Wie am besten auf Gaffer reagieren?
Dass man bei schlimmen Ereignissen erstmal hinschaut ist wohl laut Psychologen eine ganz normale Reaktion. Wenn etwas Außergewöhnliches geschieht, will man instinktiv die Situation verstehen und zum Beispiel herausfinden, ob einem selbst noch Gefahr drohen kann.
Außerdem kann man nicht helfen, wenn man nicht hinsieht. Hat man allerdings festgestellt, dass man selbst keine Hilfe leisten kann, dann ist es ein No-Go stehen zu bleiben und aus reiner Neugierde zuzuschauen oder gar zu filmen und womöglich auch noch andere abzuhalten ihre Arbeit zu tun.
Leider gibt es immer wieder Personen, sogenannte Gaffer, die aus unterschiedlichsten Gründen unbewusst, meist aber ganz bewusst nicht aufhören die Notfallsituation zu beobachten und zu behindern. Manche Menschen sind auch so dreist und filmen die Szene, um sie dann ins Internet zu stellen.
Ich habe einen solchen Moment leider letzte Woche auch wieder miterleben müssen. Eine ältere Dame hatte in der Innenstadt/Fußgängerzone einen Schwächeanfall. Es standen dann teilweise sogar Familien um die verletzte Person herum und haben uns Erst-Helfern als auch den Rettungskräften später zugeschaut und teilweise sogar kommentiert, was wir doch noch besser bzw. anders machen könnten.
Als die Rettungskräfte da waren und sich um die Dame kümmerten, habe ich dann versucht einen Teil der Gaffer aktiv anzusprechen und zu fragen, was das denn soll und wie sich in der Situation fühlen würden, als Verletzte von Zuschauern begafft zu werden. Leider habe ich dafür nur sehr wenig Verständnis bekommen und von vielen sogar auch aggressive Kommentare, dass mir das doch egal sein kann und es mich nichts angeht wo sie stehen und wohin sie schauen.
Letztendlich wurden den Gaffern die Sicht dann durch Rettungsdecken versperrt und sie haben sich bis auf wenige vom Ort des Geschehens entfernt.
Mich persönlich hat diese Hartnäckigkeit und teilweise Aggressivität der Menschen dennoch erschreckt. Mit wieviel Unverständnis und Sturheit diese darauf beharrt haben, das sie ein Recht darauf hätten stehen zu bleiben und zu schauen. Ich war schon am Überlegen, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre die Polizei zu rufen.
Habt ihr auch schon Situationen mit Gaffern erlebt? Wie habt ihr auf diese "Zuschauer" reagiert? Hat es geholfen diese Menschen anzusprechen? Macht es Sinn die Polizei hinzu zu rufen?
Dass man "unbewusst" gaffen kann, ist mir neu. Und dass Gaffer ein Problem darstellen, ist wiederum nichts Neues. Ich glaube auch nicht, dass die Leute beschämt weggehen, wenn man nur die richtigen Worte findet oder sonst wie ideal "reagiert". Selbst die professionellen Rettungskräfte führen mittlerweile meines Wissens Sichtschutzwände mit, oder stellen Leute ab, die Decken hochhalten, damit der Nasenbeinbruch nicht schneller auf Facebook landet als in der Notaufnahme.
"Ganz normal" ist zudem leider auch, dass Gaffer ganz genau wissen, dass sie sich benehmen wie die letzten Menschen und entsprechend reagieren, wenn man sie fragt, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben. Keiner will gern auf schäbiges Verhalten angesprochen werden, und schon gleich zweimal nicht, wenn man insgeheim ganz genau weiß, dass man sich mies verhält. Siehe Maskenpflicht. Und dann wird man aggressiv angegangen und muss sich mit Smartphone-Petra herumärgern, während man eigentlich die arterielle Blutung stoppen sollte. Und bevor jemand auf dem Bürgersteig das Leben aushaucht, weil die Rettungskraft lieber einen Vortrag hält, wieso man niemandem beim Intubiertwerden in den Hals filmt, hilft es wohl nur, Gaffer zu ignorieren bzw. wenn genügend Personal vorhanden, sie durch die Polizei abdrängen zu lassen.
