Werden die Seminare im Studium immer außergewöhnlicher?

vom 06.12.2014, 20:04 Uhr

Als ich angefangen habe, Germanistik zu studieren, hatte ich eigentlich gedacht, mich hauptsächlich mit Goethe, Schiller und Kafka zu beschäftigen. Ich war jedoch mehr als erstaunt, als ich mir das Vorlesungsverzeichnis durchgeschaut hatte und kaum richtig klassische Seminare auffand. Zwar gab es durchaus Seminare zu den "großen" Personen der Literatur, wobei es jedoch mehrheitlich außergewöhnliche Seminare galt.

Mittlerweile kommt es mir so vor, als würden die Dozenten versuchen, jedes Semester noch außergewöhnlichere Seminare anbieten wollen. Es entstehen dabei völlig merkwürdige Seminarbezeichnungen, die auf den ersten Blick kaum etwas mit Germanistik zu tun haben. Stattdessen gibt es dann Seminare mit den Bezeichnungen "Tiere töten in der Literaturgeschichte" oder es gibt auch ein Seminar, welches sich nur "Hässlich" nennt.

Auch in Geschichte muss man lange suchen, um irgendwelche bekannte Themen aus der Schule zu finden und der zweite Weltkrieg wird beispielsweise auch schon lange nicht mehr als Seminar angeboten, weil die ganzen Themen darum schon ziemlich "ausgelutscht" sind. Stattdessen bin ich nun beispielsweise in einem Seminar, welches sich "Zirkus, Zoo und Menagerie im 18. Jahrhundert" nennt und war das Semester zuvor in einem Seminar zu "Seriellem Morden in der Neuzeit".

Ich habe nun an einem Blockseminar zu Germanistik teilgenommen, welches sich "Quantentheorie und Literaturwissenschaft" nennt. Im Prinzip werden wir auch die nächsten Sitzungen nur Physik und Philosophie darin durchnehmen und in de letzten Stunden versuchen, Quantentheorie in der deutschen Literatur zu finden.

Überraschenderweise waren bei dem "Physik"-Seminar wirklich sehr viele interessierte Germanisten und der Dozent hat uns dann auch erzählt, dass es vor einigen Jahren noch gar nicht vorstellbar wäre, so außergewöhnliche Seminare anzubieten, da die Seminare eben alle noch sehr klassisch waren. Mittlerweile würden sich die Dozenten jedoch selbst in der Außergewöhnlichkeit der Seminare übertreffen wollen. Diese würden nun viel besser bei den Studenten ankommen und im Prinzip kann man nun also auch ein Germanistik-Studium durchlaufen, ohne sich dabei mit den Klassikern befassen zu müssen oder auch ein Geschichte-Studium, ohne die "wichtigen" Ereignisse durchzunehmen, die man aus der Schule so kennt. Das finde ich jedoch richtig klasse und ich finde gerade die außergewöhnlichen Seminare auch immer extrem spannend, während mich die klassischen Seminare weniger ansprechen.

Ist es bei euch auch so, dass bei euch im Studium die Seminare immer außergewöhnlicher werden? Findet ihr das gut oder würdet ihr euch ein eher klassisches Studium wünschen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich kann nicht sagen, ob die Seminar immer außergewöhnlicher werden. Das liegt daran, dass ich nicht weiß, wie sie vor 10 oder 20 Jahren ausgesehen haben. Ich kann aber bestätigen, dass die Inhalte in der Uni in den Seminaren kaum etwas mit der Berufspraxis zu tun haben. Das wiederum finde ich sehr schade. Ich habe Deutsch studiert und mich zeitweise mit komischen und sehr fragwürdigen Dingen auseinandersetzen müssen.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kann ebenfalls nicht sagen, welche Titel die Seminare vor meinem Studium alle hatten. Mir ist aber schon aufgefallen, dass die Titel der Seminare und Veranstaltungen im Laufe meines Studiums schon ungewöhnlicher worden sind und sich teilweise dem Zeitgeist angepasst haben. Soll heißen, dass es irgendwann Seminare zum Thema Gender oder Feminismus gegeben hat, was ja nicht von einfach so kommt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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