Wie am besten jemanden aus der Reserve locken?

Ich bin selbst eher etwas schüchtern und introvertiert, gerade bei Menschen, die ich nicht so besonders gut kenne. Manchmal kommt es aber zu Situationen, in denen ich auf Personen treffe, die von sich aus kein Wort herausbringen, so dass es zu einem unangenehmen Schweigen kommt.

Gerade bei der Arbeit ist es oft der Fall. Ich habe da einen Arbeitskollegen, der nur das Nötigste spricht und extrem introvertiert zu sein scheint. Wenn ich mit ihm jedoch die gleiche Schicht arbeite und so gut wie gar nichts los ist, würde ich mich schon lieber mit ihm unterhalten, anstatt einfach die ganze Zeit nur zu schweigen.

Andere Arbeitskollegen haben da das gleiche Problem mit dem einen Kollegen, fragen ihn dann aber die ganze Zeit irgendwelche Sachen. Das könnte ich zwar auch machen, wobei ich solche einseitigen Gespräche nicht so toll finde, da sie mich eher an ein Interview erinnern. Wie kann man am besten jemanden aus der Reserve locken? Wann sollte man lieber darauf verzichten?

Ich vermute, dass man zwei Wege gehen könnte, um jemanden aus der Reserve zu locken, jedenfalls fallen mir spontan nur diese beiden ein, sagen wir so. Der erste Weg wäre, dass man eine Art platonische Beziehung zu dieser Person aufbaut und Vertrauen festigt, vielleicht taut die Person dann auf, lässt das Schutzschild fallen und öffnet sich etwas mehr, sodass man auch über alltägliche Dinge quatschen kann. Es muss ja nicht unbedingt um das intimste und privateste gehen, was man mit dieser Person besprechen möchte.

Die zweite Methode wäre, dass man diese Person einfach provoziert mit gewissen Äußerungen und dann hofft, dass sie ihre Meinung äußert. Das können schon radikale Ansichten über Politik, Religion oder das Wetter sein. Wenn man aber Pech hat, funktioniert beides nicht so wirklich. Es kommt eben auch auf den Menschen an.

Wie wäre es, wenn man einfach respektiert, dass manche Leute nicht so viel oder gern reden und sein Mitteilungsbedürfnis an den Zeitgenossen auslebt, die daran eher Spaß haben? Mich nervt es immer fürchterlich, wenn man offensichtlich versucht, mich "aus der Reserve zu locken", da es nur selten darum geht, mich als potenziell netten und interessanten Menschen näher kennen zu lernen, sondern eher darum, mich als Echowand für die eigenen Meinungen, Ansichten oder langweiligen Klatsch zu missbrauchen.

Daher würde ich sagen, dass man es sich tunlichst verkneifen sollte, auf diese überdeutliche und penetrante "Jetzt sag doch auch mal was dazu!"- Art mit normalen Erwachsenen zu sprechen. Das motiviert nicht gerade, sich am Gespräch zu beteiligen, egal ob man schüchtern oder einfach nur introvertiert ist. Viele Leute tauen dagegen ganz von alleine auf, wenn sie sich nicht wie ein Projekt fühlen oder den Eindruck haben müssen, man gebe sich nur aus Mitleid mit den armen, einsamen Leuten ab, die immer nur stumm daneben stehen.

Aber natürlich besteht dann das Risiko, dass die Person dann anfängt, über Themen zu sprechen, die sie tatsächlich interessieren, und dann wird man am Ende mit einem langweiligen oder anspruchsvollen Thema konfrontiert und wünscht sich früher oder später das Schweigen zurück.

Wie wäre es, wenn man einfach respektiert, dass manche Leute nicht so viel oder gern reden und sein Mitteilungsbedürfnis an den Zeitgenossen auslebt, die daran eher Spaß haben? Mich nervt es immer fürchterlich, wenn man offensichtlich versucht, mich "aus der Reserve zu locken", da es nur selten darum geht, mich als potenziell netten und interessanten Menschen näher kennen zu lernen, sondern eher darum, mich als Echowand für die eigenen Meinungen, Ansichten oder langweiligen Klatsch zu missbrauchen.

Das sehe ich auch so. Warum muss man jemanden so verändern, damit er einem selbst gefällt? Wenn die Kollegen keine Lust haben auf engere Bindungen und keine Lust haben mit dir zu sprechen, dann sollte man das auch so hinnehmen und nicht noch versuchen sie zu ändern. Denn das kann auch gewaltig nach hinten losgehen bis ein Ausbruch kommt und du dann dein Fett mal weg bekommst. Schon sehr Anmaßend einen anderen Menschen ändern zu wollen, damit er in das eigene Gesellschaftliche Bild passt, kann ich nicht verstehen und habe ich kein Verständnis dafür.

Ich denke auch, dass jemand von alleine auftaut wenn er mit anderen Menschen warm wird oder wenn mal ein Thema kommt, welches sein Steckenpferd ist und er dort alles zeigen kann was er weiß. Das war vielleicht noch nicht der Fall, aber dann anfangen krampfhaft etwas daran zu ändern geht einfach nicht. Würde das bei mir versucht werden, dann würde das ein paar mal gut gehen und dann geht die Bombe hoch, dass jeder der Akteure hinterher unter dem Teppich aufrecht stehen kann. Stille Wasser sind tief und auch dort wird irgendwann eine Grenze mit dem Nerven nach eigener Veränderung überschritten. Die Antwort muss man dann auch vertragen können.