Wie eine Vernunftehe beschreiben und erklären?
Ich bin nun schon einige Jahre verheiratet und wenn ich mal etwas in mich gehe, dann war es schon eine Liebesheirat. Nun habe ich aber mal gelesen, dass es auch Vernunftehen gibt und wenn mich jetzt jemand fragen würde, was das denn darstellen soll, dann hätte ich auch keine Erklärung dafür. Ich meine, was eine Zweckehe oder Scheinehe ist, das weiß ich ja noch, aber was ist denn eine Vernunftehe? Wie würdet ihr diese denn beschreiben und erklären?
Das ist schwierig. Verstehen könnte ich es allerdings, wenn ein Kind im Spiel ist. Wenn man sich nicht scheiden lassen will, weil das Kind mit einer präsenten Mutter UND einem präsenten Vater aufwachsen soll, und man sich deshalb eben zusammenrauft, Kompromisse eingeht und gemeinsam einen Weg findet, einen Alltag zusammen zu haben, ohne, dass Liebe im Spiel ist.
Es stellt sich da natürlich die Frage, wie sinnvoll so eine Entscheidung wäre, ob das nicht das dem Kind nicht letzten Endes doch ein falschen Bild vermitteln würde, und ob es da nicht andere Lösungen gibt. Aber es wäre meiner Meinung nach auch legitim. Ich persönlich möchte den Mann, den ich einmal heiraten werde und mit dem ich eine Familie gründen werde, definitiv auch lieben, und nicht nur aus ökonomischen (oder anderen) Gründen zusammenleben.
Eine Vernunftehe ist nicht, wenn Eltern zusammenbleiben oder ein Paar werden, damit das Kind beide Eltern hat. Auch ökonomische Gründe haben oder eine Heirat ohne eheliche Lebensgemeinschaft sind keine Vernunftehe. Diese Beispiele sind Zweckehen.
Eine Vernunftehe ist eine Ehe ohne die Art der Liebe, die die meisten Paare als Grundvoraussetzung für eine Beziehung ansehen. Das heißt aber nun definitiv nicht, dass sich die Partner nichts bedeuten. Nehmen wir an, dass ihr aus irgendwelchen Gründen Dauersingle seid. Langsam wird die Zeit knapp, Kinder zu bekommen. Bei Frauen tickt halt die Uhr und Männer wollen auch manchmal kein alter Vater sein.
Zudem habt ihr es satt, immer in eine leere Wohnung zu kommen. Ihr möchtet nicht immer weiter alles allein regeln und immer der Single unter Paaren und maximal Onkel oder Tante sein. Nur kommt die Liebe einfach nicht. Ihr verliebt sich gar nicht oder immer in die falsche Person, in euch verguckt sich auch kein passender Mensch.
Aber es gibt jemanden, der hat alles, was man sich von einem potenziellen Partner wünscht. Die Eigenschaften, Wünsche, Ansichten und Ziele passen, der Charakter gefällt, ihr könnt unheimlich gut reden und lachen, ihr fühlt sich wohl miteinander, nur es funkt nicht.
Wenn man auf dieser einseitig oder beidseitig vorhandenen Basis eine Beziehung eingeht und heiratet, dann hat man eine Vernunftehe. Denn natürlich kann einer lieben und der andere nicht. Oder beide sehen es pragmatisch und schätzen den anderen, aber geliebt wird nicht. Das kann gut oder fürchterlich in die Hose gehen wie jede andere Ehe auch.
Ich kenne auch Vernunftsehen bei denen Kinder im Spiel sind und man eben das Familienleben aufrecht erhält, damit die Kinder glücklich aufwachsen sollen. Ob das natürlich immer eine gute Lösung ist, steht woanders. Aber ich kenne auch Ehen, wo man aus finanziellen Gründen noch zusammen ist. Das würde ich dann aber eher als Zweckehe sehen.
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