Wie das klassische Kino wieder attraktiver machen?
Ich gehe in der heutigen Zeit fast überhaupt nicht mehr ins Kino. Es ist teuer, die Filme werden i-wie immer langweiliger und zu Hause habe ich eine große Auswahl an verschiedenen Streaming-Portalen. Außerdem läuft im Kino vor den Filmen Werbung ohne Ende und ich muss unnötig lange anstehen.
Ich frage mich, wie man das Kino insgesamt wieder attraktiver machen kann. Wären Flatrate-Angebote oder ähnliches eine Möglichkeit, um mehr Leute ins Kino zu locken? Welche Ideen habt ihr dazu?
GoroVI hat geschrieben: Es ist teuer, die Filme werden i-wie immer langweiliger und zu Hause habe ich eine große Auswahl an verschiedenen Streaming-Portalen. Außerdem läuft im Kino vor den Filmen Werbung ohne Ende und ich muss unnötig lange anstehen.
Ich persönlich finde die Angebote der Streamingdienste sowieso keinen adäquaten Ersatz zum Kino. Es werden ja nicht dieselben Produkte gezeigt und viele Streamingdienste setzen meiner Erfahrung nach zu sehr auf Serien, aber ich persönlich mag endlose Serien mit vielen Staffeln nicht so gern. Ich schätze eher den klassischen einteiligen Spiel- oder Dokufilm.
Was mir am Kino gefällt, ist das eher an einen Theaterbesuch erinnernde Gesamterlebnis, zu dem auch der große Saal, die große Leinwand und das Publikum gehören. Warum die Leute das nicht mehr mögen, weiß ich nicht so genau.
Wie man Kinobesuche auch für Kinomuffel wieder attraktiver machen kann? Schwer zu sagen, aber mir scheint oft unter anderem Bequemlichkeit ein Hauptgrund zu sein, dass die Leute nicht mehr ins Kino gehen. In der Gegenwart tendieren ja viele Menschen ohnehin zum daheim bleiben (Homeoffice, Onlineshopping und Lieferdienste, etc.), und da würde ein Kinobesuch außerhalb der eigenen Wohnung anscheinend zu viel Mühe bereiten.
Die sinkende Attraktivität von Kinos hat ganz bestimmt auch noch andere Gründe. Wenn ich mir vorstelle, erst einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Kino fahren zu müssen, oder stundenlang nach einem noch freien Parkplatz suchen zu müssen, wenn ich mit dem Auto angefahren komme, dann die Massenaufläufe und die Ansteherei an der Kasse bis zum Einlass, dann ist mir meistens schon die Lust vergangen.
Und hinterher die noch völlig im Tran passierenden Unfälle durch Unaufmerksamkeit oder die Pöbeleien auf der Straße von den Leuten, die jetzt so schnell wie möglich wieder nach Hause wollen. Auch die Superleinwände, wie in einigen Cinedoms, oder Dolby-Surround-Beschallung, die ein besonderes Kinoerlebnis versprechen, machen dieserart Nachteile nicht wett.
Dann kommt noch hinzu, dass man sich in den seltensten Fällen den Sitznachbarn aussuchen kann. Stundenlang neben krachenden Kartoffelchips knabbernden, oder durch ihren dümmlichen Kommentar jede halbwegs interessante Szene zerstörende Kinobesucher mit zu erleben, darauf habe ich keine besonders große Lust. Kann mich noch gut erinnern, wie sehr gute Pointen in der unqualifizierten Publikumsreaktion völlig untergehen können. Oder, dass man sich den Kopf verrenken muss, weil der auf dem vor einem sitzende Besucher etwas größer als "normal" ist, einem das Blickfeld verstellt.
Also sind meiner Meinung nach die Anstrengungen zur Steigerung der vermeintlich im Sinken begriffenen Attraktivität von Kino im herkömmlichen Sinne weniger Sache des Betreibers, der ganz nebenbei auch für gesteigerte Bequemlichkeit beim Sitzplatz sorgen könnte, sondern eher eine Frage des Publikums selbst. Und hier könnte man eventuell ansetzen bei der Imagepflege einer Kinoanlage. Oft ist es ja so, dass das eigentliche Erlebnis erst nach dem Kinobesuch stattfindet. Nicht umsonst sind derartige "Places" willkommene Drogentreffpunkte. Die manchmal gesteigerte Polizeipräsenz nach Ende einer Vorstellung bestätigt mir diese These. Und genau das stößt viele potenzielle Kinobesucher schon ab. Eine Patentlösung habe ich leider nicht anzubieten.
