Wie falsche Diagnose bei Asthma vermeiden können?

vom 23.01.2018, 11:16 Uhr

In einem anderen Beitrag habe ich ja schon berichtet, dass viele Patienten eine falsche Diagnose erhalten und Medikamente verschrieben bekommen. Oftmals sollen die Patienten die Medikamente dann ihr Leben lang einnehmen, auch wenn dies teilweise gar nicht nötig wäre.

Forscher empfehlen daher nun eine Diagnose in vier Schritten zu erstellen. Zuerst sollte ein Arzt klären, wann und wie oft die Beschwerden auftreten. Dann sollte ein Allergietest gemacht werden und die Lunge abgehört werden. Außerdem wäre ein Lungenfunktionstest durchaus noch sinnvoll.

Ich frage mich auch, ob man solche falschen Diagnosen nicht auch entdecken würde, wenn in regelmäßigen Abständen kontroliert wird, wie es sich mit dem Asthma eines Patienten verhält. Bei anderen Erkrankungen werden ja auch regelmäßig Untersuchungen durchgeführt. So sollte man dann doch sicherlich auch eine Flaschdiagnose erkennen.

Was meint ihr, kann man durch die vier Schritte-Untersuchung zukünftig eher Falschdiagnosen bei Asthma vermeiden? Würden da auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen helfen? Meint ihr, dass man die falschen Diagnose durch ausreichende Untersuchungen direkt vermeiden kann?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Eigentlich ist eine falsche Diagnose bei größeren Kindern (älter als 5 Jahre, je älter desto besser) und bei Erwachsenen leicht zu vermeiden. denn bei der Ganzkörper-Plethysmographie, auch als große Lungenfunktionsprüfung bekannt, erkennt man sehr gut, welche Probleme bestehen.

Nur gibt es diese Geräte aufgrund der hohen Kosten nur beim Lungenfacharzt und in Kliniken. Früher war das weniger ein Problem, denn der Hausarzt hat einfach überwiesen. Heute sieht das anders aus, denn die Geräte für die Spirometrie, das wäre dann die kleine Lungenfunktionsprüfung, sind nicht so teuer. Die haben viele Hausärzte und die machen den Test dann selbst. oft wird auch gar nicht genauer untersucht, das ist dann ebenso übel.

Der Haken bei der Spirometrie ist, dass die Ergebnisse schwerer zu interpretieren sind. Das heißt, ausgerechnet der Hausarzt, der eben kein Lungenspezialist ist, hat es bei der Diagnosestellung schwerer. Dazu kommt das Problem der Helferin. egal, ob kleine oder große Lungenfunktionsprüfung: Das Ergebnis steht und fällt mit der Mitarbeit des Patienten. Um die zu optimal zu erreichen, betreiben Mitarbeiter in Lungenfachpraxen einen ziemlichen Aufwand. die haben viel Erfahrung, das letzte bisschen Lungenvolumen auszureizen. Schließlich machen die den ganzen Tag nichts anderes.

Arzthelferinnen beim Hausarzt machen das nur sehr selten. Das hört sich dann ganz anders an und oft stimmt das Timing nicht. Da können die nichts für, es ist einfach nicht ihr Job. Ihnen fehlt die Erfahrung. Das, was da dann herauskommt, hilft selbst einem Spezialisten nur wenig weiter.

Dazu kommen dann auch noch die Vorurteile. ich habe seit Jahrzehnten Asthma. Als ich jung war, war jedem Hausarzt direkt klar, dass es Asthma ist. jetzt bin ich älter und rauche eben auch seit Jahrzehnten. Und was sagt jeder neue Hausarzt garantiert? Sie haben kein Asthma , sie haben COPD. :wall: Gut, das liegt zugegeben nahe. Aber ich habe immer noch keine COPD, ich habe weiterhin Asthma. Das ist übrigens kein deutsches Problem. In den Niederlanden, in Irland und in Großbritannien läuft es auch so. Bei einer Untersuchung zeigt es sich zwar, aber ohne Untersuchung sähe ich ziemlich alt aus.

Wenn die Diagnose steht, nützen weitere Untersuchungen wenig, wenn jemand kein Asthma hat. denn gut eingestellt oder bei Allergikern außerhalb der Pollensaison erreicht man durchaus vollkommen normale Werte. Gut, eingestellt bin ich in der Untersuchung gesund. Dann muss ein Provokationstest her, um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen. Nur wird der eben nicht gemacht. Warum auch? Patient hat gute Ergebnisse, die Medikation passt, weiter so.

Verhindern kann man solche Probleme ganz einfach. man geht zum Lungenfacharzt. Der bekommt die Diagnose sicher hin.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Das wundert mich gar nicht, ich erinnere mich an eine Schulfreundin, die zum Hausarzt ging und nach wenigen Sätzen mit der Diagnose Asthma und einem kleinen Inhalator wieder rausgeschickt wurde. Obwohl wir damals noch ganz jung waren, kam mir das schon extrem lapidar vor ohne echte Untersuchungen mal eben auf den Satz "ich bekomme manchmal so schlecht Luft" gleich diese Diagnose zu stellen. Vielleicht hatte sie ja wirklich Asthma, vielleicht auch nicht, ich hatte damals eher den Eindruck, dass es Stress war. Im nächsten Jahr hatte sie zumindest keinen Inhalator mehr, das war nur eine Sache von wenigen Wochen.

Ich kann mich aus dieser und anderen Erfahrungen heraus auch nur dem Rat anschließen, einen Facharzt aufzusuchen, das gilt generell für alle Volkskrankheiten wie Rheuma, Atemwegserkrankungen und Diabetes. Mir hat mal ein Arzt ohne große Untersuchung Morbus Crohn oder Colitis anhängen wollen und hatte schon den Rezeptblock in der Hand für die nicht gerade einfachen Medikamente. Wenn ich mich nicht dagegen verwehrt hätte und auf weitere Diagnostik bestanden hätte, wäre ich vielleicht jahrelang mit einer Fehldiagnose aufgrund mangelhafter Untersuchung und Erfahrung rumgelaufen. Am Ende war es nämlich nur eine profane Lebensmittelvergiftung.

» Verbena » Beiträge: 4941 » Talkpoints: 1,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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