Werden wir nach Corona eine andere Lebensart haben?
Corona wird irgendwann mit Sicherheit kein Thema mehr sein und das Leben läuft dann wieder in normalen Bahnen. Wie wird das Leben dann sein und haben wir etwas daraus gelernt? Sollten wir uns darüber nicht schon jetzt einige Gedanken machen? Wie wird es danach sich entwickeln die Wirtschaft und die Gesellschaft? Was werden wir danach alles anders machen? Werden sich auch unsere Wertvorstellungen in der Hinsicht verändern?
Das mit dem Abstand halten klappt nicht, wie man jetzt schon sehen kann, und die meisten Leute sind doch total geil darauf möglichst schnell wieder zum alten System zurück zu kehren, weil das einfach das bequemste ist.
Wenn man seinen Konsum oder die Art wie man Urlaub macht ändert und hinterfragt bedeutet das ja automatisch, dass man früher etwas falsch oder schlechter als möglich gemacht hat. Bei vielen scheint das wirklich zu einem Egoproblem zu führen, keine Ahnung warum. Es ist doch nicht schlimm wenn man Fehler erkennt und sich weiter entwickelt, niemand ist perfekt.
Im Bezug auf die Wirtschaft sehe ich auch keine wirklich positive Entwicklung. Gut, die Leute, die sich ein neues Auto leisten können oder wollen, werden nun nicht so stark mit Steuergeldern subventioniert wie das die Autolobby gerne hätte, aber eine gezielte Förderung von nachhaltiger Technologie gibt es ja auch kaum.
Corona kann möglicherweise schon einige Aspekte unserer Gesellschaft verändern, die Frage ist nur, ob zum Positiven oder zum Negativen. Insbesondere die Nachhaltigkeit und der Umweltschutz scheint ja in den letzten Monaten eher aus dem Fokus geraten sein. Öffentliche Verkehrsmittel werden gemieden, die Leute fahren wieder vermehrt mit dem Auto, und auch der Verbrauch an Plastik, Pappbechern, Verpackungen etc. ist wegen der Hygienemaßnahmen wieder stark gestiegen. Auch der kulturelle Aspekt des gesellschaftlichen Lebens ist ins Hintertreffen geraten (Kinos haben geschlossen und gehen vielleicht bald pleite, das Theater- und Kulturleben liegt weitgehend brach, etc.). Ob am Ende eher positive oder negative Folgen von Corona zu verzeichnen sein werden, wird sich zeigen müssen.
Dass der ganze Verpackungsmüll sich in den letzten Wochen und Monaten vermehrt hat, bleibt wohl nicht aus, ist ja auch irgendwo logisch. Vorher musste Niemand mit Maske oder Handschuhen zum einkaufen oder zum Arzt gehen. Diese Dinge sind nun mal eben irgendwo verpackt, wenn man sich diese Masken zum Beispielt, nicht direkt aus einer Näherei mitnimmt. Ergo ist das für mich etwas, was sich nach der Krise mit Sicherheit auch wieder normalisiert also auch grade gegenüber jetzt, stark verbessert.
Was die Kulturellen Dinge angeht, könnte ich mir schon vorstellen, dass sich einiges verändert. Kinos die schließen müssen, werden grade in den ländlichen Gebieten auch nicht unbedingt wieder aufmachen. Was andere kulturelle Einrichtungen betrifft, muss man dann eben mal sehen. Eine positive Veränderung sind für mich die Autokinos, die jetzt überall aus dem Boden schießen, wo dann eben nicht nur Filme gezeigt werden, sondern auch Musik und sogar Comedy gespielt wird. Ehrlich gesagt, kann ich auf Comedy und Musik verzichten, da bin ich dann doch lieber in einer Halle oder eben auf einem Konzert, da die Atmosphäre eben da auch eine andere ist. Aber grade in der Sommerzeit, fände ich solche Open-Air-Kinos eine recht gute Idee. Geben tut es das eigentlich schon länger bei uns, aber dann ist es immer nur ein Wochenende im Jahr, was ich schon sehr schade finde.
Was die Arbeitswelt angeht, könnte ich mir schon vorstellen, dass sich hier und da etwas ändern wird. Viele Firmen denken ja auch schon darüber nach, ob sie mehr ins Homeoffice investieren. Das wiederum hängt dann aber auch viel davon ab, ob man das auch zu Hause bewerkstelligen kann, da vieler Orts das Internet ja dann doch eher zu wünschen übrig lässt.
Urlaub könnte sich auch eventuell etwas ändern, nicht gravierend, aber zumindest zum Teil. Ich könnte mir schon vorstellen, dass viele entdecken, dass man auch im eigenen Land sehr schönen Urlaub machen kann und die Leute dann vielleicht zu einem kleinen Teil auf Fernreisen verzichten.
