Wie als Kind der späteren Zukunft entgegenblicken?

vom 09.01.2018, 11:38 Uhr

Ich weiß von einigen Freunden, dass sie sich als Kind immer drauf gefreut haben, erwachsen zu werden und eine eigene Familie zu haben. Natürlich kann man sich das als Kind nicht wirklich vorstellen und man kennt die ganzen Nachteile auch alle nicht unbedingt, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, wobei aber viele Kinder sich auf die spätere Zukunft freuen.

Bei mir war das anders. Ich hatte als Kind richtig Angst davor, erwachsen zu werden. Ich habe mir das ziemlich plötzlich vorgestellt und dachte, dass ich mich dann irgendwann von einen Tag auf den anderen erwachsen benehmen und auf Kinderfilme oder Spielsachen verzichten müsste. Ich konnte es mir eben nicht vorstellen, dass das Ganze schleichend kommt und sich mit der Zeit von allein einstellt und ein Prozess ist. Aber als Kind im Grundschulalter kann man sich das eben nicht so vorstellen. Wie war das bei euch?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe mich darauf gefreut erwachsen zu sein. Natürlich wusste ich, dass das auch nicht leicht ist, aber ich wollte einfach nur weg von zu Hause, mein eigenes Leben haben und deswegen habe ich mich schon als Kind darauf gefreut und immer wieder gesagt, dass ich mit 18 ausziehen werde. Ich finde es ganz normal, dass Kinder auch gerne erwachsen wären, immerhin bekommen sie die Autorität eines Erwachsenen mit und wollen das dann auch.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Soweit ich mich erinnern kann, war ich als Kind nicht scharf darauf, erwachsen zu werden. Die Nachteile erschienen mir aus meiner damaligen Sicht überwältigend - keine Spielsachen mehr, niemanden, der sich um einen kümmert, nur noch Arbeit und Verantwortung. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass die Erwachsenen in meinem Leben besonders viel Spaß hatten, sondern vielmehr, dass das Erwachsenenleben aus einer Aneinanderreihung von Pflichten bestand, gelegentlich unterbrochen von Aktivitäten, die "Erwachsene" offensichtlich als Spaß ansehen wie stundenlang mit anderen Leuten am Tisch sitzen und reden. Das erschien mir als Kind alles todlangweilig und mühsam. Ich hatte auch als kleines Mädelchen kein gesteigertes Interesse an Heiraten und Kinderkriegen und den ganzen Zukunftsvisionen, die manche Damen bis heute haben, die mit vier schon wussten, wie ihr Brautkleid aussehen soll.

Das fand ich als Kind schon befremdlich und so geht es mir auch bis heute. Ich war allerdings auch ein ziemlich ernstes und kritisches Kind, kein fröhliches Sonnenscheinchen, das am liebsten den ganzen Tag gelacht, gesungen und gespielt hätte, sondern hatte schon immer den Verdacht, dass das Leben kein Ponyhof sei, weder für Kinder noch für Erwachsene.

Rückblickend muss ich aber sagen, dass das Erwachsenenleben nicht ganz so schrecklich ist, wie ich es mir als Kind ausgedacht habe. :D Jetzt kann ich mir mein Spielzeug selber kaufen, Eis essen gehen, wann immer mir der Sinn danach steht, und niemand schimpft, wenn ich einen Vierer in Mathe nach Hause bringe. Von diesen Vorteilen der Volljährigkeit hat mir natürlich niemand etwas erzählt, als ich noch in der Grundschule war.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich hatte weder Angst noch habe ich mich gefreut, ich hatte einfach überhaupt keine Vorstellung, wie es sein könnte, wie es sich anfühlen wird und vor allem war es mir unmöglich von mir selbst in der weiteren Zukunft ein Bild zu entwerfen. Als ich neun Jahre alt war, kam mir kurz der Gedanke, wie es wäre nicht bald zehn, sondern 19 Jahre alt zu werden und das kam mir vor, als würde mir heute jemand erzählen, auf dem Mars zu leben.

