Werdet ihr euren Haustieren wirklich gerecht oder nicht?

Ich frage mich immer wieder, ob man einem Haustier wirklich gerecht werden kann. Immerhin gibt es ja Tiere, die ständig im Käfig sind und nur teilweise so leben, wie sie in der Natur leben würden. Man schränkt das Tier immer auch ein bisschen ein. Nun kann man das sicherlich gut ausgleichen, wenn man viel mit dem Tier macht, aber wird man dem Tier dann wirklich noch gerecht?

Habt ihr ein schlechtes Gewissen, weil das Tier unglücklich scheint oder werdet ihr dem Tier gerecht und seid zufrieden mit eurer Leistung? Kann man dem Tier überhaupt gerecht werden? Ich denke, dass man als Halter eben schauen muss, was dem Tier gut tut und nur sein Bestes geben kann, aber man dem Tier nie 100% gerecht werden kann.

Ich bemühe mich wirklich, aber 100 % zu erreichen ist unmöglich. Meine Katzen beispielsweise leben alle draußen. Ich kann keine fünf Katzen im Haus halten, also nicht mal mit Katzenklappe und ständigem Freigang. Das ist einfach zu viel. Allerdings kommt so der Kontakt zwischen uns vor allem im Winter zu kurz. Ich denke, sie hätten gerne mehr Zuwendung. Aber es ist dennoch besser als die Alternativen.

Mein Hund würde wahrscheinlich auch gerne viel mehr Gassigehen. Ich glaube, am liebsten würde sie draußen leben, aber nur, wenn mein Mann und ich mit ihr draußen leben.

Meine Kaninchen leben zwar schon in einem großen Gehege, aber über mehr würden sie sich wahrscheinlich auch freuen. Am liebsten würden sie bestimmt in freier Wildbahn leben, ohne zu wissen, dass sie das keine zwei Tage überleben würden.

Die Ernährung ist ein zweischneidiges Schwert. Bei den Kaninchen und den Hühnern ist es super. Aber die Fleischfresser könnte ich definitiv artgerechter ernähren, wobei ich gerade dabei bin, mich über Rohfleischfütterung zu informieren.

Aber ich denke, auch wenn man sich wirklich intensiv bemüht, wird es immer ein paar Punkte geben. Und wenn es eben nur Einschränkungen sind, die zu ihrer Sicherheit absolut notwendig sind oder auch zur Sicherheit anderer. Welcher Hund würde nicht gerne hinter einem Reh herjagen. Aber man kann ihnen eben nicht alles erlauben. Es ist und bleibt Haltung in Menschenhand und nicht die absolute Freiheit.

Ich denke schon, dass wir unserem Hund, beziehungsweise dessen Bedürfnissen, gerecht werden. Letztendlich kommt das ja auch zu einem großen Teil darauf an, welches Tier man sich überhaupt als "Haustier" hält und ob es für eine solche Eignung überhaupt geeignet ist. Dies würde ich bei Hunden und Katzen, Meerschweinchen und dergleichen - eben allen "klassischen" Haustieren - durchaus als gegeben sehen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer mehr Menschen, die sich irgendwelche exotischen Tiere als Haustiere halten, denen sie nie im Leben gerecht werden könnten. Das kann ja alleine schon an den entsprechenden klimatischen Verhältnissen liegen oder der Tatsache, dass man einem tropischen Vogel eben nicht genügend Platz zum Fliegen anbieten kann, weil er nicht mehr zurückkommen würde.

Den herkömmlichen Haustieren wie Hunden oder Katzen kann man aber meiner Meinung nach durchaus gerecht werden. Das bedeutet natürlich Arbeit und einen entsprechenden Aufwand. Wir gehen mit unserem Hund beispielsweise jeden Tag mindestens zwei Mal eine Stunde laufen, in der Regel aber drei Mal. Früher waren die Spaziergänge ein wenig länger, mittlerweile kommt unser Hund aber auch in die Jahre und man merkt ihm deutlich an, dass er damit schon ganz zufrieden ist.

In Sachen Ernährung achten wir außerdem darauf, dass sie ebenfalls eher artgerecht als artfremd ist. Das bedeutet, dass auf jeden Fall der Großteil des Hundefutters fleischhaltig ist und nicht, wie bei den meisten Produkten üblich, Weizen, Mais und dergleichen enthält. Mittlerweile gibt es ja auch günstige Wege, einen Hund artgerecht zu ernähren. In vielen Fällen ist das ohnehin günstiger, von besser gar nicht erst zu reden, gegenüber irgendwelchen neumodischen Ernährungsformen für die Haustiere.

Bei meinen Tieren ist es so, dass ich ihnen teilweise gerecht werde. Die Hunde haben ganz sicher alles, was sie brauchen. Sie werden entsprechend ihrer züchterisch gefestigten genetischen Anlagen beschäftigt, bekommen viel Zeit, einfach Hund zu sein und sie können miteinander innerartlich kommunizieren.

Dazu sind sie kaum allein, sie werden vernünftig medizinisch versorgt und entsprechend ihrer Bedürfnisse ernährt. Die Bedürfnisse meiner Hunde sollten also wirklich komplett befriedigt sein. Im Prinzip ist das auch einfach, als domestizierte Tiere passen sie schließlich gut zum Leben des Menschen.

Bei meinen Vögeln sieht das anders aus. Ich versuche natürlich, ihnen die besten Bedingungen zu bieten. Aber ein Käfig mit viel Freiflug ersetzt eben keinen echten Flug. Hier müssen sie immer sofort bremsen. Außerdem ist ihr Leben zwar sicher, aber dafür ist es ziemlich öde. Futter muss nicht gesucht werden und die Interaktion in der Gruppe fehlt meinem Paar auch.

Außerdem erleben sie bei ihrer Brut immer nur Misserfolge, weil ich die Eier abkoche und die Gelegenheit zur Vermehrung sowieso einschränke. Sicherlich geht es meinen Vögeln so gut wie in Gefangenschaft möglich. Aber eigentlich sollten sie nicht im Käfig gehalten werden.

Daher habe ich diese Tiere auch nur, weil sie jemand anderes nicht mehr haben wollte. Kaufen würde ich mir keine Vögel. Denn ich bin eben nicht bereit, große Außenvolieren zu bauen und den Tieren ein noch naturnäheres Leben zu bieten.