Gorgen_ hat geschrieben:Die sinkende Attraktivität von Kinos hat ganz bestimmt auch noch andere Gründe. Wenn ich mir vorstelle, erst einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Kino fahren zu müssen, oder stundenlang nach einem noch freien Parkplatz suchen zu müssen, wenn ich mit dem Auto angefahren komme, dann die Massenaufläufe und die Ansteherei an der Kasse bis zum Einlass, dann ist mir meistens schon die Lust vergangen.
Da stelle ich bei mir eine deutlich andere Präferenz- und Abneigungskombination fest. Das Hinfahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln stört mich überhaupt nicht, da ich sowieso meistens mit dem ÖPNV unterwegs bin. Ich bin das gewöhnt. Abgesehen davon gehe ich häufig gleich nach Feierabend direkt ins Kino, sodass die Kinos mehr oder weniger auf dem Nachhauseweg liegen. Eine langwierige Parkplatzsuche fällt dementsprechend bei mir auch weg.
Von Massenaufläufen habe ich bisher im Kino meistens wenig bemerkt, zumal ich am liebsten in kleinere Programmkinos gehe, wo sich der Andrang in Grenzen hält. Wenn es hoch kommt, stehen da vielleicht mal zwei oder drei Leute an der Kasse an. Abgesehen davon kann man die Tickets mittlerweile auch meistens online bestellen, sodass das Anstehen beim Ticketkauf auch vermeiden kann, wenn einen das stört.
Was das Publikum betrifft, kann ich bisher eigentlich nicht allzu viel Negatives berichten. Der berüchtigte knuspernde und quatschende Kinobesucher fällt mir ziemlich selten auf und scheint mir kein Massenphänomen zu sein (ich glaube, die haben sich inzwischen überwiegend aufs heimische Sofa begeben). Wer jetzt noch ins Kino geht (zumindest in die Filme, die mich interessieren) ist meistens interessiert und aufmerksam. Also, ich mag das eigentlich recht gern, und es ist mir lieber als zuhause vor einem Bildschirm abzuhängen.
Ich denke nicht, dass man alles über den Geldbeutel regeln kann, sprich, die Leute kommen schon wieder ins Kino, wenn es billig genug wird. Ich kann auch nur spekulieren, aber nach meiner Vermutung hat der Kultursektor im weitesten Sinne vor allem tatsächlich noch an den Nachwirkungen der diversen Lockdowns zu knabbern.
Ich habe den Eindruck, dass sich viele Leute schlicht abgewöhnt haben, zu Kultur- und Unterhaltungszwecken das Haus zu verlassen, am Ende noch abends und vollständig bekleidet. Und auch die schon erwähnten minimalen Umstände vom Busfahren über das Anstehen an der Kasse (man kann Kinotickets übrigens problemlos online kaufen) bis zur generellen Zumutung, andere Menschen um sich zu haben, "nur" für besseres Bild und DolbySurround in Kauf zu nehmen, scheint in den Augen vieler ein schlechter Tausch zu sein.
Ich selber war nie ein großer Kinofan und gehe nur selten zu den großen "Blockbustern" ins Lichtspielhaus, weil so ein Raumschiff auf meiner 60-cm-Glotze einfach nicht so gut wirkt wie auf der großen Leinwand mit Radau aus allen Richtungen. Davon abgesehen ist mir schon seit Jahren aufgefallen, dass ich für die meisten Hollywoodschinken einfach nicht die Zielgruppe bin, sondern eher junge Männer, die Explosionen und den Anblick schöner Frauenkörper mögen. Und für Arthouse habe ich nicht den Nerv. Dann wird es schon ziemlich schwierig.
Gerbera hat geschrieben:Und für Arthouse habe ich nicht den Nerv.
Das wiederum ist für mich neben Dokufilmen mein Hauptinteresse. Aber genau bei dieser Art von Filmen sind eben Streamingdienste auch meistens keine große Hilfe. Da bleibt dann doch oft nur der Weg ins Kino. Aber abgesehen davon gehe ich einfach seit jeher gern ins Kino, wobei für mich dabei nicht nur der Film selbst reizvoll ist, sondern auch das Drumherum. Besonders gern gehe ich in besondere Kinos, die schon eine gewisse historische oder kulturelle Bedeutung haben. Viele Kinos haben einen besonderen Charakter, was die Räumlichkeiten und das Ambiente betrifft, und das gefällt mir zusätzlich zum Kinoprogramm recht gut.
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