Werden Flüchtlinge durch Feuerwerk an Krieg erinnert?
Ich habe vor Silvester gelesen, dass es teils Aushänge und Bilder gab, die auf sozialen Netzwerken geteilt wurde, auf denen stand, dass man doch aus Rücksicht auf die Flüchtlinge auf Feuerwerk verzichten sollte. Es würde sie an den Krieg erinnern, da es ja auch knallt und teils sehr laut ist und man es auch durchaus mit Schüssen verwechseln könnte.
Darüber waren die Nutzer der Netzwerke natürlich zweigeteilt und manche fanden es durchaus nachvollziehbar und meinten auch, dass man da doch besser Rücksicht nehmen und drauf achten sollte. Während sich andere nicht in ihren Handlungen einschränken und auf das Böllern verzichten wollten.
Meint ihr wirklich, dass Flüchtlinge durch das Feuerwerk an den Krieg erinnert werden könnten? Meint ihr, dass man darauf Rücksicht nehmen sollte? Würdet ihr deswegen auf Feuerwerk verzichten?
Ich kann mir bei wirklichen Flüchtlingen aus genau diesen Kriegsgebieten wirklich vorstellen, dass insbesondere diese Kanonenschläge für Erinnerungen sorgen werden. Das kann gut möglich sein und ist sicherlich nicht immer von der Hand zu weisen. Man erschreckt sich höchstwahrscheinlich bei einem Knallgeräusch.
Gleichwohl muss natürlich gesagt werden, dass Bomben und Kanonenschläge deutlich im Tonfall anders sind. Wobei auch bei den illegalen Kanonenschlägen auffällt, dass diese erheblich lauter und dumpfer im Knall sind sowie eben sehr nah an manch ein Geschoss kommen würden. Da ist eine erhebliche Menge an Sprengstoff drin, die man ja sowieso im Alltag nicht unterschätzen sollte.
Ich kann mir daher bei Syrern sehr gut vorstellen, dass sie letzten Endes an der einen oder anderen Stelle vollkommen erschrocken sein werden. Doch wenn sie wohl schnell feststellen werden, dass es sich hier um Feuerwerkskörper handelt, beruhigen sie sich unter Umständen.
Ich glaube sogar, dass man schon vom Jahr 2015 zu 2016 darauf hingewiesen hatte, dass manch ein Kriegsflüchtling sich nicht erschrecken solle, dass es sich nicht um Bomben handelt, sondern Feuerwerkskörper. Flüchtlingsunterkünfte in unserer Umgebung wurden sogar angehalten, sich mal mit den Thema etwas auseinanderzusetzen, um den Syrern ( speziell eben ihnen ) die Angst zu nehmen, dass wenn es bald auch Tage vor und nach Silvester immer wieder knallen wird.
Den anderen Flüchtlingen, die wegen Geld & Co kommen, denen ist das sicherlich scheiß egal. Die interessiert das "Geknalle" nicht und auch nicht, dass Syrer aus Gebieten gekommen sind, wo Bombengeräusche zum Alltag gehören.
Ich denke, dass genug deutsche Soldaten, die in Kriegsgebieten zum Einsatz gekommen sind auch ein Traumata haben und dass diese sich auch erschrecken, wenn es knallt und wurde da schon mal aufgerufen, dass man Rücksicht auf deutsche Soldaten nehmen soll, die in Kriegsgebieten waren?
Die Flüchtlinge aus die aus Kriegsgebieten kommen, die haben alle in ihrem Leben auch schon Feuerwerk gesehen und gehört. Sie haben dort auch vor dem Krieg gelebt und haben so etwas mit bekommen. Sie wissen, was zum Jahreswechsel über all auf der Welt ist. Nämlich ein großes Feuerwerk mit Knallerei.
Rücksicht nehmen kann man an einem Tag wie Silvester nicht. Wie denn auch? Sollte man sich vom Krieg alles verbieten lassen? So sollten wir nicht enden. Ich denke durchaus, dass einige Flüchtlinge Flashbacks haben und sich an die Ereignisse zurückerinnert fühlen. Ich denke, dass man nur erklären kann, dass ein Feuerwerk nichts schlimmes ist, aber man auch nichts anders machen sollte. Wir bieten diesen Flüchtlingen eine gute Unterkunft und können nur zeigen, dass nicht alle Menschen so sind, nicht alle Kreis wollen und nicht alle radikal sind.
Warum kommt so eine Aufforderung der Rücksichtnahme jetzt also bei den Flüchtlingen aus Syrien? Und damit meine ich jetzt nicht nur dieses Jahr, sondern meinetwegen auch letztes Jahr. Was war in der Zeit als die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien zu uns kamen? Dort war auch Krieg und sie sind vor ihm geflüchtet?
Was ist mit all den deutschen Soldaten, die in Kriegsgebieten seit Jahren im Einsatz sind und zurückkommen? Was ist mit den alten Menschen, die den Krieg in Deutschland noch miterlebt haben und sich daran noch erinnern könne und das gilt nicht nur für die jetzige Zeit sondern auch schon in den vergangenen Jahrzehnten?
