Wie familienfreundlich ist eure Arbeit?

vom 01.09.2016, 07:29 Uhr

Es gibt Betriebe, beziehungsweise Arbeitgeber, die sehr familienfreundlich sind, während es auch das genaue Gegenteil gibt. Meine Bekannte, die selbst zwei Kinder hat, hat da wirklich Glück. Immer dann, wenn spontan etwas mit ihren Kindern ist oder diese irgendwelche Termine haben, bekommt sie sofort frei. Ihr Chef hat da vollstes Verständnis. Darüber hinaus ist es bei Betriebsfeiern auch so, dass nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Familien eingeladen sind.

Allerdings kann es natürlich auch anders sein, so dass es vielleicht schwer sein kann, Familie und einen Job unter einen Hut zu bekommen, wenn der Chef sich da querstellt. Wie ist es bei euch auf der Arbeit? Würdet ihr euren Job im Allgemeinen als familienfreundlich bezeichnen? Und wie sieht es mit eurem Arbeitgeber aus?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich würde meinen aktuellen Job nicht als unbedingt familienfreundlich bezeichnen. Es gibt zwar die Gleitzeit, die viele Mitarbeiter auch nutzen, da sie so stressfrei vor der Arbeit noch die Kinder noch in den Kindergarten oder in die Schule fahren können. Das war es aber auch schon finde ich. Denn eine betriebsinterne Kita gibt es nicht und die Kita-Plätze sind hier sehr knapp bemessen.

Bei meiner zukünftigen Arbeitsstelle sieht das ganz anders aus. Dort ist nicht nur Gleitzeit, sondern es gibt auch eine betriebsinterne Kita, wo man theoretisch auch schon Neugeborene abgeben könnte. Viele Mütter machen das dann auch direkt nach dem Mutterschutz. Die Öffnungszeiten der Kita sind sehr flexibel, von 6:30 bis 18 Uhr, sodass man da keinen Druck hat und so. Ich finde das schon sehr familienfreundlich, vor allen Dingen weil man so die akademischen Mütter langfristig bindet und das ist ja wiederum ein Vorteil für das Unternehmen, weil so keine Ressourcen bzw. Humankapital verloren geht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Meine Arbeit stellt sich als familienfreundlich dar. Sie sagt, dass sie auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingeht. Bei Betriebsfeiern werden die Mütter dazu aufgefordert ihre Kinder mitzubringen, dies wird dann auch gerne entgegengenommen. Aber was die Arbeitszeiten angeht, lässt es sich da schwer verhandeln. Wir haben mehrere Mütter, die nur Frühschicht oder Nachtschicht dadurch machen können. Einige sogar nur Frühschicht. Dies wurde bis dato so hingenommen.

Aber auf einmal wird es umgedreht, da sich einige Mitarbeiter, die keine Kinder haben, darüber beschwert haben. Somit müssen nun alle Mitarbeiter alle drei Schichten machen, ob sie Kinder haben oder nicht. Aber bislang ist dies auf den Dienstplänen noch nicht umgesetzt. Die Mütter haben aber auch einen Vertrag mit drei Schichten unterschrieben. Sie haben sich aber tierisch darüber aufgeregt, weil einige auch alleinerziehend sind und es eben nicht geht, dass jemand auf die Kleinen aufpasst. Mal sehen wie sich das familienfreundliche entwickelt.

Irgendwann möchte ich ja nun auch mal Kinder. Nur ich habe das Glück, dass sich mein Mann kümmern könnte, denn er arbeitet nicht. Somit könnte ich arbeiten gehen, egal welche Schicht.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



@Iggiz, ehrlich gesagt kann ich durchaus verstehen, das sich die Mitarbeiter die keine Kinder haben sich beschwert haben, denn im Endeffekt müssen sie es irgendwie ausgleichen, zu Lasten von ihrer Flexibilität und das kann schon irgendwann auch frustrieren. Jedoch finde ich die Lösung ganz oder gar nicht auch nicht richtig, es hätte da sicherlich auch noch einen Mittelweg gegeben, mit dem alle zufrieden gewesen werden auch die Mitarbeiter mit Kindern nicht vor eine eventuell unlösbare Aufgabe stellt.

Bei uns ist es eigentlich so, das unsere Firma per se sehr familienfreundlich ist. Wir haben zwar auch keine firmeneigene Kita, dafür sind wir schlichtweg zu klein, aber es wird ein Betreuungszuschuß gezahlt und fast jeder Arbeitsplatz ist auch in Teilzeit zu besetzen, was wirklich toll ist. Dazu haben wir alle Gleitzeit, so das auch der Start und Ende flexibler gestaltet werden kann und wenn mal ein Kita-Streik ist oder ähnliches, dann findet sich immer eine Lösung von Home-Office über Arbeitstagetausch bis hin zu, das die Kinder mitgebracht werden. Das hilft natürlich enorm.

