Wie falsche Stellenbesetzung vermeiden können?
Laut einer Studie der Münchner Personalberatung Pape sind selbst erfahrene Personalmanager nicht vor Fehlern geschützt. So wurden 3000 Personalmanager befragt und knapp ein Drittel gab an, im vergangenen Jahr mindestens eine Stelle falsch besetzt zu haben. Das ist natürlich nicht gerade wenig, zumal eine Fehlentscheidung ja auch Kosten verursacht. Wie kann man aber in Zukunft eine solche Fehlentscheidung vermeiden? Fehlen da besondere Schulungen? Fallen euch vielleicht noch einige Strategien ein?
Wie willst du das verhindern? Man kann einem Menschen nur vor den Kopf schauen und versuchen auch Gestik und Mimik und dem gesagten das abzuleiten, was eben möglich ist. Aber wenn einem ein Kandidat gegenüber sitzt, der in der Lage ist, sich auf eine Situation perfekt einzustellen, dazu noch ein gewisses schauspielerisches Talent besitzt und auch in der Lage ist, auf die gestellten Fragen die dann passenden Antworten zu geben, dann kann fast niemand erkennen, ob dieser Kandidat wirklich geeignet ist oder ob er etwas vormacht, nur um die Stelle zu bekommen.
Auch Zeugnisse und andere Unterlagen helfen da nicht unbedingt, denn in Zeiten der digitalen Medien wird es immer einfacher Dokumente zu fälschen und das muss erstmal auffallen. Ich selber habe schon mehrfach gefälschte Dokumente gesehen, wo es teilweise eher Zufälle waren, das das aufgefallen ist und teilweise ist es aufgefallen, weil schlampig gearbeitet wurde.
Wie also will man da etwas schulen, wenn jemand perfekt schauspielern kann? Es gibt gewisse Strategien, die man anwenden kann, aber auch die helfen nicht vor jedem Fehler.
Übrigens sind es nicht immer die Personalmanager die diese Fehlentscheidungen treffen, sondern oft ist es die Fachseite die doch unbedingt darauf besteht, diesen oder jenen Mitarbeiter einzustellen, auch wenn der Personalmanager sagt, nein, da stimmt etwas nicht. Aber Schuld ist trotzdem der Personalmanager obwohl er die finale Entscheidung gar nicht getroffen hat.
Ich habe einen solchen Fall selber schon gehabt. Ich habe klip und klar geäußert, dass ich die Kandidatin nicht für geeignet halte und sie meiner Meinung nach die tägliche Fahrtstrecke unterschätzt und sie dazu auf Dauer keine Lust hat. Die Fachseite hat sich durchgesetzt und was ist passiert, am dritten Tag ist die Kandidatin nicht mehr zur Arbeit erschienen und weitere 2 Tage später hat sie dann gekündigt mit der Begründung die Entfernung ist ihr zu weit.
Ich glaube auch, dass man das nicht völlig vermeiden kann. Man weiß ja nie, was derjenige wirklich denkt. Und es ist für Bewerber auch schwer abzuschätzen, wie dann die tatsächliche Tätigkeit aussieht. Das ging mir auch immer wieder so, dass ich dann von der tatsächlichen Praxis in einem Unternehmen überrascht war.
An mir als Bewerberin wurde einmal eine Strategie angewandt, die offensichtlich darauf abzielte, meine perfekt einstudierte Fassade als ideale Mitarbeiterin, die auf alles die passenden Antworten weiß und immer schön auf Lächeln, Händedruck und Augenkontakt achtet, zu erschüttern und mich sprichwörtlich aus der Fasson zu bringen. Das war recht unangenehm und hat auf mich keinen guten Eindruck hinterlassen.
Beispielsweise hat man mich zuerst nur sehr flüchtig und herablassend begrüßt, dann erst einmal dumm herumstehen lassen, mir spontane Zusatzaufgaben gestellt und generell dafür gesorgt, dass ich mich nicht wohlfühle. Und da ich nicht davon ausgehe, dass das Unternehmen sich absichtlich als einen Laden präsentiert, in dem miserable Umgangsformen herrschen und sich jeder unprofessionell und hemdsärmlig gibt wie nur was, kann ich nur annehmen, dass es sich um eine Taktik handelt, um herauszufinden, wie ich unter Stress reagiere. Als niederste Sachbearbeiterin ohne Führungskompetenzen, aber das nur nebenbei.
Diese Herangehensweise hat in meinen Augen vielleicht den Vorteil, dass die Bewerber ihre Maske fallen lassen, aber eben auch den Nachteil, dass viele qualifizierte und geeignete Kandidaten das Weite suchen, weil sie sich (wie ich damals) denken: "Wenn die mich beim Vorstellungsgespräch schon behandeln wie ein viktorianisches Dienstmädchen, kann es eigentlich nur schlimmer werden!" Von daher glaube ich nicht, dass es eine vernünftige Methode gibt, einerseits Leute zu durchschauen, andererseits sie nicht auf die Palme zu bringen.
Da helfen nur Routine und Menschenkenntnis, und die kann man nun mal täuschen. Ich hatte im Studium auch etliche Nebenjobs, die ich nur deswegen bekommen habe, weil ich durchaus mal eine Stunde lang so tun kann, als sei ich eine aktive, fitte, taffe Macherin, die gerne mit Menschen zu tun hat und sich in geselliger Runde, am besten noch bei Streit, total wohlfühlt. Aber wie gesagt, das waren befristete Aushilfsjobs, die ich um des Geldes willen unbedingt haben wollte. Auf Dauer hätte man mich da garantiert gefeuert.
Wie will man das denn vermeiden? Man sieht nur den Menschen, dessen bisherige Leistungen und dann muss man entscheiden. Wenn jemand sich im Gespräch zu schüchtern gibt, dann kann er schon mal schneller raus sein und letztendlich sind gute Note auch keine gute Aussage über das, was jemand leisten kann. Man kann nur aus dem Bauch heraus entscheiden und damit kann man daneben liegen.
Wer gibt schon freiwillig zu nichts draufzuhaben? Das wird wohl bei keinem der Fall sein und so kommen Menschen in solchen Gesprächen weiter, die sich selbstbewusst geben und gut reden können. Dass man da ab und zu mal den Falschen einstellt ist klar und irren ist auch menschlich. Ich sehe darin kein Problem, ja noch nicht mal Verbesserungsbedarf, weil man es einfach nicht ändern kann.
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