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum die Bitte jetzt erfolgt und nicht schon vor 50 Jahren zum Beispiel. Denn da kannte noch fast die gesamte Bevölkerung die Geräusche vom Krieg. Genauso wie es auch heute noch die Sirenen zur Alarmierung der Feuerwehr in einigen Städten gibt, darüber wurde im Krieg auch Fliegeralarm ausgelöst.
Ich möchte nicht wissen über wie viele Jahre Menschen im Schlaf davon aufgeschreckt wurden und in den ersten Sekunden dachten es sei wieder Krieg und ein Luftangriff wird gerade angekündigt. Rücksichtnahme schön und gut, aber in meinen Augen kann man es irgendwann auch übertreiben und sich komplett in seinem eigenen Leben beschneiden lassen.
Nelchen hat geschrieben:Meint ihr wirklich, dass Flüchtlinge durch das Feuerwerk an den Krieg erinnert werden könnten? Meint ihr, dass man darauf Rücksicht nehmen sollte? Würdet ihr deswegen auf Feuerwerk verzichten?
Was denkst du denn darüber @Nelchen? Hast du deswegen auf das Feuerwerk verzichtet und wirst es in den nächsten Jahren noch machen? Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass "Flüchtlinge" an Silvester an Krieg erinnert werden.
Das ist, nicht nur in meinen Augen, absoluter Irrglaube. Was "Flüchtlinge" hier veranstalten, was in ihren Ländern "normal" ist und bei uns nicht - das ist unvorstellbar! In Deutschland und anderen Ländern ist das Silvesterfest fest verankert mit allesamt Ritualen. Da muss man sich eben "einleben" wenn man in diesem Land "leben will". Ein Auswanderer muss sich ja auch an das Leben und die Regeln des entsprechenden Landes anpassen.
Die Diskussion, dass man wegen den Flüchtlingen auf das Feuerwerk verzichten solle, gibt es mittlerweile beinahe jedes Jahr. Entweder es sind die Flüchtlinge aus der Ukraine, dieses Jahr war es der Krieg im Gaza-Streifen. Was ist denn mit den Menschen, die im Afghanistan-Einsatz waren oder ältere Menschen, die den Krieg noch miterlebt haben? Oder Menschen mit Knalltrauma?
Ich war diese Diskussion dieses Jahr ehrlich gesagt ziemlich leid und habe selbst an Silvester Raketen abgeschossen. Dann sollen sich die Flüchtlinge doch in ihren Wohnungen verkriechen. Ich habe jedoch eher das Gegenteil erlebt, die machen teilweise sogar noch munter mit und knallen sogar je nachdem noch deutlich mehr als wir rum. Aber das ist auch für mich okay.
Klar, ich kann es nachvollziehen, dass jemand bei so viel Geknalle wirklich Angst bekommt und sich in sein Trauma zurückgeworfen fühlt. Ich bin an sich auch der Meinung, dass man diese Leute dann unterstützten und auch aufklären sollte, was an Silvester da draußen los ist. Aber darauf verzichten möchte ich auch nicht jedes Jahr und immer nur Rücksicht nehmen, ist auch keine Lösung.
Wibbeldribbel hat geschrieben:Ich war diese Diskussion dieses Jahr ehrlich gesagt ziemlich leid und habe selbst an Silvester Raketen abgeschossen.
Ich wiederum bin inzwischen die ganze Silvesterknallerei ziemlich leid, unabhängig davon, ob es auch die Flüchtlinge stresst oder nicht. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass für jemanden, der schon echte Scharmützel erlebt hat, das hiesige Silvestergeknalle zusätzlichen Stress bedeutet. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man so etwas annimmt und auch ein wenig Rücksicht drauf nehmen möchte.
Was uns betrifft, verbringen wir Silvester inzwischen immer auf dem Land, möglichst weit weg von größeren Knallaktionen. Eigentlich bin ich zwar ein Stadtmensch, aber der Silvestertag ist der Tag, an dem ich am liebsten weit draußen bin.
Ob das pauschal so ist, kann man sicherlich nicht beantworten. Die einen werden so traumatisiert sein, dass das Geknalle sie an die Bombardierung erinnert. Naheliegend ist das ja, sowohl akustisch, als auch visuell. Es gibt aber sicherlich auch Flüchtlinge, die zum einen gar keine Berührungspunkte mit direkter Bombardierung haben und deswegen sicherlich auch nicht daran erinnert werden, oder das einfach nicht in Verbindung bringen.
Wir selbst haben mit geflüchteten Menschen schon Silvester feiern dürfen. Es war ein sehr schönes Fest, wo es weniger um das Geknalle ging, sondern mehr um geselliges Beieinandersein und zusammen essen und feiern. Wir waren dann noch zusammen draußen, weil tatsächlich die Kinder sich etwas Feuerwerk gewünscht haben. Dementsprechend fiel das dann auch aus und bestand vorrangig aus Wunderkerzen jeglicher Art und kleineren Dingen. Eben kindgerecht. Das Thema Krieg kam an dem Abend auf, aber es hatte nichts mit dem Feuerwerk zu tun.
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