Werden exakte Wünsche eher als unhöflich wahrgenommen?

Mein Bruder hat demnächst Geburtstag und zu diesem Zweck stellt er immer eine Liste auf, die man dann auf Anfrage auch bekommt. Wir einigen uns dann im Familienkreis darauf, wer ihm was schenkt. Ich finde das unglaublich erleichternd, denn mein Bruder notiert auf seiner Liste sehr genau was er sich wünscht. Dort steht dann beispielsweise nicht, er wünscht sich eine externe Festplatte, sondern er wünscht sich genau dieses oder jenes Modell, häufig inklusive Artikelnummer und Preis.

Das erspart mir selbst die Recherche. Normalerweise würde ich im Internet erstmal Bewertungen lesen und Preise vergleichen. Das muss ich nun nicht mehr, da er das immer selbst macht. Natürlich ist die Überraschung dann nicht sehr groß, aber das ist ab einem bestimmten Alter vielleicht auch nicht mehr nötig. Mein Freund empfindet die exakten Wunschlisten meines Bruders immer als unhöflich. Er findet, dass man einfach nur Festplatte angeben sollte, damit sich das Gegenüber selbst aussuchen kann, in welcher Preisspanne man was schenken möchte.

Für den Beschenkten ist dies allerdings manchmal von Nachteil, denn man kann dann mitunter auch Dinge geschenkt bekommen, die man gar nicht so toll findet und die Nachteile für einen selbst haben. Wie seht ihr das? Findet ihr es toll, wenn jemand ganz genau weiß, was er sich zum Geburtstag oder zu anderen Festlichkeiten wünscht oder habt ihr lieber grobe Richtwerte? Findet ihr es unverschämt, wenn jemand sich schon etwas konkretes ausgesucht hat?

Fände ich super - sowohl als Schenkender als auch als Beschenkter. Wenn nichts dabei ist, das ich schenken möchte (aus Preis- oder Überzeugungsgründen), muss ich ja nichts schenken. Ich finde nämlich ganz unabhängig davon, dass Geschenke nie eine Selbstverständlichkeit sein oder erwartet werden sollten; ihr Vorhandensein soll eine Freude sein, nicht ihr Fehlen ein Ärgernis.

Ich empfinde so etwas nicht als unhöflich, sondern freue mich auch, wenn ich durch so einen exakt angegebenen Wunsch dann genau das schenken kann, was derjenige sich wünscht. Es bringt ja nichts, wenn dann zum Beispiel die externe Festplatte gar nicht den Erwartungen entspricht, weil der Schenker eben nicht genau wusste, welche er nehmen soll.

Ich denke auch, dass diese exakten Wünsche ja nicht deswegen so auf der Liste stehen, weil derjenige jemanden ärgern möchte und es heißt ja nicht, dass man etwas davon schenken muss. Nur ist es eben sehr schön, dass man dann etwas schenken kann, worüber sich der Beschenkte eben auch sicher freut, weil man genau weiß, dass er sich dieses Teil gewünscht hat.

Unverschämt finde ich es in dem Zusammenhang nur, wenn jeder der Gäste ein Teil genannt bekommt, was er eben als Geschenk mitbringen soll. In so einem Fall würde das für mich bedeuten, dass der Beschenkte sich nicht wirklich darüber freut, sondern die Geschenke einfach erwartet. Das würde ich unverschämt und unhöflich finden, aber so wie es dein Bruder macht, finde ich es gut, weil es die Sache für beide Seiten deutlich vereinfacht.

Ich finde solche Listen super. Wenn wir alle mal ehrlich sind und tief in uns gehen, dann hat doch jeder schon mindestens einmal in seinem Leben etwas bekommen, mit dem er absolut nichts anfangen kann und was seitdem rumsteht und nur Staub fängt. Das ist dann sowohl für den Beschenkten, aber vor allem auch für die Schenkende Person eine unschöne Situation, da man ja immer hofft, mit seinem Geschenk dem Anderen eine Freude zu machen.

Ich selbst würde solche Listen nicht als unhöflich betrachten, sondern mich eher darüber freuen. Da auf der Liste ja mehrere Artikel enthalten sind, die wahrscheinlich auch eine unterschiedliche Preisspanne aufweisen, kann man sich ja am Ende aussuchen, was man schenkt und vor allem auch wie viel man dafür ausgeben möchte. Die Liste ist ja auch nur eine Orientierungshilfe - wenn man nichts davon schenken möchte, weil es einem zu teuer ist oder man die Geschenke doof findet, weil man andere ethische und moralische Werte hat, oder weil man vielleicht selbst schon eine eigene Idee hat und etwas gekauft hat, dann muss man ja nichts aus der Liste auswählen - es ist lediglich eine Hilfe zur Orientierung und auch um sicher zu stellen, dass gewisse Sachen nicht unbedingt doppelt und dreifach verschenkt werden.

Auch die Tatsache, dass er die genauen Artikelnummern angibt beziehungsweise die Links dazu finde ich sehr hilfreich. Wie hier schon gesagt wurde entscheidet es einem meist das stundenlange suchen und vergleichen von Testberichten. Grade bei dem Beispiel mit der Festplatte fände ich es sehr praktisch. Ich habe wirklich null Ahnung davon und die Wahrscheinlichkeit, dass ich am Ende etwas schenke, was keine gute Qualität hat, zu wenig Speicher oder für seine Zwecke nicht ausreichend schnell genug ist, wäre sehr groß. Es bringt ja nichts, wenn ich am Ende eine Festplatte kaufe, aber er nichts damit anfangen kann, weil es die falsche ist. Dann lasse ich mir lieber gleich sagen, welches Modell es genau sein soll.

Ich selbst würde das super finden, wenn es bei uns im Familien- und Freundeskreis so unkompliziert verlaufen würde. Meistens frägt man die Personen, was sie sich wünschen und die gängige Antwort ist immer etwas wie "nichts bestimmtes". Das finde ich immer schrecklich, da man ja demjenigen eine Freude machen möchte und oft stundenlang überlegt, was man verschenken könnte. Nicht selten dann ohne Erfolg, weshalb ich immer auf irgendeinen Gutschein ausweiche. Finde ich zwar nicht ideal und ist für viele auch zu unpersönlich, aber ist mir lieber als irgendetwas zu kaufen, was der Beschenkte dann nicht brauchen kann. Dass dieser dann nicht mehr überrascht wird, wäre für meiner Meinung nach nicht schlimm. Lieber keine als eine schlimme Überraschung.

Ideal würde ich es finden, wenn auf so eine Wunschliste Geschenke unterschiedlicher Preiskategorien sind. Dann würde nämlich auch das Argument deines Freundes nicht mehr zählen, da man sich etwas aus dem gewünschten Preisbereich aussuchen kann. Eine genaue Artikelnummer oder ähnliches finde ich auch perfekt, da erspart man sich die ewige Recherche, was vor allem in für mich persönlich fremden Bereichen ewig dauern kann.

Etwas umständlich finde ich eher die Tatsache, dass man dann untereinander ausmachen muss, wer nun welches Geschenk kauft. Besser wäre es, wenn die Liste digital wäre und diese sich aktualisiert, sobald jemand sich für ein bestimmtes Geschenk entscheidet. Ist der Preis der übrigen Geschenke zu hoch, kann man sich ja immer noch mit einem anderen Familienmitglied oder Freund absprechen und gegebenenfalls zusammentun.