Werdet ihr wütend, wenn jemand eure Religion beleidigt?

vom 29.03.2016, 10:50 Uhr

Ich bin katholisch, wobei ich auch immer am Religionsunterricht in der Schule teilgenommen habe und auch christlich erzogen wurde. Dennoch würde ich mich nicht als religiös bezeichnen. Wenn jemand etwas gegen meine Religion sagt oder diese gar beleidigen sollte, dann sehe ich das nicht als persönlichen Angriff an. Für mich ist es völlig in Ordnung, dass jeder unterschiedliche Meinungen und Ansichten hat, wobei ich ja nicht dazu gezwungen werde, diese zu teilen.

Leider sieht es ja nicht jeder so locker. Teilweise werden Beleidigungen gegenüber bestimmte Religionen ja sehr ernst und persönlich genommen, so dass das Ganze schnell ausarten kann, Werdet ihr wütend und fühlt euch persönlich angegriffen, wenn jemand etwas Negatives gegen eure Religion sagt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde hier muss man unterscheiden. Solange ich nicht persönlich attackiert und angegriffen werde wegen meiner Religion, ist es mir so ziemlich egal, wie andere Menschen über meine Religion denken. Ich bin da auch offen und habe kein Problem mit offenen, aber sachlichen Diskussionen. Aber sobald ich persönlich angegriffen werde und es unter die Gürtellinie geht, hört für mich der Spaß auf. Ich werde dann zwar nicht wütend, aber ich meide diese Person dann.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin gläubiger evangelischer Christ, der aber relativ frei denkt (also nicht total verklemmt seiner Religion nachfolgt) und auch andere Religionen toleriert. Du fragst, ob ich wütend werde, wenn jemand meine Religion "beleidigt". Unter dem Begriff "beleidigen" verstehe ich nicht konstruktives, unsachliches und provokantes Lustigmachen. Das macht mich generell wütend, egal, ob meine Religion, also das Christentum, oder eine andere, in letzter Zeit verstärkt der Islam, beleidigt wird.

Dann gibt es allerdings auch noch die "konstruktive Kritik". Da gibt es zwei verschiedene Arten. Einerseits gibt es die Menschen, die meinen, sie wüssten alles, und fangen an, Religionen zu kritisieren, wobei sie nur das weitbekannte "Halbwissen" haben. Oftmals werden dann Dinge im Alten Testament kritisiert, aber bloß weil es in der Bibel steht, heißt es nicht, dass es auch heute noch gültig sein muss. Deshalb gibt es ja auch das Neue Testament, die ganzen Veränderungen im Zusammenhang mit Jesus verstehen aber leider nicht viele Kritiker.

Andererseits gibt es dann noch die "echte konstruktive Kritik", wo man sich viel mit der Religion beschäftigt hat und diese dann auch sachlich hinterfragt. Solche Kritik toleriere ich schon eher, solange diese auch wirklich konstruktiv und nicht beleidigend ist. Fragen wie zum Beispiel "Gibt es Gott wirklich?" und die damit zusammenhängende Theodizeefrage ("Wie kann Gott angesichts des Bösen und des Übels gerechtfertigt werden?") muss jeder für sich selbst beantworten. Über "Gefühle" und "Gedanken" möchte ich jetzt aber nicht schreiben, das geht in eine komplett neue Richtung, die nicht mehr mit der hier gestellten Themenfrage zu tun hat.

» Hallol » Beiträge: 17 » Talkpoints: 9,58 »



Hallol hat eigentlich schon alles gesagt. Ich würde hier auch zwischen sachlicher, analytischer Kritik auf der einen Seite und plumpen, provokanten, auf Halbwissen und Ignoranz basierenden Sprüchen andererseits differenzieren. Letztere regen mich natürlich auf. Auch wenn ich mich beileibe nicht als tief gläubigen Menschen betrachten würde, so haben religiöse Ideen und Traditionen dennoch meinen kulturellen Hintergrund und mein Weltbild geprägt, und dafür brauche ich mich weder zu rechtfertigen noch mich angreifen oder beleidigen zu lassen.

Ich hasse überhaupt Ignoranz und Vorurteile, und würde mich genauso darüber aufregen, wenn man meine Essgewohnheiten oder meinen Kleidungsstil im Sinne von "Alle Jeansträger sind Schlampen" pauschal beleidigen würde. Auch wenn es in manchen Kreisen anscheinend geradezu als chic gilt, religiös geprägte Menschen in toto als dumme Spinner abzutun, finde ich dennoch, dass sich Toleranz und Weltoffenheit in unserer Gesellschaft auch auf Ansichten, Glaubensvorstellungen und Religionen beziehen sollten, die man nicht persönlich teilt.

Ich muss auch rückblickend sagen, dass ich eigentlich noch nie eine sachliche, konstruktive Diskussion zu Fragen meiner oder einer anderen Religion erlebt habe. Von alleine würde ich keine Diskussion über Glaubensfragen anfangen, da ich Religion als Privatsache betrachte. Entweder man ist "irgendwie" gläubig oder nicht, da gibt es in meinen Augen nicht viel zu diskutieren. Wem nützt es schon etwas, wenn man versucht, die Gegenseite von der eigenen Ansicht zu überzeugen, was meistens sowieso nicht klappt?

Und wenn mir das Thema von außen aufgenötigt wurde, musste ich mir sowieso nur die üblichen platten, dümmlich-provokanten Sprüche im Sinne von "Ihr glaubt doch alle noch an den Weihnachtsmann" anhören oder mir den Siebten Kreuzzug aus dem Jahr 1272 vorwerfen lassen. Auf diesem Niveau diskutiere ich prinzipiell nicht, weswegen die Anwürfe im Sande verlaufen sind. Aber genervt war ich natürlich schon, weil ich es generell nicht gut heißen kann, wenn man irgendeine gesellschaftliche Gruppierung aus welchen Gründen auch immer als minderwertig ansieht.

» Gerbera » Beiträge: 11318 » Talkpoints: 49,34 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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