Wer in der Jugend nicht reist tut es später auch nicht mehr?

vom 01.12.2017, 00:20 Uhr

Ein Kollege von mir ist während seiner Jugend quasi gar nicht großartig verreist und hat eher wenig unternommen. Er hatte immer viel mit der Arbeit und seiner Ausbildung zu tun. Inzwischen bereut er es. Er hat den Eindruck, dass die meisten Menschen ihre Reisen und Unternehmungen in der Jugend machen und es später auch gar nicht mehr können. Man ist dann im Beruf eingebunden oder wegen einer Familie total eingeschränkt und kann seine Träume entsprechend nicht mehr realisieren.

Er fürchtet daher nun, dass er seine Träume nicht mehr realisieren wird. Ich selbst sehe das weniger kritisch. Auch während der normalen Urlaubszeiten kann man schon tolle Reisen unternehmen und man hat mehr Geld zur Verfügung. Wie seht ihr das? Hat man seine Chancen verpasst, wenn man in der Jugend nicht gereist ist, weil sich später keine guten Gelegenheiten mehr ergeben? Seid ihr in eurer Jugend viel gereist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das stimmt gar nicht. Ich war bis 2005 glaube ich, fünf Mal im Ausland und das mit den Eltern und einmal beruflich. Jetzt haben wir zu zweit zu Weihnachten die 200.Reise und wir waren in 107 Ländern. Das glaubt auf anderen Plattformen fast keiner, wie sich gestern herausstellte, aber ist mir auch egal. Das mit der Kindheit lag daran, dass meine Mutter nicht gerne reiste und auch arm war. Wir beide verdienen aber gut und haben viel gespart und reisen gerne mal 15 Mal im Jahr weg, auch wenn manche Reisen auch nur übers Wochenende sind.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Wenn man die Welt gerne sehen möchte, ist es finde ich nie zu spät dafür mal seinen Koffer zu packen und sich in ein Abenteuer zu stürzen. Oftmals ist man auch durch den Beruf und die Familie zu sehr eingeschränkt. Man kann nicht immer so einfach mal ein paar Tage weg fahren ohne zuvor alles ins Detail organisiert zu haben.

Ich selbst muss ehrlich zugeben, dass ich nicht besonders gerne reise. Ich bin lieber in meiner vertrauten Umgebung und unternehme dort etwas mit meiner Familie oder meinen Freunden. Das war schon immer so und wird sich wahrscheinlich nicht so schnell ändern.

Ansonsten ist es bestimmt in der Jugend einfacher zu reisen. Man hat noch keine Kinder und über den Sommer vielleicht noch Ferien. So tut man sich mit der Organisation schon etwas leichter und kann vielleicht auch kurzfristig mal für ein paar Tage wegfahren.

Wenn man jedoch etwas unbedingt möchte, lässt es sich auch später, wenn man etwas älter ist noch immer irgendwie unter einen Hut bringen. Man muss eben nur über seinen eigenen Schatten springen und sich trauen.

» Birdy93 » Beiträge: 767 » Talkpoints: 10,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Früher bin ich nicht viel gereist und tue das heute auch nicht. Ich habe gar nicht den Wunsch danach oder das Bedürfnis, andere Länder zu entdecken; für mich wäre das eher Stress. Ich habe am liebsten meine gewohnte Umgebung und könnte mir das nicht vorstellen, in ein anderes Land zu fahren, wo ich die Sprache nicht spreche und mich nicht zurechtfinde.

Ich bin mal versehentlich in der Grenzregion falsch abgebogen und war dann in einem anderen Land; das war schrecklich; ich habe die Schilder nicht verstanden, ich hab nur gehofft, dass mein Navi nicht schlapp macht und alles sah ganz anders aus, da hat man richtig gemerkt, dass man da komplett falsch war und da hätte nicht mehr viel zu einer Panikattacke gefehlt.

