Werden Kinder häufiger in die Schule gebracht, als früher?
In den letzten Tagen waren wieder verstärkt vermisste Kinder in Deutschland ein Thema in vielen Medien und ich habe mir auch eine Sendung angeschaut, in der Experten aus der Polizei und anderen Behörden da waren und die Situation geschildert haben. Ein Experte hat auch gesagt, dass sich die Situation in Deutschland verändert hätte, die Menschen heutzutage wären mitunter sogar übervorsichtig und würden ihre Kinder gar nicht mehr alleine in die Schule gehen lassen, sondern bevorzugt fahren.
Im Vergleich zu früher wäre es also auf jeden Fall so, dass heute mehr Kinder in die Schule gebracht werden, obwohl es nicht nötig wäre. Wie empfindet ihr die Entwicklung? Denkt ihr auch, dass heute weniger Eltern bereit sind ihre Kinder alleine zur Schule gehen zu lassen, als dies früher der Fall gewesen ist oder tut sich da nicht viel? Ist das Thema von vermissten Kindern heute über die Medien einfach präsenter als sonst, so dass mehr Familien Angst haben, ihre Kinder alleine gehen zu lassen?
Ich finde es kommt auf das Alter des Kindes an. Ich weiß noch, als ich 6 Jahre alt war und eingeschult worden bin, dann hat meine Mutter mich auch immer zur Schule gebracht, aber nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß. Außerdem ging sie nie mit in die Schule, sondern nur bis zu einer bestimmten Ecke und dann ließ sie mich den Rest der Strecke alleine gehen und mit zunehmendem Alter hat sich das auch gesteigert.
Meine Eltern haben nicht nur mir, sondern auch meinen Geschwistern aufs schärfste eingetrichtert, dass man niemals zu Fremden ins Auto steigt und auch keine Süßigkeiten von anderen annimmt. Das war so krass, dass ich einmal fast schreiend weggelaufen wäre, als neben mir mal ein Auto hielt und eine Wegbeschreibung wissen wollte. Ich war damals 9 Jahre alt oder so.
Ich finde, wenn man genug Vertrauen in seine eigene Erziehung hat, dann sind solche Ängste über Kindesentführungen auch überflüssig. Ich glaube auch nicht, dass das Verhalten der Eltern (ihre Kinder zur Schule zu fahren) mit befürchteten Entführungen zu tun hat, sondern eher damit, dass die Kinder zu sehr verwöhnt werden.
Eine Bekannte von mir (21), mit der ich auch aufgewachsen bin, wird extrem von ihren Eltern verwöhnt (siehe Nesthäkchen-Prinzip). Mit dem Fahrrad zur Schule fuhr sie früher nie, auch nicht als Teenager. Wenn es geregnet hat, wurde sie immer zur Schule gefahren und wieder abgeholt, weil es ja eine Zumutung wäre, wenn sie mit Regenschirm auf die Straße muss und dabei nass werden könnte.
Bei ihrem älteren Bruder war das egal, der ist sogar im Platzregen mit dem Fahrrad zur Schule gefahren und es hat keinen interessiert. Mich erinnert deine Theorie so ein bisschen an die Helikopter-Eltern, die einfach nicht wollen, dass das Kind selbstständig wird und es am liebsten noch mit 18 Jahren zur Toilette begleiten wollen, um zu überprüfen ob die Hände auch mit ausreichend Seife gewachsen werden.
Ich kenne da verschiedene Sichtweisen. So habe ich vor meinem Umzug meine Kinder auch mit dem Auto bis zur Bushaltestelle mitgenommen. Die lag auf meinem Weg und hat mir da eben auch Zeit gespart, da ich sonst die Kinder zu Fuß hingebracht hätte, um danach wieder nach Hause zu laufen, damit ich dann zur Arbeit fahren konnte.
