich ein bisschen professionelle Hilfe. Man kann es sicherlich nicht gleich perfekt überwinden, sondern wird sicherlich erst mal am Boden zerstört sein und auch weinen, aber langfristig wird man es überwinden können.

Ich denke, dass man ein Trauma nicht einfach durch "ein wenig am Boden zerstört sein oder ein wenig weinen" bearbeitet. Auch denke ich, dass nicht nur "ein bisschen psychologische Hilfe notwendig ist" und dass es auch nichts bringt, das Problem einfach zu überspielen.

Ich habe bei mir bemerkt, dass ich zum Kontrollfreak wurde. Dinge, die nicht perfekt waren, habe ich immer neu gemacht und das betraf teilweise auch aufwendigere Dinge oder ich habe Termine kontrolliert und habe sogar das was ich sage ständig abgewogen oder zurückgehalten. Wenn man ein Trauma überlebt hat, dann versucht man es irgendwie zu verdrängen, aber eine Vergewaltigung oder andere Dinge kochen gerne mal hoch und können das ganze Leben bestimmen.

Das Trauma steht und geht zudem mit dem sozialen Umfeld. Oft wird sich isoliert oder man frisst seine Probleme in sich hinein oder man will die Hilflosigkeit nicht annehmen. Aber man braucht Hilfe und sollte sie auch annehmen. Ohne Hilfe wüsste ich manchmal nicht, was mit mir geschehen wäre und ich würde mich weiterhin schämen, aber es gibt keinen Grund dazu. Und ich hoffe, dass ich das Trauma irgendwann in meinen Lebenslauf integriere und einfach damit leben kann.