Was sich meiner Meinung nach kaum ändern wird, ist der Alltag der Menschen. Sobald man sich wieder ganz normal bewegen kann und alle Maßnahmen wieder wegfallen, wird auch das Verhalten der Menschen wieder zu dem zurückkehren, wie es eben vor der Krise auch schon der Fall war. Das einzig Positive was man dann vielleicht erwarten könnte ist, dass es keine Hamsterkäufe mehr geben wird, aber die haben ja jetzt schon stark nachgelassen.
Ergo werden sich vielleicht einige wenige Dinge ändern, aber der Großteil wird wieder so werden wie vor der Krise.
Was den Urlaub im eigenen Land betrifft, ist das wahrscheinlich etwas, was man mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten wird. Zum einen wird die Natur geschont, wenn weniger Flug- und Auslandsreisen unternommen werden, zum anderen dürfte aber auf die regionalen Urlaubsgebiete eine starke Überlastung zukommen.
Schon vor wenigen Tagen habe ich einen Artikel gelesen, in dem davon die Rede ist, dass beispielsweise das bayrische Voralpenland jetzt schon massiv überrannt wird. Das hat nicht nur Vorteile, denn an schönen Tagen scheinen die Autos massenweise alles zuzuparken, auch Zufahrtsstraßen, Wiesen und Felder bleiben nicht verschont. Und die Wanderwege und die Natur leiden auch darunter, wenn plötzlich die Wanderer in Massen auftreten.
Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Schon jetzt sieht man ja, dass die mühsam eingebläuten Abstands- und Hygieneregeln wieder mehr und mehr ignoriert werden. Auch der Pendlerverkehr zieht wieder an (soviel zum Thema: Wir arbeiten jetzt alle im Home Office!) und mir fällt kein Beispiel ein, wo ich wirklich sagen könnte: Hier haben Menschen ihre Lebensart tatsächlich dauerhaft und erkennbar verändert.
Reisen scheint beispielsweise nach wie vor geradezu zwanghaft stattzufinden, nur dass die braven Leute nicht mehr wie die Ameisen über internationale Ziele herfallen, sondern eben über Kochel am See oder Bodenmais. Oder man plant eben fürs nächste Jahr und führt so seine gewohnte Lebensart mit kurzer Unterbrechung fort. Auch in den Bereichen Konsum und Freizeitgestaltung habe ich viel eher den Eindruck, dass die Menschen ungeduldig darauf warten, dass alles wieder so wird wie vorher und ihre Lebensart eben nicht ändern wollen. Maximal kann ich mir vorstellen, dass gesellschaftliche Prozesse, die schon vor Corona begonnen haben, wie die kulturelle Verödung und das Verlagern der Konsumtempel auf die grüne Wiese, dadurch noch eine Verstärkung erfahren.
Dass viele Leute inzwischen das Home Office nicht mehr so positiv wahrnehmen wundert mich ehrlich gesagt nicht. Es hängt halt davon ab, wie die persönliche Wohn- und Lebenssituation zuhause ist, ob Home Office als vorteilhaft oder nachteilhaft empfunden wird.
Ein Kollege von mir hat jetzt wochenlang zuhause im Keller gearbeitet, denn dort ist sein Arbeitsraum. Er meinte, er würde allmählich einen Keller-Koller bekommen, weswegen er inzwischen immer häufiger wieder ins Büro kommt. Bei einem anderen Kollegen ist zuhause ständig die Familie zugange, und wenn ich mit ihm telefoniere, muss er sich alle paar Minuten mit dem Kind, der Mutter oder sonstigen Ereignissen beschäftigen. Ständig heißt es "Moment, ich leg dich gerade mal weg, meine Mutter ist zur Tür hereingekommen", etc.
Ja, ich glaube der "home office" Traum ist für viele ausgeträumt. Früher musste ich mir öfter anhören, dass ich es doch so gut hätte. Nur ein bis zwei Mal die Woche in der Firma, ansonsten arbeiten im eigenen Arbeitszimmer mit sehr flexiblen Arbeitszeiten.
Davon ist nichts mehr übrig geblieben. Inzwischen haben sie alle gemerkt, dass man auch zu Hause sein Arbeitspensum erreichen muss, dass es sich auf die Arbeit auswirkt wenn man denkt, dass man noch irgendwas nebenbei machen könnte und, dass eine lange Mittagspause, in der man in Ruhe einkaufen kann, bedeutet, dass man die Zeit dann dran hängen muss, wenn andere schon Feierabend haben.
Und das sind nicht alles Leute, die zu Hause nicht in Ruhe arbeiten können oder denen die Ausstattung oder der Platz fehlt. Die sind es einfach nicht gewöhnt, dass sie ihren Arbeitstag selber organisieren müssen, und sind nun ohne Übergang ins kalte Wasser geschmissen worden.
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