Wer oder was sind die Bilderberger?

In Dresden findet ja in dieser Woche das Bilderberger-Treffen statt und dieses soll wohl auch unter massivem Polizeischutz gewährleistet werden. Der Begriff Bilderberger ist mir eigentlich neu und mich würde schon mal interessieren, was sich denn da für eine Klientel trifft.

In dem Artikel steht zwar, dass es sich wohl um einen sehr elitären Kreis handeln muss, aber warum trifft man sich denn geheim und entfacht dennoch einen derartigen Medienrummel? Kennt ihr die Bilderberger? Wie würdet ihr die Bilderberger beschreiben und welche Ziele verfolgen diese denn mit ihren Treffen?

Die erste Begegnung mit dieser Gruppierung oder wir auch immer man das nennen soll, hatte ich durch eine gesprayte Parole, wo sich ein ein anonymer Sprayer über die Bilderberger aufgeregt hat und dagegen gehetzt hat. Da ich damit nichts anfangen konnte, habe ich gegoogelt.

Allerdings muss ich sagen, dass man nicht wirklich viel mit den Informationen anfangen kann, die man da findet. Bei geheimen Treffen werden geheime Dinge besprochen. Ob das nun gut oder schlecht ist, was da beraten wird, lässt sich von außen nicht abschätzen.

Einerseits ist natürlich klar, dass auch in einer Demokratie nicht alles so ganz so einfach öffentlich dargelegt werden kann. Aber trotzdem fragt man sich schon, was der Grund für diese Geheimniskrämerei sein soll und ob da nicht doch hinter verschlossenen Türen Dinge passieren, die besser nicht passieren sollte.

Von daher muss ich sagen, ich weiß nicht, was man davon halten soll. Letztlich hängt das eben davon ab, was die da machen und das erfährt man ja nicht. Von daher finde ich es echt nachvollziehbar, wenn das Protestaktionen und Skepsis auslöst.

Was haben die Bilderberger denn mit der Demokratie zu tun oder wo gefährden diese Treffen demokratische Gesellschaften? Das ist ein informelles und rein privates Treffen. Wenn sich der Bürgermeister mit dem örtlichen Industriellen, Mitgliedern der verschiedenen Innungen und dem Arzt und dem Apotheker des Ortes zum Besäufnis im Gesellschaftszimmer trifft, dann ist das auch keine Verschwörung. Obwohl solche Treffen in der Kommunalpolitik deutliche Auswirkungen haben kann.

Warum sollten sich einflussreiche Persönlichkeiten nicht privat treffen und diskutieren? Das Klima für einen Gedankenaustausch ist besser, vorsichtige Annäherungen sind möglich. Man kann ungezwungen die Positionen der anderen ausloten. Die Demokratie wird damit nicht untergraben.

Der Unterschied zum Apothekertreffen ist halt, dass man nach einem Apothekertreffen in der Regel in der lokalen Presse oder der Fachpresse einen Artikel findet, den man bei Interesse lesen kann und man dann bescheid weiß.

Bei solchen Geheimtreffen greifen halt schnell Verschwörungstheorien, was besprochen worden sein könnte. Und wenn die Apotheker im Geheimen beschließen würden, dass Viagra künftig nur noch heimlich als Placebo ausgeliefert wird, wäre das für die Männerwelt sicher ein Schock, aber die Wirkung begrenzt und überschaubar. Zumindest stellt sich das so mancher Laie so vor, wenn auch die Apotheker eine enorme Macht hätten, die sie theoretisch missbrauchen könnten.

Wenn aber Spitzenköpfe aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sich heimlich treffen, können theoretisch extrem weit reichende Entscheidungen getroffen werden, die man dann nicht mehr politisch beeinflussen kann, weil man nicht weiß, dass man als Bürger gegen so einen Entscheidung hätte protestieren können oder sollen. Da fühlt man sich als Bürger schnell entmündigt.

Ob die Demokratie in Gefahr ist oder nicht, sei dahin gestellt. Es gibt ja auch nicht die Demokratie an sich. Wenn wir hier eine absolut direkte Demokratie hätten und dann taucht plötzlich so eine geheime Tagung auf, dann würde es die direkte Demokratie schon unterhöhlen. Aber längst auch ohne solche Geheimtreffen hat das Volk ja wenig direkten Einfluss auf wichtige Entscheidungen in unserer Form der Demokratie. Von daher wäre nicht davon auszugehen, dass man dann Einfluss hätte, wenn es die Geheimkonferenzen nicht gäbe.

Unterschätzen würde ich solche Treffen aber auch nicht, gerade weil sie privat und geheim sind. Dazu bekomme ich schon bei uns in der Kommunalpolitik zu lange zu viel mit. Auch in jeder Stadt oder Gemeinde werden wichtige Entscheidungen auf privaten Treffen zumindest angebahnt. Und warum sollte das in der großen, globalen Politik anders sein?

Geheim ist relativ. Schließlich geht nach dem Treffen eine komplette Teilnehmerliste an die Presseagenturen, eine allgemeine Berichterstattung ist möglich. Nur namentliche Zitate sind ausgeschlossen. Im Unterschied zur Apothekerkammer sind die Bilderberger auch keine Organisation. Es gibt keine Mitgliedschaft, keine Satzung, nichts.

Die Möglichkeiten der Beeinflussung sind gering, weil die Teilnehmer aus zu vielen verschiedenen Richtungen und zu vielen Ländern kommen. Der Vorteil der Geschichte ist beispielsweise, dass die Teilnehmer dort offen reden können. Sie dürfen ihre Meinung unabhängig vom Amt äußern.

Ärgerlich sind die Kosten, die dabei entstehen. Aber sonst? Es können Menschen diskutieren, die sonst entweder durch das Protokoll gebunden sind oder die kaum zusammenkommen. Zumal das ganze deutlich offener abläuft, als wenn A mit B telefoniert.