Allerdings hat das ganze irgendwo auch seine negativen Seiten, denn logischerweise gehen die Mitarbeiter mit Kindern die in Betreuung sind extrem pünktlich und wenn dann noch eine eilige Arbeit auf den Tisch kommt, dann dürfen das immer die Vollzeit Kinderlosen mit abarbeiten und nicht selten häufen sich bei denen dann die Überstunden oder private Termine dürfen verschoben oder abgesagt werden. Das schürt auf Dauer schon ein wenig Missgunst und auch Demotivation, weil einfach mit zweierlei Maß gemessen wird.

Leider ist das bei mir in der Abteilung auch ähnlich, wir sind zur Hälfte Teilzeitmitarbeiter mit Kindern und Vollzeitmitarbeiter ohne Kinder. Es wird auch vom Vorgesetzten stillschweigend erwartet das die Kinderlosen alles auffangen und ihre Freizeit opfern, aber auch eine Kollegin mischt da kräftig mit, da kommt nur, ich muss weg, mach Du mal fertig. Sowas geht auf Dauer nicht gut, denn zumindest von meiner Vorgesetzten wird es dann auch nicht honoriert, das man quasi sein halbes Privatleben opfert für Überstunden oder eilige Arbeiten und das eben nicht nur für die Firma, sondern auch für den Kollegen mit Kindern damit dieser pünktlich gehen kann. Das äußerst sich darin, das ich als Vollzeitangestellt im Verhältnis deutlich mehr leisten muss um einen Bonus zu erhalten, als jemand mit Kindern.

Bitte nicht falsch verstehen, ich weiß das Betreuungszeiten fix sind und das viele Eltern keine andere Wahl haben, als pünktlich zu gehen und das es häufig ein Wettlauf gegen die Uhr ist und auch das man eine Menge organisieren und planen muss um Arbeit, Kinder etc. unter einen Hut zu bekommen. Ich bin auch gerne bereit da zu unterstützen oder mal was abzunehmen, ich finde nur diese teilweise, vorherrschende Selbstverständlichkeit von Seiten der Eltern, natürlich nicht alle, das die ohne Kinder es schon auffangen nicht grade gut und das dies teilweise durch Vorgesetzte unterstützt wird, in dem mit zweierlei Maß gemessen wird.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wieso muss eine Arbeit heute immer familienfreundlich sein? Wenn man arbeiten geht muss man doch schon im Vorfeld wissen oder hat sich Gedanken gemacht, wie man Beruf und Familie unter einen Hut bekommt. Natürlich kann man mit seinen Arbeitgeber reden und stimmte Regelungen treffen.

Ich hatte auch zwei Kinder und bin halbe Tage arbeiten gegangen und mein Mann war den ganzen Tag arbeiten oder irgendwo auf irgendwelchen Seminaren oder Fortbildungen, hatte auch keine Großeltern die sich vielleicht um Kinder kümmern könnten. Wo die Kinder kleiner waren hat mich mein Chef sehr unterstützt und ich konnte in Ruhe arbeiten. Dafür bin ich ihn heute noch dankbar.

Ich habe mir bevor ich da angefangen habe keine Gedanken über familienfreundliche Arbeit gemacht, denn ich war froh Arbeit zu haben und einen kleinen Betrag zum Familieneinkommen bei tragen zu können. Ich verstehe das alles gar nicht, denn zu der heutigen Zeit gibt es doch Möglichkeiten mit seinen Arbeitgeber über seine Familiensituation zu sprechen und bestimmte Regelungen zu treffen.

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Baerbel, was gibt es daran nicht zu verstehen? Es gibt so viele Jobs, die man eben nicht machen kann, wenn man die Betreuung von Kindern sicherstellen muss und nicht der Partner oder Verwandte ganz viel Zeit investieren. Da nützt es auch nichts, dass mit dem Arbeitgeber zu reden.

Ich habe früher zuerst auch am Wochenende arbeiten müssen und hatte regelmäßig Rufbereitschaft in der Nacht. Das ist nicht mit Kindern zu vereinbaren, wenn du niemanden hast, der dann da ist. Danach hatte ich Arbeitszeiten von Montag vormittags bis folgenden Montag vormittag. Jeden Tag arbeiten von 9 bis 21 Uhr, danach nahtlos Bereitschaft bis zum Morgen. Wohnen in der Dienstwohnung und dann eine Woche frei. Das geht mit Kind auch nur, wenn jemand anderes komplett die Betreuung übernimmt.

Später hatte ich dann einen Arbeitgeber, der hatte eine komplette Kinderbetreuung im Unternehmen. Da bekam man bereits Säuglinge unter. Wollte man eine andere Betreuung, hat er sich an den Kosten beteiligt. Außerdem gab es eine Babyausstattung für das eigene Büro, einen Firmenwagen mit privater Nutzung, Tankkarte und immer dem passenden Kindersitz, Home Office Zeiten und viel Freiheit bei der Arbeitszeit.

