Wie als Eltern auf Gap-Year des Kindes reagieren?
Es kommt ja durchaus vor, dass junge Erwachsene sich die Zeit für ein Gap-Year nehmen wollen, um eben herauszufinden, was sie wollen und wer sie sind. Manche reisen dann durch die Welt oder engagieren sich sozial. Wieder andere sitzen nur zu Hause herum und entspannen nach der stressigen Prüfungsphase für den Abschluss.
Wie würdet ihr als Eltern darauf reagieren, wenn euer Kind euch verkündet, ein Gap-Year einlegen zu wollen? Würdet ihr das unterstützen? Würdet ihr darauf gar nicht reagieren? Oder meint ihr, dass so ein Gap-Year eine Verschwendung von Lebenszeit ist?
Gerade den Begriff gegoogelt, nun weiß ich mehr. Meine Tochter wollte nach dem Abitur mit ihrem engen Schulfreund am Work and Travel teilnehmen und durch die USA reisen. Das hat mich doch lange Zeit sehr belastet, zudem sie dies auch allein unternehmen wollte, falls der Freund nicht daran teilnehmen würde. Das bereitete mir erst recht Bauchschmerzen. Eine knapp Achtzehnjährige allein in der Welt unterwegs.
Das war schon richtig schlimm für mich. Da sie erst nach dem Abitur achtzehn Jahre alt wurde, sagte ich ihr, dass ich als Mutter keinerlei Unterschriften leisten würde, da ich strikt gegen dieses Vorhaben sei. Das hat unsere Beziehung aber in keiner Weise belastet. Wie ging es nun letzten Endes aus? Der Schulfreund bekam einen Studienplatz an einer bekannten Designhochschule und sie wurde bei der Bundeswehr angenommen, um dort eine Offiziersausbildung inklusive Studium zu erhalten.
Das ist ja dann gerade noch einmal gut gegangen. Ich glaube, wenn der Fall eingetreten wäre, wäre es mir ein Jahr lang richtig schlecht gegangen. Das hat nichts mit fehlendem Vertrauen oder Glauben in das eigene Kind zu tun. Ich hätte mir einfach ständig Sorgen gemacht. Nun ist sie bald zwei Jahre bei der Bundeswehr und ich muss mir keinen Kopf mehr machen.
Ich als Mutter weiß nicht genau, wie ich reagieren werde/würde. Ich wünsche mir aber das ich, Verständnis zeige, vielleicht auch mit dem Hintergedanken, dass ich somit etwas Einfluss nehmen kann. Für ein Jahr zu Hause sitzen würde mein Verständnis nicht ausreichen, aber wenn meine Tochter die Welt entdecken wollte, dann wäre ich da sicherlich nicht dagegen.
Ich und mein Mann sind selbst mal knapp 6 Monate gereist mit Anfang 20. Seine Mutter war richtig begeistert und hat uns in unserem Vorhaben unterstützt und gesagt, dass man solche Freiheit im Leben selten bekommt und man diese auf jeden Fall nutzen soll. Gerade wenn man das zu zweit machen will, da muss es ja bei beiden zeitlich passen.
Meine Eltern, die beide selbst nicht wirklich viel reisen und auch nicht den Drang dazu verspüren, hatten weniger Verständnis, aber haben uns auch nicht aufgehalten. Sie haben uns nicht in der Form unterstützt uns zu sagen, dass wir genau das richtige Tun, aber Sie haben uns an Formalitäten (wie Versicherungen etc.) erinnert.
Ich würde das voll unterstützen, wieso auch nicht? Es ist doch super ein Jahr zu vereisen und später hat man ja auch gar nicht mehr so die Möglichkeiten dazu. Wobei ich auch wollen würde dass sich das Kind da einigermaßen selber finanziert, man also auch daraufhin gearbeitet hat und sich etwas weggelegt hat. So ein Jahr ist super, da man sich ja auch charakterlich und sprachlich weiterentwickelt.
Man bildet sich weiter, lernt dabei auf eigenen Füßen zu stehen, wieso sollte man da dagegen sein? Der richtige Ernst des Lebens kann auch ein Jahr später anfangen. Vor allem würde ich aber auch wollen, dass meine Kinder sich sicher sind bei dem was sie machen wollen und nicht nur irgendetwas machen um etwas zu machen, zu haben und Ansehen zu haben.