Nämlich total unvorstellbar und ohne jedes Gefühl oder Bild, viel zu abstrakt. Dementsprechend habe ich weder Freude noch Angst noch irgend etwas empfunden und auch nur an die nähere Zukunft gedacht. Einen Kinderwunsch hatte ich auch nicht, Puppen haben mich nicht interessiert und auch sonst habe ich keinerlei Vor-oder Nachteile im Erwachsenenleben gesehen. Gedanken in dieser Richtung habe ich erst angefangen mit circa 14 zu hegen, wenn Freundinnen mir ihre dezidierten Lebenspläne unterbreiteten.

Aber auch das war dann nichts, worauf ich mich gefreut hätte oder wovor ich Angst gehabt hätte. Dieses Gefühl, kein Bild von sich als Erwachsener zu haben hat mich eigentlich generell sehr lange begleitet. Auch nach dem Abitur habe ich mich zwar einerseits erwachsen gefühlt, aber doch noch sehr lange auch wie ein Jugendlicher. Das einzige, was mir als Jugendlicher am Dasein eines Erwachsenen erstrebenswert schien war die finanzielle Seite. :wink:

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich mir als Kind zu dem Thema eigentlich gar keine großen Gedanken gemacht habe. Sicher stellt man sich vielleicht mal einen Beruf vor, den man machen möchte und man denke vielleicht daran, dass man selber mal Kinder haben könnte, aber so ein Gesamtbild von meiner Zukunft als Erwachsene hatte ich als Kind nie vor Augen.

Ich denke auch, dass man sich das ja einfach nicht wirklich vorstellen kann, wenn man noch recht jung ist. Und somit kann ich es schon verstehen, dass man vielleicht auch ein wenig Bedenken hat, wie es wohl sein wird. Das hatte ich aber so nie, weil ich das alles auch einfach auf mich zukommen lassen wollte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich habe mir mein Erwachsenenleben sehr idealisiert vorgestellt, denn ich habe halt nur die Vorzüge im Leben meiner Eltern gesehen. Besonders wenn sie sich ihr Sparbuch angeschaut haben oder Urlaubsgeld für die Familienreise geholt haben. Ich dachte echt, wir wären reich und ich könnte mir später alles kaufen, was ich möchte.

Na ja, die Realität sieht wohl anders aus, was ich erst mit meinem Auszug wirklich begriffen habe. Meine Eltern haben mich sehr bemuttert und mir alles abgenommen. Auch finanziell habe ich keinerlei Verpflichtungen gehabt und konnte meine gesamtes Geld für mich behalten, da meine Eltern alle Rechnungen bezahlt haben.

Meine Kinder erziehe ich deshalb etwas offener und erzähle ihnen, was das Leben kostet. Ich habe sie auch schon mal eine ganze Woche einkaufen lassen, was dazu geführt hat, dass sie einen realistischeren Blick auf Geld haben. Ich denke, sie malen sich ihr Erwachsenenleben auch nicht so realitätsfern aus wie ich.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Um ehrlich zu sein habe ich mir schon als Kind nicht wirklich Pläne gemacht, die das Erwachsenleben betroffen haben. Ich glaube dafür muss man einfach charakterlich der Typ sein und das war ich nie. Ich bin eher ein Mensch, der das Leben so nimmt wie es kommt und dann entsprechend reagiert.

Ich überlege mir immer bis zum nächsten Schritt was ich mache. Beispiel: nach der Schule war mir auch nicht klar, ob ich studieren gehe oder doch lieber eine Ausbildung mache. Also habe ich mich erkundigt, mich beworben, Vorlesungen besucht und Schnuppertage gehabt und bin dann durch die Tür gegangen, die sich geöffnet hat und die mir am attraktivsten erschienen ist.

Ich kenne einen jungen Mann, der schon in der zweiten Klasse wusste, dass er unbedingt Arzt werden möchte. Ich weiß gar nicht, ob er inzwischen Medizin studiert oder nicht. Ich weiß, dass er nach dem Abitur eine Ausbildung zum Rettungssanitäter machen wollte. Aber ein Mensch, der viele Jahre im voraus plant und dann auch noch Jahrzehnte vorher, das war ich nie. Das fände ich viel zu langweilig. Ich lasse das Leben auf mich zukommen, nehme es so wie es kommt und entscheide mich dann so, wie ich mich am wohlsten fühle.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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