Werden Pferde im Gegensatz zu anderen Tieren wenig gelobt?
Ich habe mal die Aussage einer Pferdetrainerin gehört, dass Pferd meist viel zu wenig bis gar nicht durch ihre Pfleger oder Besitzer gelobt würden. Diese bräuchten das Lob und die Bestätigung aber genauso wie andere Tiere. Hunde würden da viel eher gelobt werden oder bekämen eine Belohnung.
Viele Pferdebesitzer müssten sich so nicht wundern, wenn ein Pferd nicht die gewünschten Dinge macht, da es einfach dafür keine Bestätigung in Form eines Lobs erhalten würde. Es würde da schon reichen, wenn das Pferd eben mit der Stimme und Streicheln bestätigt würde.
Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht? Erhalten Pferde wirklich viel weniger Lob im Gegensatz zu anderen Tierarten? Vergessen dies viele Pferdebesitzer und empfinden das nicht als so wichtig? Wie erklärt ihr euch das?
Ich kann es mir nicht erklären, weil ich es nicht kenne. Ich habe ganz klassisch Reiten bei Schülern von Paul Stecken und damit nach der Heeresvorschrift 12 gelernt. Genormter kann man kaum lernen. Und da steht Loben, Nachgeben und mit Stimme unterstützen ganz deutlich im Mittelpunkt.
Mir erschließt sich nicht so wirklich, was das mit dem Tier an sich zu tun hat. In meinen Augen hängt das eher vom Menschen ab und welche Einstellung er zum Tier hat. Ein Bauer, der Massentierhaltung betreibt und in den Tieren nur Nutztiere sieht, wird wohl kaum jede Kuh einzeln loben, wenn sie ausreichend Milch gegeben hat. Das anzunehmen ist utopisch. Ich kenne auch Menschen, die ihren Hund oder ihre Katze eher weniger loben und in diesen eher Nutztiere sehen. Daher erschließt sich mir die Logik in diesem Beitrag nicht so wirklich.
Täubchen, was hat das denn nun mit "Kuscheltier" oder Nutztier zu tun? Wenn ein Pferd früher in der Armee zuverlässige Leistungen bringen sollte, dann war es ganz sicher ein Nutztier. Aber, weil man weiß, dass es bessere Ergebnisse erzielt, gehört das Lob fest zur Ausbildung. Die Zuckertasche in der Uniform der Spanischen Hofreitschule ist auch nicht da, weil die Pferde so niedlich sind.
Mal ein Zitat aus der dressurmäßigen Ausbildung in der Kavallerie von Felix Bürkner: Rechtzeitig aufhören können und loben ist eine große Kunst und gerade hierin, also in der Beschränkung, zeigt sich der Meister. Der gute Mann wurde 1883 geboren.
Im Training erfolgt auf eine gute Übung immer das Lob und die Entspannung. Und wenn es nicht funktioniert, bricht man ab und beendet die Arbeit mit einer Lektion, die garantiert klappt und nicht nur Lob, sondern dem Pferd auch ein Erfolgserlebnis gibt. Das ist ganz normaler Alltag und wer eine ordentliche Ausbildung genossen hat, der hat das Verinnerlicht.
Wie wichtig und normal das Lob bei Pferden ist, sieht man in der Prüfungssituation. Bei Hunden ist das Loben nur zwischen den einzelnen Aufgaben erlaubt, Pferde dürfen während der gesamten Prüfung gelobt werden. Beide Sportarten haben militärische Wurzeln, trotzdem gibt es Unterschiede.
Das hängt doch von der Person ab, die mit dem Tier trainiert und ob überhaupt trainiert wird. Mit Pferden wird vielleicht weniger gearbeitet als mit einem Hund, weil es sich schwieriger gestalten könnte. Ein Pferd, mit dem trainiert wird, bekommt sicherlich auch genügend Lob, einfach weil man sich über den Erfolg freut, den man mit dem Tier hat, wie beim Training mit einem anderen Tier auch.
Ich lebe im Moment auf meinem Ponyhof und kann diese Theorie auf keinen Fall bestätigen. Gerade bei Pferde ist die Stimme sehr entscheidend und man kann sie mit einer ruhigeren Stimme beruhigen und ihnen mit scharfer Stimme deutlich machen, wenn sie etwas falsch machen. Gerade mit der Stimme arbeite ich daher viel und es gibt beruhigende Worte, wenn das Pferd es toll macht. Dabei muss man laut und deutlich reden, wobei es weniger auf das ankommt, was man sagt, sondern wie man es sagt.
Ich klopfe mein Pferd immer, wenn es etwas toll gemacht hat. Das als Lob zu verstehen, lernen Pferde bereits in ihrer Ausbildung. Nach jedem Galopp bringen wir den Reitschülern beispielsweise bei, dass sie ihr Pferd loben sollen, wenn dieser gut gewesen ist. Ich empfinde loben als sehr wichtig und lobe die Pferde bei uns genauso oft wie die Hunde.
Auch Pferde kann man durch Streicheleinheiten und ein kleines Leckerlie unglaublich motivieren, weil sie es eben als Lob empfinden. Ich kann der Aussage also definitiv nicht zustimmen, es hängt immer von dem jeweiligen Besitzer ab.
Warum sollen die Reitschüler denn bitte die Pferde nach dem Galoppieren loben, wenn der Galopp gut gewesen ist? Was bringt dem Pferd Lob nach Schema F? Und warum lobt man bitte erst nach dem Galopp, falls er gut war? Was lernt das Pferd dabei? Zudem kommt man dann ja kaum zum Loben, weil selten alles gut war.
Was ist mit dem Lob für das auf den Punkt erfolgte Angaloppieren mit guter Lastaufnahme und Aufwärtstendenz? Für das ausbalancierte und durchgesprungene tief in die Ecke kommen? Für die gute Lastaufnahme in der Geraden? Für den sauberen Übergang, ohne auf die Vorhand zu fallen und ins Laufen zu kommen? Wie sollen Pferd und Reiter sonst verstehen, was gut und was weniger gut ist?
Ich sehe das komplett anders. Abgesehen von Hunden und dressierten Zoo- oder Zirkustieren wird wohl kaum ein Tier so viel gelobt wie ein Pferd. Ich kenne zumindest niemanden der ernsthaft Kleintiere oder Katzen lobt. Mit diesen trainiert man ja auch nicht.
Sternenbande hat geschrieben: Ich kenne zumindest niemanden der ernsthaft Kleintiere oder Katzen lobt. Mit diesen trainiert man ja auch nicht.
Und warum soll man nicht mit Katzen und Kleintieren trainieren? Meine Ratten und auch unsere Degus wurden geklickert und damit trainiert. Auch die Meerschweinchen wurden geklickert und wir haben jeden Tag mit den Tieren quasi trainiert und uns mit denen beschäftigt. Sonst braucht man sich keine Tiere halten, wenn man sie nur im Käfig hält und nichts mit ihnen macht.
Meine Tochter hat 4 Katzen. Wenn die nicht auch trainiert werden würden, dann würde Chaos herrschen. Die Tiere wissen, was sie dürfen und was nicht und hören auf den Namen.
Pferde werden meines Erachtens dennoch viel gelobt, wenn man das Training auch anständig macht und sich mit den Tieren beschäftigt. Das Lob muss sein. Auch bei Rennpferden und Springpferden. Sonst würden auch diese Tiere das Training irgendwann verweigern.
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