Habe es bisher nur mal auf der Autobahn erlebt, als ein Motorradfahrer auf der Gegenfahrbahn gestürzt war. Es bildete sich ein Stau, weil viele Autofahrer extra langsam an der Stelle vorbeifuhren. Eigentlich müsste man mittlerweile an den Einsatzfahrzeugen Kameras anbringen und die Gaffer ohne Wenn und Aber hart bestrafen.
Ja, ich habe auch schon Situationen mit Gaffern erlebt und es ist jedes Mal aufs Neue erschreckend zu sehen, wie manche Menschen in solchen Momenten reagieren. Oft scheint es so, als würden sie vergessen, dass es um einen echten Menschen geht, der in Not ist und Hilfe benötigt. Stattdessen sehen sie das Ganze eher als eine Art Show oder Unterhaltung an und können nicht widerstehen, einfach dazustehen und zuzuschauen.
Ich denke, es ist wichtig, solche Menschen anzusprechen und darauf hinzuweisen, dass ihr Verhalten inakzeptabel ist. Manchmal kann allein die Tatsache, dass jemand sie darauf aufmerksam macht, genug sein, um sie zum Gehen zu bewegen. In anderen Fällen sind die Gaffer jedoch so aufdringlich und aggressiv, dass es notwendig sein kann, die Polizei zu rufen, um sie zu entfernen.
Ich habe selbst versucht, Gaffer anzusprechen und zu erklären, warum ihr Verhalten unangemessen ist, und ich muss sagen, dass es nicht immer einfach war. Viele von ihnen waren sehr abweisend und reagierten sogar feindselig auf meine Ansprache. Einige schienen einfach nicht verstehen zu wollen, was das Problem war, während andere einfach zu sehr in ihrer eigenen Welt gefangen waren, um sich für die Gefühle anderer zu interessieren.
Ich denke, es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft ein Bewusstsein für dieses Problem schaffen und darauf achten, dass wir in solchen Momenten empathisch und respektvoll bleiben. Wir müssen uns daran erinnern, dass es um echte Menschen geht, die Hilfe benötigen, und dass es unsere Verantwortung ist, ihnen diese Hilfe zu leisten und ihre Privatsphäre zu respektieren.
Selbst habe ich das noch nicht erlebt, aber ich gebe zu, dass ich aus der Ferne auch schon länger zugeschaut habe. Sowas ergibt sich eben auch mal, wenn man sich auch ohne einen entsprechenden Zwischenfall dort aufhalten würde. Aber direkt daneben stellen würde ich mich nur, um meine Hilfe anzubieten. Und wenn es nur darum ginge einen Sichtschutz zu halten.
Meine Tochter, auch wenn sie das selbst nicht so mitbekommen hat, hatte letztes Jahr während der Klassenfahrt Gafferblicke auf sich gerichtet. Das war direkt am Hostel, wo sie wohnten. Beim ersten Gaffer hatte eine Lehrerin die Initiative ergriffen und diese Person sehr direkt verscheucht. Später, als meine Tochter schon Krankenwagen lag, haben von anderen Schulklassen die Lehrer sich so hingestellt, damit sie einen Blick in den Krankenwagen erhaschen konnten. Da sind ihre Mitschüler dann hin und haben diese Leute weggeschickt und sich alle so verteilt, dass fremde Personen keine Chance mehr bekamen da zu gaffen.
Ich selbst würde da sicherlich auch sehr direkte Worte verwenden, um solche Leute loszuwerden. Wenn das nichts hilft, könnte ich sogar auf die Ideen kommen, wo man genau dieses Verhalten nachmacht. Also die Gaffer, die eventuell sogar noch Fotos machen, selbst ablichten und mit entsprechenden Bemerkungen kundtun, dass man damit sicherlich viel Aufmerksamkeit bei Facebook und Co. bekommen wird.
Vermutlich sind dann solche direkten Konfrontationen zum eigenen Verhalten wirksamer, als wenn man nur redet. Und wehe da käme mit jemand mit Persönlichkeitsrechten. Denn diese wurden ja vorher auch verletzt.
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