Wer wird bei euch bei Mahlzeiten zuerst bedient?

In meiner Verwandtschaft ist es üblich, dass zuerst die Kinder zu Essen bekommen und wenn die alle versorgt sind, können die Erwachsenen in Ruhe essen. Das war nicht nur bei Besuch so, sondern generell. So wurde auch im engsten Familienkreis darauf geachtet, dass die Kinder zuerst bekommen und wenn dann noch "Reste" übrig waren, bekam diese die Erwachsenen, wobei aber meist genug gekocht wurde, dass alle davon profitieren konnten und nicht nur einige wenige. Ich habe das eigentlich für selbstverständlich gehalten, eben weil ich das so gewöhnt bin, dass die Kinder immer zuerst versorgt werden, in der Familie meines Freundes war das wohl aber ganz anders.

So hat sich im Gespräch mit ihm herausgestellt, dass sein Vater wohl immer darauf bestanden hat, zuerst bedient zu werden und erst, wenn dieser quasi wunschlos glücklich war, "durften" seine Frau und die Kinder eine eigene Portion bekommen und auch essen. Ich finde so eine Einstellung ehrlich gesagt ziemlich egozentrisch und befremdlich. Also wenn ich Kinder hätte, würden diese auch immer zuerst bedient werden. Wie ist das bei euch? Wer wird bei euch bei den Mahlzeiten zuerst bedient und warum? Sind erst die Kinder dran oder erst die Erwachsenen?

Hier wird nur bedient, wer sich nicht selbst bedienen kann. Mahlzeiten sind bei uns eine gemeinschaftliche Aktion, bei der alle mit anpacken, damit die Platten und Schüsseln auf den Tisch kommen. Dann bedient sich jeder, der kann, selbst und schaut, dass auch die Nachbarn versorgt werden. Also, der der gerade die Kartoffeln hat, bietet auch den Nachbarn an, die haben andere Komponenten und verhalten sich ebenso. So machen alle Speisen flott die Runde und jeder bekommt die Menge, die er möchte.

Bei Feiern kenne ich es auch so, dass die Kinder zuerst versorgt werden, die eben noch zu klein sind, um sich selbst etwas zunehmen. Allerdings gab es dann auch meist einen Kindertisch, an dem dann auch die Älteren den Jüngeren etwas auf den Teller gelegt haben. Die Erwachsenen am Nebentisch versorgen sich dann meistens schon selbst. Alles andere wäre auch sehr stressig.

Außerdem hat der Gastgeber sicherlich genug zu tun, so dass ich mich nicht unbedingt bedienen lassen möchte und mir auch lieber selbst nehme. Dann kann ich auch entscheiden wie viel ich wovon essen möchte.

Hier wird ebenfalls nicht bedient und es muss mit angepackt werden. Warum Kinder zuerst zu essen haben sollten und solange alle warten, erschließt sich mir nicht, da es gemeinsames Essen heißt und nicht nacheinander. Somit ist es doch schon klar, dass hier erst angefangen wird mit Essen wenn auch jeder etwas auf dem Teller hat und keine Extra Wurst gemacht wird. Ebenfalls wird hier mit angepackt, der Tisch wird zusammen gedeckt und auch die Schüsseln mit zum Essbereich getragen.

Wenn mehr auf dem Tisch steht und man selbst nicht ran kommt, dann wird die Schüssel durch die Runde gereicht oder weiter geschoben. Auf bitten wird auch dem Nachbarn etwas auf den Teller gegeben oder wenn man Nachschlag möchte, dann macht man den Mund auf und bekommt weiteres gereicht. Das ist mir ebenfalls lieber, als wenn jemand bei Nachschlag aufsteht und dann um den halben Tisch wandert nur um an eine andere Schüssel zu gelangen um sich selbst etwas zu nehmen, wozu hat man sonst einen Mund?

Wie muss man sich das "bedient" denn vorstellen? Im Normalfall stellen wir die Schüsseln und Platten einfach auf den Tisch und jeder nimmt sich dann selber was er möchte und reicht bei Bedarf weiter. Wenn Kinder dabei sind, die zu klein sind um sich selber Essen zu nehmen, kümmern sich die Eltern um ihre Kinder. Die wissen schließlich am besten was und wie viel die Kinder essen. Aber "bedient" wird da nun auch keiner.

Und wenn Teller in der Küche her gerichtet werden stelle ich die zuerst den Leuten hin, die am weitesten weg sitzen. So muss man sich dann nachher nicht über die Teller, die schon stehen, beugen beim servieren und die Leute, die schon etwas zu Essen haben können schon ungestört anfangen zu essen wenn sie möchten. Aber eigentlich ist es ja höflich, dass man mit dem essen wartet bis jeder einen Teller vor sich stehen hat und die Gastgeber auch mit am Tisch sitzen. Ich kenne dieses nacheinander essen, das du beschreibst, überhaupt nicht.

Ich habe da gar keine richtige Reihenfolge. Normalerweise kenne ich es so, dass sich bei einem gemeinsamen Essen jeder selbst etwas nimmt und man niemanden direkt bedienen muss. Ansonsten bediene ich einfach denjenigen als erstes, der sich von der Sitzordnung am ehesten dafür anbietet. Ob Mann oder Frau ist mir da egal.

Ich mache es aber schon immer so, dass ich mir als Gastgeber zuletzt den Teller hinstelle. Ich kenne es so, dass es unverschämt ist, wenn man sich als erster bedient. Man möchte ja auch eher nicht, das Gäste hungrig zurückbleiben, so dass es praktischer ist, sich selbst zuletzt etwas drauf zu tun, weil man dann nicht so viel Angst haben muss, dass die Portion klein ausfallen könnte.

In unserem Zwei-Personen-Haushalt gibt es so etwas wie Bedienung nach Reihenfolge gar nicht. Entweder, ich richte eine Mahlzeit direkt fertig auf dem Teller an, oder aber die einzelnen Komponenten werden zur Selbstbedienung auf den Herd oder Tisch gestellt und jeder von uns nimmt sich so viel und wovon er mag. Alles andere würde auf mich auch irgendwie seltsam wirken, wenn nur mein Freund und ich davon essen. Ich bin schließlich kein Hausmädchen und er kein Butler, sodass einer den jeweils anderen bedienen müsste.

In meinem Elternhaus war es schon so, dass meine Mutter meistens das Essen auf den Teller getan und diesen dann an die Personen am Tisch weitergegeben hat, aber an eine wirklich feste Rangfolge bei der "Bedienung" kann ich mich auch da nicht erinnern. Mal hat mein Vater die erste Portion bekommen, mal ich. Meine Mutter hat sich immer zuletzt genommen, da sie ja ausgeteilt hat, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie das aus Unterwürfigkeit gemacht oder dass sie das gestört hätte. An manchen Tagen hat mein Vater sie auch bei dieser Aufgabe abgelöst, und wenn ich mal selbst den Kochlöffel geschwungen habe, habe ich auch gerne das Essen ausgegeben. Daher war es eher ein Wechsel als eine feste Rollenverteilung.