Es gibt aber auch Leute, die ihr Kind wegen 200 Metern fahren, was ich dann doch mehr als unsinnig finde. Da kann das Kind laufen und ist schneller in der Schule, als wenn man es mit dem Auto bringt. Wir haben aber auch bei uns hier an der Grundschule Kinder, die 20 Kilometer weit weg wohnen. Die werden halt mit Sammeltaxis oder entsprechenden Schülertransporten gebracht. Da kann man nicht mal erwarten, dass sie öffentliche Verkehrsmittel nehmen, weil das mit der Zeit gar nicht hinkommen würde, wann dort morgens der erste Bus fährt.
Wobei ich nicht glaube, dass es mit den Meldungen zu vermissten Kindern zusammen hängt. Die Menschen sind halt wesentlich bequemer geworden und das wird auch den Kindern anerzogen. Vor allem wenn man die Eltern auch bei anderen Wegen nur dabei sieht, dass sie jeden Meter mit dem Auto fahren, kann nur diese Ursache logisch sein.
Wenn ich mir das Verkehrschaos vor den Schulen manchmal so ansehe, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Sicherlich gibt es mal die eine oder andere Situation, in der man sein Kind zur Schule bringen "muss", aber es scheint bei vielen eher die Regal als die Ausnahme zu sein.
Ein Schulkind ist in meinen Augen reif genug dazu, den Schulweg alleine zu bewältigen. Sicherlich sollte man anfangs den Schulweg üben und auch ein paar Tage die Kinder begleiten, aber wenn sie den Weg dann kenne und auf alle Gefahrenstellen aufmerksam gemacht wurden, sollten sie es alleine schaffen.
Das liegt aber weniger an der Gefahr, dass Kindern etwas zustoßen könnte, sondern eher an der Bequemlichkeit. Einmal an der Bequemlichkeit der Eltern und dann natürlich an der Bequemlichkeit der Kinder. Wenn man sie zur Schule bringt, gerade mit dem Auto, finden sie das doch toll. Und wenn es dann heißt, sie wollen bitte zu Fuß gehen, fangen sie an zu quengeln. Um dann dem Stress mit dem nörgelnden Kind aus dem Weg zu gehen, wird es halt gefahren. So kenne ich es von einer befreundeten Familie. Alles, was das Kind "will", wird so gemacht. Nicht nur beim Schulweg, sondern auch bei allen anderen Dingen.
Ein anderer Grund ist bei manchen, dass sie ihren Kindern nichts zutrauen. Meine Kinder gehen alleine die anderthalb Kilometer bis zur Bushaltestelle, dabei müssen sie auch eine stark befahrene Straße überqueren. Dort ist eine Fußgängerampel, also kein Grund, dass sie es nicht schaffen sollten, über die Straße zu kommen. Warum sollte ich sie also mit dem Auto dorthin bringen? Ein wenig Selbstständigkeit kann ich ihnen zutrauen.
Ein anderes Beispiel sehe ich jede Woche beim Training meiner Kinder. Während meine Kinder in die Umkleidekabine gehen und sich selbst umziehen, rennen alle anderen Mütter und Väter mit und ziehen ihre Kinder an. Warum? Im Schulalter schaffen sie es alleine, beim Sportunterricht in der Schule geht es doch auch. Es geht halt schneller, wenn Mami und Papi es machen, statt die Kinder machen zu lassen. Und das bisschen Zeit sollte man als Eltern doch haben, damit die Kinder lernen können, selbstständig zu werden. Ob beim Schulweg oder sonst wo.
Zu meiner Zeit ist man als Kind allein in die Schule gegangen. Da wurde man auch im Kindergarten schon drauf vorbereitet und auch die Polizei gekommen und hat die Kinder aufgeklärt. Meine Mutter sagte, ich hätte ein Heiden Theater gemacht, als sie mich am zweiten Schultag bringen wollte.
