Wie findet ihr längere Sonntagsöffnungszeit bei Bäckereien?
Bäckereien durften bisher sonntags nicht den ganzen Tag geöffnet haben. Dies hat jetzt Bundesgerichtshof neu festgelegt. Bisher hätten Bäckereien zuschauen müssen wie Tankstellen und Co. die billige Industrieware verkauft haben, während sie selbst nur wenige Stunden am Sonntag öffnen durften. Jedoch ist gerade der Sonntag einer der verkaufsstärksten Tage für Bäckereien. Am großzügigsten waren bisher die Vorschriften in Berlin, dort dürfen Bäckereien von 7 bis 16 Uhr öffnen, in Bayern dagegen waren nur drei Stunden erlaubt.
Jetzt kommt nach dem neuen Gerichtsurteil das Gaststättenrecht ins Spiel. Es erlaubt dem Schank- oder Speisewirt auch außerhalb der gesetzlich geregelten Sperrzeit „zubereitete Speisen“ abzugeben wenn diese zum sofortigen Verzehr gekauft werden. Bäckereicafés zählen laut Gericht (BGH) zu Gaststätten und Brötchen und Brot zu zubereitenden Speisen. Es scheint so als ob Bäcker nur ein paar Esstische und Stühle aufstellen und ein Café anmelden müssen damit sie länger Sonntagsbrötchen verkaufen dürfen.
Wie findet ihr den neuen Beschluss vom BGH? Haben euch die bisherigen Öffnungszeiten völlig ausgereicht oder freut ihr euch über die längeren Öffnungszeiten am Sonntag? Denkt ihr die Umsätze der Bäckereien werden sich dadurch entscheidend steigern?
Ich gehe sonntags in aller Regel gar nicht einkaufen, es sei denn es gibt mal einen verkaufsoffenen Sonntag mit Rahmenprogramm. Mir reicht es völlig aus, dass mittlerweile fast alle Läden von montags bis samstags und bis 21 oder 22, manchmal sogar bis 24 Uhr, geöffnet haben, und zur Not gibt es immer noch Tankstellen. Selbst an einem stressigen Arbeitstag mit Überstunden schaffe ich es problemlos noch zum Supermarkt um die Ecke, auch wenn dann vielleicht frische Backwaren schon ausverkauft sind. Diese hole ich meistens aber sowieso auf Vorrat und friere sie ein, anstatt tagtäglich zum Bäcker zu pilgern.
Wenn ich wirklich mal sonntags eine Bäckerei aufsuche, dann tue ich das für ein frisches Frühstücksbrötchen oder ein warmes Buttercroissant, und das hole ich definitiv vor 10 Uhr. Dementsprechend würde es mich nicht stören, wenn Bäcker ihre Türen am Sonntag weiterhin am frühen Mittag schließen würden. Nachmittags würde ich persönlich nichts mehr holen, da ich meine Vorräte für die Woche bis Samstag einkaufe und Dinge wie Kaffee und Kuchen bevorzugt in Cafés oder Restaurants genieße.
MaximumEntropy hat geschrieben:Mir reicht es völlig aus, dass mittlerweile fast alle Läden von montags bis samstags und bis 21 oder 22, manchmal sogar bis 24 Uhr, geöffnet haben, und zur Not gibt es immer noch Tankstellen. Selbst an einem stressigen Arbeitstag mit Überstunden schaffe ich es problemlos noch zum Supermarkt um die Ecke, auch wenn dann vielleicht frische Backwaren schon ausverkauft sind.
Hier in Bayern ist das leider wegen unseres Ladenschlussgesetzes nicht so. Spätestens um 20 Uhr ist alles geschlossen, und speziell in meinem Stadtviertel schließen viele Geschäfte schon um 18:30 Uhr. In der Tat schaffe ich es häufig nicht oder gerade noch kurz vor knapp, gegen 19:45 rasch noch in einen Supermarkt zu springen, bevor geschlossen wird. Allzu oft bleibt mir aber nur das Ladenangebot im Hauptbahnhof, wo ich schon fast Stammkunde bin.
Was die Bäckereien betrifft, sind diese andererseits in meinem Stadtviertel sowieso schon seit langem am Sonntag ganztägig geöffnet, weil jeweils ein kleines Café integriert ist. Daher bin ich es gewöhnt, am Sonntag frische Backwaren fürs Frühstück kaufen zu können, falls ich Bedarf habe. In dieser Hinsicht ändert sich nichts für mich durch die neue Regelung.
Für mich ändert sich auch nichts. Sämtliche Bäckereien in meinem Umkreis sind entweder in einen Supermarkt integriert oder betreiben ein Café nebenbei und umgehen so die Sonntags-Semmeln-Regelung. Alleine deswegen habe ich diese schon immer als Mogelpackung angesehen. Wie schon erwähnt, ein paar Tische und Stühle und eine Kaffeemaschine reichen ja aus, um diese Regelung zu umgehen.
