Wie entscheiden, welche Personen man an sich heranlässt?

vom 04.08.2017, 00:21 Uhr

Ich lasse nicht so einfach andere Leute an mich heran. Ich bin generell sehr misstrauisch, so dass es auch immer sehr lange dauert, bis ich jemandem vertraue und bis ich dazu bereit bin, mich jemandem richtig zu öffnen. Außerdem muss mir eine Person auch entsprechend sympathisch sein. Mir ist es auch wichtig, dass die andere Person von sich aus den ersten Schritt macht und mich quasi erst an sich heranlässt, bevor es andersrum ist. Das gibt mir auch immer etwas Sicherheit.

Wie entscheidet ihr, ob ihr andere Menschen an euch heranlassen wollt oder nicht? Hängt das nur von der Sympathie ab oder ist es für euch auch entscheidend, wie vertrauenswürdig die Person ist, wie lange ihr sie kennt oder um welches Thema es überhaupt geht?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Was bedeutet denn in dem Kontext eigentlich, jemanden an sich heran zu lassen? Dass man ihm sehr private Dinge erzählt, das halbe Leben ausbreitet, die tiefsten Sehnsüchte und Sorgen teilt? Wenn ich das als Prämisse zugrunde lege, habe ich seit Jahren keinen "neuen" Menschen mehr an mich heran gelassen. Das hört sich jetzt vielleicht für manche traurig an, aber ehrlich gesagt sehe ich dazu auch keine Veranlassung.

Es gibt in meiner Seele mittlerweile keine Winkel mehr, die mir großartig unbekannt wären und erkundet gehörten. Probleme, die über kleine alltägliche Dramen hinausgehen, bespreche ich mit meinem Partner oder erzähle den ältesten und besten Freunden davon, aber auch da habe ich nicht mehr diesen Bedarf zum Reden, Reflektieren und Analysieren wie früher. Mit unter 30 war das noch ganz anders, da wollte ich von Freunden auch immer alles wissen und habe mein Innenleben geteilt.

Jetzt habe ich in meinem Leben schon genug Dramen erlebt und gehört, dass ich da wirklich keinen Wert mehr drauf lege, im Gegenteil. Wenn ich jemand kennen lernte, der plötzlich anfinge in unserem Alter über sein Innerstes in epischer Breite zu erzählen, würde ich Reißaus nehmen. Das muss ich echt nicht mehr haben, die Leute sollen zum Therapeuten gehen, wenn sie gar nicht klar kommen.

Bei neuen Bekannten würde für mich eher der Spaß und gemeinsame Interessen im Vordergrund stehen. Privatere Gespräche ergeben sich dann doch ohnehin über die Zeit und sollten eine gewisse Oberflächlichkeit nicht unterschreiten, sonst läuft man irgendwann Gefahr, den privaten Therapeuten spielen zu dürfen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Für mich ist "jemanden an sich heranlassen" auch eher eine klischeehafte Floskel, welche mich an seichte Fernsehsendungen oder Frauenzeitschriften erinnert: "Er ist so erfolgreich, sexy, steinreich und gut aussehend, aber er lässt niemanden an sich heran!" - "Wahrscheinlich hat er die Richtige einfach noch nicht gefunden, aber das lässt sich ändern!" In diesem Zusammenhang habe ich auch mittlerweile kapiert, worum es geht, aber im Alltag kommen solche Szenen bei mir eigentlich nie vor.

Ich bin auch eher der distanzierte Typ, der nicht jedem dahergelaufenen Trottel gleich jedes Detail aus dem Privatleben preisgibt, ohne sich Gedanken zu machen, ob das jetzt angemessen ist oder doch eher anstrengend. Deswegen kann bei den geselligen, geschwätzigen, lautstarken und distanzlosen Zeitgenossen schon der Eindruck entstehen, ich ließe niemanden an mich heran. Dabei liegt es oft nur daran, dass ich die Person einfach nicht mag und sie deswegen auf Armeslänge halte.