Letztlich ist sie mir dann wohl heimlich nachgelaufen. Ich kannte auch kein Kind, dass längerfristig gebracht wurde. Das waren peinliche Ausnahmefälle. Das hatte damals auch den entscheidenden Vorteil, dass sich Eltern nicht vor der Schule zusammen gerottet haben und sich in jeden Schiet einmischen konnten.
Heute muss man allerdings beachten, dass Schüler nicht mehr in der nächstgelegenen Schule untergebracht werden. Man hat mehr Auswahlmöglichkeiten, was auch zu langen Schulwegen führt, das halte ich für nachvollziehbar.
Als ich selber noch ein Kind war, sind wir schon im letzten Kindergartenjahr alleine gegangen und das war so auch normal und erwünscht. In die Schule ging es dann von Anfang an alleine. Heutzutage ist es in Kindergärten wohl gar nicht mehr erlaubt, dass Kinder alleine nach Hause gehen.
Zumindest im Kindergarten von meinem Sohn geht das nicht. Meldungen über vermisste Kinder gab es während meiner Kindheit, in den frühen 90ern aber auch, deshalb denke ich nicht, dass jetzt alle Eltern generell übervorsichtig geworden sind. Von Phänomenen wie "Helikoptereltern" mal abgesehen.
Ob Kinder alleine zur Schule gehen oder nicht, hängt in meinen Augen aber auch von anderen Faktoren ab, als nur von den Ängsten der Eltern. Mein Sohn kommt im Herbst in die Schule und wird dann wohl auch erstmal nicht alleine gehen. Er passt einfach immer noch zu wenig auf, wenn er über die Straße geht, obwohl ich ihn immer wieder darauf hinweise.
Bei manchen Eltern ist es vielleicht auch so, dass sie sowieso zur Arbeit fahren und dann auch gleich die Kinder mitnehmen. Früher waren wegen schlechterer Betreuungsmöglichkeiten mehr Mütter zu Hause und haben die Kinder dann vielleicht eher alleine loslaufen lassen, da sie selber nirgendwo hin mussten.
Ja, es werden mehr Kinder in die Schule gebracht als früher bzw. die Kinder, die irgendwann nicht mehr gebracht werden, werden erst in einem höheren Alter alleine laufen/fahren gelassen.
Ursächlich hierfür sind definitiv Meldungen von verschwundenen Kindern bzw. die Tatsache, dass mehr Fälle den Weg in die Medien schaffen als früher. Ich finde das recht nachvollziehbar, und auch mein Großer (7) läuft den 5-Minuten-Weg noch nicht alleine. Das hat aber zusätzlich noch andere Gründe. Ich halte die Gegend prinzipiell nicht für so anfällig.
Es ist letztlich Sache der Eltern. Ich denke nicht, dass der Schulweg alleine der Selbständigkeit der Kinder im Weg steht.
Wenn ich früh zur Arbeit fahre, sehe ich viele Kinder, die wohl zur Schule laufen oder mit dem Fahrrad fahren. Da wird mir manchmal Angst und Bange, wenn neben mir ein Kind auf dem Fahrrad schwankend entlangfährt. Da fehlt manchmal nicht viel, dass die mit dem Rad umkippen. Oder die Kinder rangeln am Gehweg und was ist denn, wenn einer auf die Straße fällt?
Es fährt nicht jeder so vorsichtig dran vorbei wie ich. Manch einer rast auch an den rangelnden Kindern vorbei und dann? Wenn es blöd kommt, dann fällt ein Kind vom Fahrrad oder wird auf die Straße gedrängelt und dann kommt ein Raser und überfährt das Kind. Und dann ist das Geschrei groß.
Die Welt ist nicht mehr so friedlich wie früher, der Autoverkehr ist viel stärker und viele rasen. Die Kinder sind auch mitunter sehr gemein zueinander, ärgern sich, bewerfen andere mit Schneebällen und hacken auf den Schwächeren herum. Da finde ich es richtig, wenn Eltern die Kinder lieber selbst zur Schule fahren, wenn sie die Möglichkeit haben.
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