Was daran eine "Verschwendung von Lebenszeit" sein soll, leuchtet mir so gar nicht ein. Was ist so erstrebenswert daran, sich möglichst früh und möglichst lange für den Kapitalismus aufzureiben, sodass man unbedingt schon mit 22 den ersten Abschluss in der Tasche haben muss und nicht erst mit 23, weil man ein Jahr lang in Australien Pfirsiche gepflückt hat oder was auch immer?
Ich kann nur in der Theorie sprechen, aber ich würde meine Reaktion davon abhängig machen, was der werte, bis dahin in der Regel auch nicht mehr so kleine Nachwuchs für dieses Jahr geplant hat. Wenn der Plan lautet: Drogen, Musik hören und im Hotel Mama den Altvorderen auf der Tasche liegen, wäre ich weniger wohlwollend und unterstützend zugange als wenn Sohn/Tochter/Diverses sich für eins der zahllosen Freiwilligenprogramme interessieren würde.
Aber auch der schnöde Kapitalismus in Form von Jobben, Praktika im In- und Ausland, Sprachkurse etc. zur Horizonterweiterung und Selbstfindung bzw. Berufsvorbereitung hätten durchaus meinen Segen. Es müsste nicht einmal das ganze Jahr mit Programm vollgestopft sein, ein paar Monate zum Gammeln und/oder Reisen sind ja auch eine gute Sache, die ich der jungen Generation gönnen würde. Es müsste nur eben finanziell zu stemmen sein und auch die gängigen Regeln der Vernunft eingehalten werden. Also nicht mit 16 alleine durchs marokkanische Hinterland wandern, sondern eher Interrail mit Freunden oder ähnliches.
Ich habe kürzlich erst das Buch eines jungen Mannes gelesen, der ein solches Gap-Year eingelegt hat und das fand ich sehr interessant. Nun hatte er auch schon ein erfolgreiches Buch geschrieben und damit das Geld für die Reise verdient. Das ist dann etwas anderes, als wenn die Eltern das finanzieren müssen.
Ich habe noch kein Kind, aber ich würde unterschiedlich reagieren. Wenn mein Kind nur zu Hause bleiben würde, dann fände ich das nicht gut, weil das für mich nichts ist, was einen direkt weiterbringt. Bei einem sozialen Engagement oder auch beim Reisen würde ich das durchaus unterstützen wollen, weil ich das einfach wichtig finde, das Kind auf seinem Weg zu fördern.
Ich hatte nach dem Abitur direkt mit dem Studium angefangen. Viele meiner ehemaligen Klassenkameraden haben sich aber tatsächlich dazu entschieden, nach dem Abitur erst einmal eine Pause zu machen. Viele sind umhergereist oder haben ein freiwilliges soziales Jahr gemacht. So richtig war das für mich nie in Frage gekommen, wobei ich mich aber trotzdem mit dem Gedanken auseinandersetzt habe.
Als meine Eltern davon erfuhren, waren sie jedoch alles andere als begeistert und sogar richtig sauer. Sie wollten um jeden Preis, dass ich etwas "Sinnvolles" mache, also studiere oder eine Ausbildung mache. Sie wären nicht damit klargekommen, wenn ich tatsächlich so ein Gap Year gemacht hätte, was ich wirklich sehr schade finde. Allerdings sind meine Eltern nicht nur stur, sondern auch recht eingeschränkt, was verschiedene Sichtweisen betrifft.
Wenn man den Wunsch verspürt ein solches Jahr zu machen, dann sollte man das meiner Meinung nach auf jeden Fall tun. Man weiß nie, ob und wann man jemals wieder die Gelegenheit dazu bekommt. Es bietet sich da zeitlich ja wirklich perfekt an. Ansonsten arbeitet und studiert man später in der Regel lange genug und hat auch genug Verpflichtungen.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Welche Düfte verbindet ihr mit Sinnlichkeit? 524mal aufgerufen · 2 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Welche Düfte verbindet ihr mit Sinnlichkeit?
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden? 5872mal aufgerufen · 22 Antworten · Autor: Owlytic · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden?
- Pappteller statt normaler Teller 3682mal aufgerufen · 12 Antworten · Autor: Sippschaft · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Essen & Trinken
- Pappteller statt normaler Teller
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam? 1509mal aufgerufen · 17 Antworten · Autor: M. Mizere · Letzter Beitrag von Trisa
Forum: Essen & Trinken
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam?