Wer ist der richtige Ansprechpartner bei Burnout?

vom 19.08.2017, 19:33 Uhr

Ich mache mir gerade einigermaßen große Sorgen um meinen Partner. Er ist schon seit geraumer Zeit beruflich sehr, sehr eingespannt und hat so gut wie keine Zeit zum Durchatmen. Aufgeben möchte er nicht, solange er noch hofft seine Ziele zu erreichen. Schon seit Monaten meint er, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sich die Situation entspannt.

Sicher, es ist möglich, dass sich alles bald in Wohlgefallen auflöst, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht mehr daran. Viel eher befürchte ich, dass mein Partner direkt ins Burnout steuert. Er sieht das Problem noch nicht so, aber ich schon. Und deshalb will ich mich auch schon mal informieren, an wen man sich im Fall der Fälle wenden könnte. Wer ist der richtige Ansprechpartner bei Burnout?

» schnatterliese » Beiträge: 161 » Talkpoints: 34,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Diese Einsicht muss der Partner schon selbst haben, so weh es dem anderen vielleicht tut. Symptome des Burnout sind denen der Depression ziemlich ähnlich. Wenn ich mir aber gerade mal deinen Beitrag mit den Symptomen vom Burnout vergleiche, finde ich nicht, dass hier so eine Erkrankung zu erwarten ist.

Das soll natürlich keine Ferndiagnose sein. Wenn er beruflich so eingespannt ist, denke ich fast, dass er ein Workaholic ist, das kommt sicher eher hin. Wenn er aber eines Tages meint, er sei krank und nicht in der Lage zur Arbeit zu gehen, dann ist sein Ansprechpartner der Hausarzt. Alles weitere geht dann von ihm aus. Eine Selbstdiagnose ist unvorteilhaft, wofür gibt es denn Ärzte. Außerdem mögen die meisten Ärzte keine Selbstdiagnosen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Also als Workaholic sehe ich meinen Partner nicht, im Gegenteil. Die Situation bei ihm in der Firma ist schon seit über einem Jahr gespannt, es gab viele Entlassungen und er zittert auch die ganze Zeit, dass es ihn treffen könnte. Er hat aber noch ein wichtiges Projekt, das er unbedingt zu Ende bringen möchte. Er knirscht schon seit Monaten im Schlaf richtig doll mit den Zähnen, war wegen einer privaten Lappalie am Rande einer Panikattacke und reagiert zunehmend gereizt. Ob das nun ein beginnendes Burnout ist, oder ein anderes Problem, das kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ein Problem ist es auf jeden Fall.

Sicher, die Einsicht was zu ändern muss von ihm selbst kommen. Und ich will ihn da auch zu nichts drängen. Es würde sich aber für mich besser anfühlen, wenn ich ein paar Anlaufstellen recherchieren und notieren könnte, um ihm im Fall der Fälle zur Seite stehen zu können. Ist auch ein mieses Gefühl, wenn man für einen geliebten Menschen was tun möchte und dennoch nur zusehen kann.

» schnatterliese » Beiträge: 161 » Talkpoints: 34,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Da ein Burnout eine persönliche Krise ist, ist der erste Ansprechpartner, wie ich schon schrieb, der Hausarzt. Der wird alles nötige in die Wege leiten. So ein Burnout ist auch nichts, was sich so einfach diagnostizieren lässt, es gibt da vielfältige Symptome. Angst, kurz vor einer Panikattacke zu stehen und seine zunehmende Gereiztheit können schon Anzeichen für ein Burnout sein.

Dass er nicht auf seine Partnerin hört und ihre Bedenken nicht teilen kann, ist sehr negativ. Könnte aber auch ein Symptom für die Krankheit sein. Wie lange will er noch warten? Bis zum Herzinfarkt? Ein Burnout kann sogar zur Folge haben, dass man für immer arbeitsunfähig bleibt. Das will er echt riskieren? Die Bedenken der Partnerin vom Tisch zu wischen finde ich echt bedenklich.

Irgendwie riskiert er, wenn auch nicht bewusst, dass du mit erkrankst. Das liegt sogar ziemlich nahe. Ich finde, dass er es nicht mehr auf die lange Bank schieben darf, er braucht wohl professionelle Hilfe. Für die Firma kann man einfach nicht alles riskieren. Die erpressen ihre Mitarbeiter irgendwie auch, indem sie andere entlassen, indirekt natürlich nur. Aber es ist ein Exempel, was da statuiert wird: Siehst du, was passiert, wenn du nicht funktionierst?! Du könntest der nächste sein.

Das ist eine schlimme und schwierige Situation. Geht es ihm irgendwann mal ganz schlecht, kann man als Familienangehöriger nur noch darum bitten, dass er in eine Klinik eingewiesen wird. Klingt sehr hart, aber wie sollte ihm sonst noch zu helfen sein. Vielleicht hilft ja ein Gespräch in diese Richtung. Wird er dann aber verbal aggressiv, merkt man, dass mit ihm echt etwas nicht stimmt und dass er wirklich dringend Hilfe braucht. Wenn dich die Problematik sehr belastet, kannst du dich auch deinem eigenen Hausarzt anvertrauen. Alles Gute für euch.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also selbst wenn nur eine Vermutung von Burnout besteht, würde ich raten ärztliche bzw. professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn leider handelt sich in der heutigen Zeit hierbei um eine Volkserkrankung, die sehr viele betrifft - meist über einen langen Zeitraum hinweg unbemerkt.

Je nachdem, wo ihr ansässig seid, könntet ihr (oder besser du für ihn) euch bei diversen Anlaufstellen informieren. Eine sehr empfehlenswerte, meiner Meinung nach, ist die Burnout Ambulanz im Rudolfinerhaus in Wien. Wie der Name schon sagt, ist diese Abteilung auf Burnout (und Vermutungen dafür) spezialisiert. Meine ehemalige Chefin hat sich damals auch dort Hilfe gesucht.

» trixi100 » Beiträge: 162 » Talkpoints: 48,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Die Situation, bezüglich der Firma, ist wirklich so angespannt. Mein Partner hat erst diese Woche bemerkt, dass einer seiner Kollegen geht. Der letzte, der aus seinem ersten Büro noch da war. Die Räumlichkeiten wurden in der Zwischenzeit auch verkleinert, das ist wirklich alles sehr angespannt.

Wie lange er das noch mitmachen will? Ich habe ihm geraten sich innerlich eine Frist bis spätestens Anfang 2018 zu setzen und dann die Reißleine zu ziehen. Das perfide ist halt, dass es zwischendrin immer wieder besser wird, bevor es dann wieder schlimmer wird.

Einweisen lassen kann und möchte ich ihn nicht, da klingt das mit der Burnoutambulanz schon vielversprechender. Zwei Arbeitstage pro Woche ist mein Partner sogar in Wien, werde ihm mal nahelegen sich da einen Termin zu machen. Ich nehme an, man kann sich dort nicht erst im Akutfall, sondern auch quasi zur Vorsorge, hinwenden?

» schnatterliese » Beiträge: 161 » Talkpoints: 34,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Zwangseinweisen halte ich auch etwas für überzogen. Denn er tut sich oder andere ja nicht weh. Zudem ist Burnout auch etwas, das man als Betroffener spürt und wahrnimmt und nicht eine verdrängende Störung im klassischen Sinne.

Also falls ihr euch (er) für die Burnout-Ambulanz entscheidet, kann er einfach kurzfristig vorher anrufen und einen Termin ausmachen. Ob man einfach spontan hin kann, weiß ich leider nicht sicher. Meine damalige Chefin hatte immer einen Termin. Aber ich persönlich würde so oder so einen Termin für sehr sinnvoll halten, weil sowohl die Ambulanz als auch man selbst, genügend Zeit für seine Untersuchung bzw. Anamnese einplanen kann.

Die Ambulanz ist nämlich interdisziplinär und bietet Psychiater, Neurologen, Psychologen, Diätologen usw. unter einem Dach zur Verfügung. Das ist besonders wichtig, falls man eine umfassende Therapie braucht. Deswegen kann man hier zur Vorsorge, Behandlung und auch Rückfallprophylaxe gehen.

» trixi100 » Beiträge: 162 » Talkpoints: 48,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Der Hinweis, dass man sich auch zur Vorsorge an die Ambulanz wenden kann, ist gut, danke! Das werde ich meinem Partner so weitergeben, ich denke, das wird ihm dabei helfen so ein Angebot leichter annehmen zu können.

Ob er wirklich krank ist oder noch dabei zu erkranken, das kann und will ich nicht beurteilen. Aber er will sich nicht eingestehen, dass er ein Problem hat. Viele Menschen tun sich ja schwer sich (vermeintliche) Schwächen einzugestehen und so kann er sich mit einem guten Gefühl auch Hilfe suchen, bevor er ganz und gar ausgebrannt ist.

Interdisziplinäre Ansätze finde ich grundsätzlich gut, weil Probleme ja meistens nicht isoliert auftreten, sondern verschiedene Faktoren mit rein spielen.

» schnatterliese » Beiträge: 161 » Talkpoints: 34,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er sich das Burnout nicht eingestehen möchte. Schließlich ist das ein Zeichen dafür, dass einem alles über den Kopf wächst und in unseren heutigen Leistungsgesellschaft darf sowas ja auf keinen Fall passieren. Da muss die eierlegende Wollmilchsau 24/7 auf Hochleistung funktionieren. :wall:

Sehr gut finde ich, dass du es ihm mit der Vorsorge nahelegen möchtest. Das ist der richtige Ansatz. Denn wichtig ist auf jeden Fall mal ein Gespräch mit Profis. Hoffentlich wendet sich bei euch bald alles wieder zum Guten. Alles Gute euch!

» trixi100 » Beiträge: 162 » Talkpoints: 48,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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