Das war extrem kompatibel mit Kindern. Da konnte ich ohne Probleme direkt nach dem Mutterschutz Vollzeit gehen, obwohl ich die Kinderbetreuung fast komplett allein gestemmt habe. Auch als Alleinerziehende wäre das machbar gewesen. Je nach Job und Branche ist das einfach sehr unterschiedlich.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Baerbel, was gibt es daran nicht zu verstehen? Es gibt so viele Jobs, die man eben nicht machen kann, wenn man die Betreuung von Kindern sicherstellen muss und nicht der Partner oder Verwandte ganz viel Zeit investieren. Da nützt es auch nichts, dass mit dem Arbeitgeber zu reden.

Kann ich so unterschreiben, denn bei mir war es nicht anders. Schichtzeiten von 6-18 Uhr und von 18-6 Uhr. Dazu Wochenende und Feiertage quasi 365 Tage im Jahr nach einem starren Schichtplan. Mit 20 Tagen Urlaub kommt man ebenfalls nicht weit, dass man die Schließtage der Krippe abdeckt und somit bleibt eigentlich nur, dass man sich einen anderen Job sucht was ich auch getan habe.

Wirklich "reden" hilft dort nichts, denn der Chef muss einfach sicherstelle, dass der Rettungswagen an 24 Stunden am Tag parat steht und das das ganze Jahr über. Da gibt es keine Diskussion oder andere Lösungen. Oder meinst du wirklich, dass der Rettungswagen jeden morgen 4 Stunden unbesetzt stehen bleibt weil die Krippe noch nicht offen hat und Mutter das Kind Zuhause betreuen muss bis diese öffnet?

Länger arbeiten von den Kollegen ebenfalls nicht machbar, denn nach 12 Stunden Dienst spricht sich auch das Arbeitsschutzgesetz dagegen aus und fordert eine lange Pause. Hätte der Mitarbeiter nochmals die gleiche Schicht am nächsten Tag, dann darf er diese nicht ausüben und der Chef darf einen Ersatz suchen der natürlich auch kostet.

Im Rettungsdienst kannst du es dir nicht aussuchen wann und wie du arbeitest, entweder du kriegst es geregelt mit deinem Familienleben oder es folgt die Kündigung nach kurzer Zeit, wenn du sie nicht vorher selbst eingereicht hast. Nett ist auch das Gesetz für Alleinerziehende mit einem Anspruch auf einen Tagesarbeitsplatz, kann man theoretisch zwar durchsetzen aber praktisch wird es immer abgelehnt, da es ebenfalls bedeuten würde ein anderer Mitarbeiter macht nur noch Nachtschicht und das geht auch wieder nicht von einem anderen Gesetz her, zumindest im Bereich des Rettungsdienstes.

Halbtagsarbeiten ist auch eine nette Sache, machen wir aus den 12 Stunden einfach mal 6. Auch nur in der Theorie machbar, wenn der Rettungswagen gerade unterwegs ist, dann sind aus den 6 Stunden auch schnell 8-9 geworden und ein Tausch nicht möglich. Zudem finde einmal der das mitmacht, wenn die Bezahlung eh unter aller Sau ist. Dort legst du dann mehr für Fahrtkosten zu den Wachen hin als du verdienst und entsprechend nimmt auch niemand solche Stellen an, die so aufgeteilt werden.

Jetzt habe ich einen Bürojob und auch dort ist es alles andere als Familienfreundlich. Kind kann nicht mitgebracht werden, wenn die Krippe zu hat habe ich die selben Probleme wie vorher auch. Mit sehr viel Augen zudrücken und missachten von mehreren Vorschriften geht es schon einmal, dass das Kind mit auf Arbeit kommt. Aber das darf halt niemand mitbekommen.

Förderung in Form von Geld gibt es zwar, aber das war es auch schon. Ansonsten stehen nur die gesetzlichen Urlaubstage zur Verfügung und das Krankschreiben lassen auf Kind mit 20 Tagen für Alleinerziehende. Darüber hinaus darf man sich einen Kopf machen wie man das alles gebacken bekommt und halbtags Arbeiten existiert hier auch nur in der Theorie. Da braucht man auch nicht mit dem Arbeitgeber sprechen oder dem Vorgesetzten, es gibt starre Vorschriften die einfach nur stur befolgt werden. Ein Abweichen könnte eine andere Person bereits den Job kosten und wer nimmt so etwas schon auf die eigene Kappe für jemand anderen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



@Starchild: Es war ja teilweise nicht mal die Mütter mit ihren Kindern Schuld. Es wurde jemand kinderloses gefragt, ob er einspringen kann, und da hieß es, nein, ich kann nicht, ich will feiern. Als Chefin wäre ich auch genervt, wenn keiner zum Arbeiten kommen könnte. Somit wird halt im Betrieb wieder Gleichberechtigung gegeben, aber einige werden es nicht schaffen, aber bisher ist da auch nichts in Kraft getreten und viele Mütter haben dann auch gesagt, dass sie sich etwas anderes suchen.

Es wurde gerade von Müttern dann das Gespräch zur Chefin gesucht und was ich so mitbekommen habe, hieß es dann nur so, "Warte doch mal ab, wir schaffen das!". Von daher glaube ich, dass die Chefin es nur als Androhung gemeint hat, denn wer vier Monate später dies immer noch nicht durchführt, hatte es nie ernsthaft vor.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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