Es gibt bestimmt Leute, die da Freude dran haben und die das spannend finden, aber ich definitiv nicht. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, mich in ein Flugzeug zu setzen und meinetwegen nach Mallorca zu fliegen oder sonstwo hin.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Mallorca ist auch nicht unbedingt eine Reise, sondern das zweite Wohnzimmer der Deutschen. Da fahren doch viele nur hin, damit sie die Sau herauslassen können. Ich denke, dass es hier um echte Reisen geht, bei denen man auch etwas an Kultur sehen möchte oder etwas erleben möchte. Natürlich kann man auch erst später mit dem Reisen beginnen, denn als Kind hat man meistens sowieso andere Interessen.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Als Kind kann man alleine ja schonmal keine Reisen finanzieren, weswegen man dann schon Eltern haben muss, die sich das Ganze auch leisten können müssen. Natürlich hat man aber mit 6 Wochen Sommerferien jede Menge Zeit für Reisen. Ich denke aber, dass man auch später noch damit anfangen kann und Interesse entwickeln kann. Man muss ja nicht nur weil man klein gehalten wurde, weil es finanziell vielleicht nicht drin war sein Leben lang zu Hause sitzen bleiben.

Ich bin in meiner Kindheit bin ich jeweils in den Ferien verreist, wobei das gegen Ende meiner Schulzeit auch weniger wurde. Dennoch reise ich heute sehr gerne, bin auch gerne mal längere Zeit im Ausland. Ich denke, dass man durchaus auch Interesse entwickeln kann, wenn man nur wenige oder gar keine Reisen in der Kindheit erlebt hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


In meiner Welt hat Reisen weniger mit dem Bedürfnis danach zu tun, sondern vielmehr mit dem Geldbeutel und dessen Inhalt. Von daher finde ich es ehrlich gesagt schon ein bisschen kurzsichtig, pauschal davon auszugehen, dass Leute in ihrer Jugend einfach nur deswegen nicht gereist sind, weil sie sich die Zeit dafür nicht genommen haben, sondern andere Prioritäten gesetzt haben.

Meine Familie war zwar nicht arm, aber größere Auslandsreisen im Urlaub waren einfach nicht drin. Ich war immerhin schon 14, als ich das erste Mal auf Mallorca war, während Klassenkameraden von mir schon mit fünf die USA bereist hatten und es als ganz normal empfanden, zweimal im Jahr in den Urlaub zu fahren. Meistens einmal zum Skifahren (was ja auch ein teurer Spaß ist) und einmal im Sommer für mindestens zwei Wochen in die Türkei, nach Thailand oder die DomRep.

Auch Auslandsaufenthalte und Sprachkurse von Malta bis Australien waren eine völlige Normalität. Meine Eltern hatten schlicht nicht das Geld, gerade bei drei Kindern. Aber jetzt als erwachsener Mensch reise ich schon ganz gerne, wobei meine Mittel natürlich nach wie vor beschränkt sind. Aber generell finde ich den "Traum", Land XY einmal zu sehen, noch verhältnismäßig leicht umsetzbar verglichen mit anderen Träumen, die der Mensch so hat. Und in dem geschilderten Fall klingt es ja nicht danach, als sei das Geld ein Problem, sondern eher, dass es sich um organisatorische Hindernisse handelt.

Und in diesem Fall bin ich der Meinung, dass man dann eben Prioritäten setzen muss. Die Weltreise, die einen fünfstelligen Betrag verschlingt und anderthalb Jahre dauert, muss zwar dann wohl ein Traum bleiben, aber wenn man es wirklich will und sich leisten kann, sind ein paar Wochen Auszeit in meinen Augen immer machbar. Eventuelle Kinder muss man eben in dieser Zeit fremdbetreuen lassen, und auch im Job schlimmstenfalls Abstriche hinnehmen. Aber wenn man wirklich eine Reise machen will, und Geld und Gesundheit mitmachen, sind alles andere in meinen Augen nur Ausreden.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Natürlich kann man in jedem Alter mit dem Reisen anfangen. Es gibt doch sogar Leute, die erst im Rentenalter zum ersten Mal im Ausland waren weil vorher Zeit oder Geld gefehlt haben. Ich habe ein Paar in der Familie, das ständig unterwegs ist. Früher hatten beide eine eigene Praxis und haben es nie geschafft, dass beide zur gleichen Zeit mehrere Wochen am Stück frei machen konnten.

