Wie auf Telefoninterview bei Bewerbung vorbereiten?
Glücklicherweise musste ich mich schon lange nirgends mehr bewerben. Wie gut ich es da habe, machte mir letztens gerade eine Bekannte klar, die mir erzählte, dass sie letztens ein Telefoninterview bei der Bewerbung gehabt hätte, das wohl relativ katastrophal gelaufen wäre, weil sie nicht gewusst habe, was sie da erwartete und wie sie sich darauf vorbereiten sollte.
Ich war dabei auch relativ ratlos. Ich hatte noch nie von Telefoninterviews gehört. Die sollen allerdings immer beliebter werden bei Arbeitgebern, weil so eine kostengünstige Vorauswahl bei den Bewerbern getroffen werden kann und sie schon einmal einen ersten persönlichen Eindruck über die reine Bewerbung hinaus bekommen können. Aber wie bereitet man sich auf so etwas vor? Was wird dort abgefragt? Oder wird man in ein Gespräch verwickelt, um seine rhetorische Kompetenz zu zeigen? Wie muss ich mir so etwas vorstellen? Ist es dort auch üblich und gewollt, den Arbeitgeber etwas zu fragen? Oder ist das ein No-Go?
Ein Telefoninterview kann verschiedene Ziele verfolgen. Eventuell hat der Arbeitgeber nur ein paar Fragen zum Lebenslauf und will kurz nachhaken. Das Telefoninterview kann aber auch ein komplettes Vorstellungsgespräch bedeuten. Auf jeden Fall sollte man sich gut vorbereiten.
Auf Fragen zum Lebenslauf vorbereitet sein
Bei einem Telefoninterview ist es sehr wahrscheinlich, dass Fragen zum Lebenslauf gestellt werden. Deshalb sollte man seinen eigenen Lebenslauf sehr gut kennen, um gegebenenfalls zügig antworten zu können. Man sollte auch damit rechnen, dass unklare Punkte hinterfragt werden. Zum Beispiel ist es wichtig, dass man bei Lücken im Lebenslauf eine plausible Erklärung parat hat. Auch besondere Kenntnisse können hinterfragt werden. Die Angabe "Grundkenntnisse in Microsoft Office" könnte der Arbeitgeber hinterfragen. Man sollte seinen Lebenslauf nochmals gründlich durchlesen und sich in die Lage des Chefs setzen. Welche Fragen könnten gestellt werden?
Sich gründlich über das Unternehmen informieren
Am Telefon kann man auch gefragt werden, wie viel man bereits über das Unternehmen weiß. Es macht keinen guten Eindruck, wenn man hier passen muss. Vor dem Telefoninterview deshalb die Webseite des Unternehmens gut anschauen und nach weiteren Informationsquellen in den sozialen Medien suchen.
Alltagssprache meiden
In Telefonaten mit Freunden verwendet man oft Wörter die der Alltagssprache entstammen, eventuell auch noch mit einem ausgeprägten Dialekt. Merkmale der Alltagssprache sind außerdem Grammatikfehler und viele unnötigen Füllwörter ("Ähm", "eigentlich" und viele mehr). All das macht in einem Telefoninterview keinen guten Eindruck.
Auf schwierige Fragen vorbereitet sein
Es gibt schwierige Fragen, die den Bewerber sehr verunsichern können. Ein Beispiel ist: "Was sind ihre Schwächen?". Hier sollte man auf keinen Fall eine Schwäche nennen, die relevant für den Job ist. Stattdessen kann man eine Schwäche nennen, die für den gewünschten Beruf nicht von Bedeutung sind. Ein Bewerber für einen Bürojob könnte zum Beispiel eingestehen, dass es etwas am handwerklichen Geschick fehlt. Eine weitere elegante Antwort ist, dass man eine positive Entwicklung aufzeigt. Beispielsweise könnte man erzählen, dass man früher Schwierigkeiten hatte vor Menschen zu sprechen, aber im Laufe der Zeit immer besser darin geworden ist. Der ursprüngliche Schwäche ist nun zur Stärke geworden und man kann auf diese Weise die Frage sehr geschickt beantworten.
Weitere schwierige Fragen kann man googeln und sich dann schon im Vorfeld eine passende Antwort überlegen. Bei einem Telefoninterview kann man sich die Antworten auch aufschreiben. Aber es sollte nicht wie abgelesen klingen.
Den Arbeitsplatz optimal vorbereiten
Vor dem Telefoninterview ist es sehr wichtig, dass der Arbeitsplatz zu Hause gut vorbereitet ist. Der Schreibtisch ist aufgeräumt, Stift und Papier liegen parat, Notebook oder Tablet ist eingeschaltet und die Bewerbung mit allen wichtigen Unterlagen liegt auf dem Tisch.
Mit Freunden üben
Viele gute Tipps sind wenig hilfreich, wenn man sie nicht in der Praxis anwendet. Deshalb empfehle ich, das Telefoninterview vorher mit guten Freunden durchzuspielen. Davor bespricht man, auf welche Punkte besonders geachtet werden soll. Am besten macht man diese Übung mehrmals, denn man kann sich wohl kaum auf alle Punkte gleichzeitig konzentrieren. Optimal wäre es, wenn man das Gespräch aufnimmt, dann kann man sich abschnittsweise die Konservation anhören und Schwachpunkte besprechen. Ich weiß, dass man seine eigene Stimme ungern anhört, aber diese Hürde kann man überwinden.
Dem Arbeitgeber Fragen stellen?
Grundsätzlich gilt, dass der Arbeitgeber das Gespräch führt. Deshalb ist es ratsam mit Fragen zunächst zurückhaltend zu sein. Wenn man aber direkt angesprochen wird, ob man noch Fragen hat, dann zeigen Fragen Interesse am Beruf oder dem Unternehmen. Am besten erstellt man sich vor dem Gespräch eine Liste mit Fragen um gut vorbereitet zu sein.
Bleibe du selbst
Gerade bei Bewerbungsgesprächen und allgemein auch im Berufsleben wird immer wieder erwähnt, dass Rhetorik sehr wichtig ist. Ich persönlich halte jedoch nicht viel davon. In der Praxis führt zu viel Rhetorik dazu, dass die Menschen künstlich und unnatürlich wirken. Es ist schon wichtig auf eine gute Sprache zu achten (siehe oben), aber ebenso wichtig finde ich, dass man natürlich bleibt und seine individuelle Note beibehält. Zuviel Rhetorik ist schädlich. Es braucht oftmals monatelange Übung, um sich eine gute Rhetorik anzueignen. So viel Zeit hat man als Bewerber nicht.
Fazit
Auf ein Telefoninterview kann man sich sehr gut vorbereiten. Ich habe nur wenige Punkte genannt, die ich besonders wichtig finde. Es wäre kein Problem darüber ein Buch zu schreiben. Durch zu viele Tipps fühlt man sich jedoch schnell überfordert. Es ist besser man konzentriert sich zunächst auf wenige Punkte und trainiert diese dann sorgfältig. Es braucht allgemein viel Zeit um einzelne Fähigkeiten zu verbessern, deshalb sollte man nicht zu streng mit sich selbst sein. Und der wichtigste Tipp kommt zum Schluss: Immer gelassen bleiben - aus Fehlern lernt man. Wenn ein Telefoninterview daneben ging ist das nicht schlimm. Man lernt jedes Mal dazu, bis man richtig gut geworden ist. Diese Entstellung hat mir schon oft geholfen um innerlich ruhig zu bleiben.
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