Mein Stamm-Bäcker hat sonntags sogar bis 17.00 Uhr geöffnet und macht samstags dafür entsprechend früher zu. Ich finde auch, dass die Regelungen zur Sonntagsruhe selbst hier im erzkatholischen Bayern schon lange so aufgeweicht sind, dass sie kaum noch Sinn ergeben. Wieso soll das Personal beim Bäcker ein größeres Recht auf einen freien Sonntag haben als die Mitarbeiter im Café oder Restaurant nebenan? Ganz zu schweigen von den vielen Berufen vom Tourismus über Kultur bis hin zur Sicherheit, wo kein Hahn danach kräht, ob die Beschäftigten vielleicht Familie haben oder was auch immer.
Gerbera hat geschrieben:Wieso soll das Personal beim Bäcker ein größeres Recht auf einen freien Sonntag haben als die Mitarbeiter im Café oder Restaurant nebenan? Ganz zu schweigen von den vielen Berufen vom Tourismus über Kultur bis hin zur Sicherheit, wo kein Hahn danach kräht, ob die Beschäftigten vielleicht Familie haben oder was auch immer.
Ich habe auch nie ganz verstanden, warum ein Ladenangestellter einen dringenderen Anspruch auf einen frühen Feierabend oder einen freien Sonntag hat, als jemand, der im Restaurant, Kino, Theater, öffentlichen Verkehr etc. arbeitet. Andererseits habe ich umgekehrt auch schon ganz strikte Meinungen gelesen, die gefordert hatten, auch die Restaurants, Kinos etc. ab 20 Uhr zu schließen.
lascar hat geschrieben:Andererseits habe ich umgekehrt auch schon ganz strikte Meinungen gelesen, die gefordert hatten, auch die Restaurants, Kinos etc. ab 20 Uhr zu schließen.
Das wäre ja an sich nur konsequent. Strikt logisch betrachtet gibt es, wenn es nicht gerade um Leben, Gesundheit und/oder Sicherheit geht, keinen Grund, manchen Arbeitnehmern ihren Feierabend vorzuenthalten, während andere bis nach Mitternacht in der Küche oder auf der Bühne stehen. Vom Schichtbetrieb ganz zu zu schweigen. Dennoch bin ich ganz froh, auch noch nach 20 Uhr ins Theater oder Restaurant gehen zu können.
Meine zugegebenermaßen völlig unbewiesene Theorie ist ja, dass in vielen Köpfen, gerade hier in unserer oft sehr konservativen weiß-blauen Heimat, noch das Klischee(!) herumgeistert, dass in Supermärkten, Bäckereien und dergleichen vor allem Frauen arbeiten, die sich auf diese Art etwas "dazuverdienen", sprich qualitativ und quantitativ irrelevante Arbeit leisten, aber eigentlich Mann und Kinder daheim haben, die dadurch zu kurz kommen, wenn Mama bis Mitternacht an der Registrierkasse hockt. Stichwort "Schleckerfrauen".
Wenn Papa im Lager dagegen Nachtschicht hat, ist das nicht so "schlimm", weil die Wirtschaft ja brummen muss und die traditionelle Rolle ja sowieso die des Brötchenverdieners ist. Wie gesagt, ich kann diese Theorie weder beweisen noch behaupten, dass ich sie gutheiße, aber ich bin felsenfest der Überzeugung, dass etliche Köpfe hinter der Sonntags-Semmel-Regelung tatsächlich der Überzeugung sind, dass die Frauen hinter der Bedientheke ja sonst keine Zeit mehr für Haushalt und Kinderbetreuung haben.
Ich halte das Ladenschlussgesetz eh für komplett veraltet und bin der Meinung, dass man das langsam mal abschaffen könnte. In anderen Ländern funktioniert das auch gut ohne und die Leute arbeiten sich nicht zu Tode und die meisten Geschäfte haben natürlich auch nicht 24 Stunden geöffnet, weil der Bedarf gar nicht da ist.
Ich kaufe Sonntags nur sehr selten Brötchen, aber wenn dann tatsächlich nicht zum Frühstück sondern als Proviant für Wanderungen oder zum Abendessen. Von daher würde es mich schon stören wenn Bäckereien hier so eingeschränkt wären wie in Bayern. Wir haben aber mehrere Bäckereien / Konditoreien mit Café, da bekommt man auch Abends noch ein Brot.
Für mich persönlich ändert sich ebenfalls nicht. Die Bäckerei meines Vertrauens hat eh Sonntags geöffnet, weil sie nebenan eine Gaststätte und ein Restaurant führt und "beliefert" und daher konnte ich mir Sonntags eh bereits immer frische Brötchen und Croissants besorgen. Daher ändert sich auch jetzt für mich nichts.
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