Andere Menschen sind mir dafür sympathischer, weswegen ich im Laufe der Bekanntschaft größere Nähe zulasse. Aber ich kann nicht behaupten, dass für mich ein Kriterienkatalog existiert, nach dem ich entscheide, zu welchen Personen ich Nähe zulasse. Sie sollten mich im Idealfall nicht bedrängen und nerven. Eine Bekannte beispielsweise versucht seit Jahren fast schon mit Gewalt, sich quasi als meine Ersatz-Mama aufzuspielen, weil sie 25 Jahre älter ist als ich. Diese Person sieze ich immer noch und ignoriere sie nach Kräften, da meine Mama tot ist und ich nicht unbedingt aufdringliches emotionales Drama um mich haben will.

Aber wenn ich merke, der Mensch ist vernünftig und kann auch mal denken, ohne zu reden, werde ich auch etwas zutraulicher. Und wie schon erwähnt, bei vielen Leuten ist es für mich auch völlig in Ordnung, wenn der Kontakt etwas oberflächlicher bleibt und sich beispielsweise nur auf ein Hobby oder Ähnliches bezieht. Man muss nicht immer sein Herz ausschütten und seine tiefsten Geheimnisse enthüllen.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann das nun gar nicht so genau sagen, aber ich bin auch eher zurückhaltend, wenn ich jemanden neu kennen lerne. Bis ich einer Person dann wirklich mein Vertrauen schenke, vergeht erst einmal auch sehr viel Zeit. In dieser Zeit beobachte ich natürlich viel und entscheide dann so ziemlich aus dem Bauch heraus, ob ich dieser Person vertrauen kann oder nicht. So genau kann ich es also nicht sagen, wie ich das entscheide, da das für mich einfach eine Sache des Gefühls ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke, dass man ziemlich schnell einmal merkt, wem man vertrauen kann und wem nicht, wenn man eine gute Menschenkenntnis hat. Wenn man natürlich schon oft enttäuscht worden ist, dann wird das ganze etwas schwieriger aussehen, was natürlich auch nachvollziehbar ist. Es gibt ja immer noch einen Unterschied zwischen Freunden und Kollegen.

Und einem Freund kann ich sehr wohl auch intime Geheimnisse anvertrauen. Das ist aber auch erst nach Jahren der Fall, wenn ich die Person wirklich gut kenne. Ich würde jetzt auch nicht Hinz und Kunz meine Geheimnisse erzählen. Das was Verbena hier schreibt finde ich jetzt auch wieder krass. Es ist ja so, dass man oft keinen Therapeuten braucht, wenn man eine gute Freundin hat.

Es sollte ein Austausch statt finden, so finde ich. Also es sollte nicht so sein, dass die eine Person bei der anderen immer Müll ablädt und die andere nicht von ihrem Privatleben erzählt. Denn so fühlt sich die eine Person dann ziemlich schnell ausgenutzt und wie ein Mülleimer. Und da gebe ich Verbena dann Recht, dann sollte sich die Person wirklich einen Psychiater suchen.

Diese Menschen nennt man auch Energievampire. Sie rauben einem die ganze Kraft und nachher fühlt man sich einfach nur noch leer. Das ist auch keine Freundschaft in meinen Augen. Eine Freundschaft ist ein Geben und Nehmen. Und klar kann eine Partnerschaft auch eine tiefe Freundschaft sein. Es gibt aber trotzdem Dinge, die ich mit einer Freundin besprechen möchte und nicht mit meinem Partner.

Außerdem gibt es einfach gewisse Dinge, die man mit Frauen eben besser besprechen kann, weil Männer da gar keine Erfahrung und keinen Zugang damit haben und weil es auch Dinge gibt, die Männer nicht interessieren. Das kann ich auch gut verstehen. Mich interessieren auch nicht alle Themen über die Männer diskutieren.

Wieder etwas anderes sind Kollegen. Beispielsweise Menschen, die man beim Ausgehen trifft oder mit denen man zusammen arbeitet. Denen würde ich jetzt nicht allzuviel erzählen und es kann einem auch das Genick brechen, wenn man einem Menschen nicht vertrauen kann.

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