Aber ich glaube, dass man bestimmte Reisen als Erwachsener, der voll im Berufsleben steht und vielleicht Familie hat, tatsächlich eher nicht mehr macht. Ich finde den Gedanken an eine Pauschalreise, womöglich noch mit deutscher Reiseleitung, zwar immer noch ganz schrecklich, aber ich würde heute nicht mehr in einem Schlafsaal in einer schottischen Burg mit zwanzig fremden Menschen schlafen wollen. Ich habe von dieser Reise unheimlich tolle Eindrücke und habe viele interessante Menschen kennengelernt, aber als ich das letzte Mal in Schottland war hatten wir ein gemütliches Hotelzimmer gebucht.

celles hat geschrieben:Mallorca ist auch nicht unbedingt eine Reise, sondern das zweite Wohnzimmer der Deutschen. Da fahren doch viele nur hin, damit sie die Sau herauslassen können. Ich denke, dass es hier um echte Reisen geht, bei denen man auch etwas an Kultur sehen möchte oder etwas erleben möchte.

Das kann man so pauschal doch überhaupt nicht sagen. Ich war schon total oft auf der Insel, weil Freunde meiner Familie dort ein Haus haben wo ich jederzeit kostenlos wohnen kann wenn ein Bett frei ist. Die Klischees kenne ich nur aus dem Flugzeug, wenn ich für ein paar Euro ein Ticket in einem Charterflug ergattern konnte, und von einem Ausflug.

Ansonsten verbringe ich meine Zeit in einer Gegend mit Einheimischen und Spaniern, die ihren Hauptwohnsitz auf dem Festland haben und hauptsächlich an den Wochenenden da sind. Ich habe es auch schon geschafft das Meer nur von Weitem zu sehen, weil wir im Urlaub nur gewandert sind. Die Insel ist ja nicht gerade klein.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


celles hat geschrieben:Mallorca ist auch nicht unbedingt eine Reise, sondern das zweite Wohnzimmer der Deutschen. Da fahren doch viele nur hin, damit sie die Sau herauslassen können. Ich denke, dass es hier um echte Reisen geht, bei denen man auch etwas an Kultur sehen möchte oder etwas erleben möchte. Natürlich kann man auch erst später mit dem Reisen beginnen, denn als Kind hat man meistens sowieso andere Interessen.

Wenn man nur den Ballermann kennt auf Mallorca, ist es natürlich so. Aber Mallorca hat auch andere Ecken und auch schöne kulturelle Ecken und es ist schade, wenn man denkt, dass "die Deutschen" nur dahin fliegen um die Sau raus zu lassen. Eine Bekannte von mir war vor 3 Jahren auch auf Mallorca und das Hotel wo sie abgestiegen ist, würde sie nie wieder bereisen, weil dort fast nur Österreicher waren, die dort richtig die Sau raus gelassen haben. Das zu "den Deutschen" die die Sau raus lassen.

Ich persönlich war in der Kindheit nie weiter als bis Südtirol oder eben deutsche Nordsee. In meiner Jugend dann Jugoslawien und Spanien. Und dieses Jahr war der letzte Urlaub nach fast 25 Jahren in Griechenland. Ich denke, dass es einfach darauf ankommt, wozu man eben Lust hat. In meiner Jugend hätte ich vielleicht Lust gehabt aber das Kleingeld nicht und jetzt habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht so die Lust zu reisen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie man als junger Mensch großartig reisen soll, wenn man durch Ausbildung oder Studium sehr wenig Geld zur Verfügung hat und es sich daher gar nicht leisten kann, viel herumzutingeln, selbst wenn man das gerne würde. Man will ja auch nicht ewig mit Mama und Papa verreisen und an deren Rockzipfel hängen. Daher bin ich der Ansicht, dass dies in erster Linie eine Frage der finanziellen Möglichkeiten und der eigenen Wünsche und Präferenzen ist. Man kann durchaus auch viel reisen, wenn man etwas älter ist, aber die nötigen finanziellen Mittel hat. Wer das Gegenteil behauptet, flüchtet sich nur in Ausreden.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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