Wie beschreibt ihr eine dicke Frau?

Manchmal muss man ja aus irgendwelchen Gründen Personen beschreiben. Wenn jemand zum Beispiel den Namen nicht kennt, ich aber etwas über diese Person berichten möchte und ich weiß, dass mein Gegenüber sie vom Sehen her kennt, dann muss ich sie ja beschreiben.

Wenn sie dick ist, dann sage ich nicht dick, weil das zu negativ klingt. Ich beschreibe sie dann als etwas kräftiger oder stämmiger. Wenn es extrem ist, sage ich vielleicht, dass sie wahrscheinlich unter Adipositas leidet. Wie beschreibt ihr anderen gegenüber dicke Frauen, ohne dass es negativ klingt? Fällt es euch bei Männern leichter zu sagen, dass sie dick sind?

Adipositas ist eine Erkrankung, die nicht grundsätzlich jeder mit Übergewicht hat. Ich sage ganz einfach, dass die Person dick ist. Ich finde da nichts Schlimmes mehr dran und auch dickere Menschen leben mittlerweile mit dieser Beschreibung. Ich war ja selbst auch mal dicker. Manchmal benutze ich auch mollig oder mopsiger, aber dies auch nur im persönlichen Umfeld.

Kräftiger habe ich mir abgewöhnt seit ich Krafttraining mache, weil es doch wieder anders belegt wird. Ich muss aber auch sagen, dass sich da meine Perspektive auch geändert hat. Dick ist für mich nämlich nicht mehr negativ belegt, sondern ein ganz normaler Begriff geworden. Anders sieht es jedoch mit fett aus, das ist für mich weiterhin ein negativer Begriff, den ich nicht zur Beschreibung fremder Personen benutzen möchte.

Ich komme selten in die Verlegenheit, jemanden optisch zu beschreiben, und wenn, dann gibt es ja noch genügend andere Merkmale als ausgerechnet die Figur. Gerade bei Frauen.

Wenn ich tatsächlich jemanden beschreiben muss, etwa wenn im Job jemand die Sekretärinnen (ist leider so) nicht auseinanderhalten kann, kann ich ja immer noch sagen: Die Frau X ist die mit den kurzen Haaren/der blauen Jacke/dreht Ihnen gerade den Rücken zu. Da komme ich gar nicht in Verlegenheit zu sagen: Die Kollegin, die anderthalb Zentner mehr wiegt als die Frau X, kann ihnen sicher weiterhelfen.

Überhaupt kann ich mich nur an eine einzige Situation erinnern, zu der ich spontan eine Person aus einer Gruppe beschreiben musste und auf das offensichtlichste Körpermerkmal zurückgegriffen habe. Da habe ich die drei Zentner schwere Kollegin als "die stattliche Dame, die gerade die Treppe herunterkommt" beschrieben. Das war am einfachsten, und "fett" kann sich ja jeder selber denken, der das möchte.

Ich war noch nie in einer Situation, in der ich bei der Beschreibung eines Menschen nur die Wahl zwischen verschieden unhöflichen Umschreibungen für "dick" hatte. Wieso sollte ich herumeiern zwischen "mollig" (was mittlerweile auch nichts weiter als "fett" heißt), "gut durch den Winter gekommen" , oder "etwas kräftiger", wenn ich genauso gut ein anderes Unterscheidungsmerkmal wählen kann, das kein Minenfeld darstellt? Und wenn ich irgendwelche Anekdoten über Dritte erzähle, spielt es bei mir nie eine Rolle, wie dick die Person ist.

Ich habe so einen Fall eher selten, dass ich jemanden beschreiben muss und dabei wirklich die Frage der Figur nicht umgehen kann. In dem Moment ist es dann aber auch egal, ob ich über einen Mann oder eine Frau rede. Ich sage dann einfach, dass ich den Menschen meine, der etwas korpulent ist.

Menschen mit sehr viel Körpermasse würden Menschen, welche nicht so bepackt sind oft auch Spargeltarzan, Hänfling oder Dürrer nennen. Warum sollten wiederum schmal gebaute Menschen nicht die Wörter, Dick und Fett sagen dürfen? In beiden Fällen sind es ja genau die Wörter, welche einen Menschen natürlich verletzen können, aber auch irgendwo das Äußere beschreibt, was ein Mensch erstmal sofort sieht (jedoch nichts unbedingt über den Menschen aussagen muss) warum einer dünn oder dick ist, weiß im Prinzip ja keiner, wenn man den Menschen nicht kennt. Es kommt auf den Zusammenhang an wie und warum man solche Adjektive nutzt. Generell sollte klar sein, jede Art von Diskriminierung sollte man da lassen, wo Diese hingehören, in die unterste Schublade, fest verschlossen wo keiner rankommt.