Wenn Veganer in der Nähe - ohne Fleisch essen?
In folgendem Thread habe ich davon berichtet, was heute mit der mittlerweile Ex-Freundin meines Kumpels passiert ist, welche Veganerin ist. Wenn ich Veganer bei mir zu Hause einlade, dann koche ich ohne tierische Produkte und wirklich vegan. Mir schmeckt nicht immer alles, aber einen Salat esse ich dann meistens, weil das schmeckt mir und hat für mich nichts mit vegan zu tun.
Wenn ich anderswo eingeladen werde, esse ich auch alles, was auf dem Tisch kommt. Manch einer meiner vegetarischen oder veganer Freunden ist aber sehr kulant und kauft mir etwas mit Fleisch, ich muss dann nur das Fleisch selber zubereiten, wenn ich da mal Bock drauf habe. Doch meistens esse ich absolut alles! Wenn es an dem Tag nicht schmeckt, dann habe ich halt Pech, aber Salat gibt es deswegen immer, damit ich essen kann, falls mir die veganen Gerichte nicht munden.
Jetzt meinte ein Bekannter, der Veganer ist, dass man auch an diesem Tag mal etwas anderes hätte bestellen können. Mein Freund sah das überhaupt nicht ein und meinte, irgendwann kommt so oder so raus, dass ich Fleisch esse und dann ist das Geschrei genau so groß, weil es der Dame aus dem anderen Thread nicht passte. Er meinte derweil auch, dass sie ihn als Veganerin nicht stört und sie gefälligst respektvoll mit seiner Lebensweise umgehen soll.
Nun würde ich gerne erfahren, ob Ihr, wenn ein Veganer in der Nähe ist extra und bewusst fleischlos bestellen würdet? Oder seid ihr der Meinung, dass man essen darf, was man möchte und andere es zu akzeptieren haben?
Das ist die Frage, wie gerne man diskutiert und wie viel Wert man auf gute Stimmung am Esstisch legt und wie stabil der eigene Magen und Appetit ist. Wenn es einem wurst ist, dass einem mancher Veganer über das ganze Essen lang erzählt, dass männliche Legehühner und weibliche Brathühnchen schon Kükenalter rigoros geschreddert werden und derlei ähnliche Tatsachen aus der Fleischproduktion, dann kann man gerne neben einem Veganer auch Fleisch essen.
Sicherlich gibt es auch Veganer, die höflich und dezent den Mund halten und sich nur ihren Teil denken. Aber viele Veganer, die ich kenne sehen es auch als eine Art Mission, die Welt aufzuklären und zu verbessern. Das ist ja gar nicht mal böse oder intolerant gemeint, kann aber am Esstisch schon nerven. Vor allem, weil Veganer oft weit besser informiert und mit Fakten versorgt sind, als durchschnittliche Fleischesser. Und dann werden schnell die Argumente knapp. Und außer dass es schmeckt, gibt es ja nicht so extrem viele Argumente für den Konsum von Fleisch.
Bei Nahrungsmitteln wie Milch und Eiern könnte man schon eher mit dem Wert dieser Nahrungsmittel für den Körper argumentieren. Aber auch hier produziert die industrielle Landwirtschaft so viele Perversionen, dass da Gewissen gegen Ernährung steht.
Von daher: Es gibt so viele traditionelle Gerichte, die vegan sind, beispielsweise reiner Gemüseeintopf, Kartoffelpuffer mit Apfelmus (ohne Ei), Hartweizennudeln mit Tomatensoßen oder Pesto und so weiter die auch Leuten schmecken, die sonst gemischte Kost essen. Da findet man sicher einen Kompromiss, der allen schmeckt.
Mal ganz abgesehen von der Ideologie. Wenn ich einen Gast habe, der keinen Fisch essen will, weil es ihm nicht schmeckt, koche ich doch auch nicht für alle einen Fischauflauf und für den einen Gast ein alternatives Essen. Dann weiche ich eben auf ein Gericht aus, das alle gerne essen. Das ist für mich als Gastgeber selbstverständlich. Wenn man im Restaurant isst, kann man darüber diskutieren. Aber da kommt es eben auf den Veganer an.
Das kommt auch bei mir auf den Charakter des Veganers an. Wenn ich genau weiß, dass mir die Person sonst ein Schnitzel lang ohne Punkt und Komma eine Horrorgeschichte nach der anderen aufs Brot schmiert und meinen Charakter systematisch demontiert, bis wir wieder beim Holocaust angekommen sind, bestelle ich in Gottes Namen kein Fleisch. Ich habe nämlich von Natur aus keinen Spaß an Konflikten, und gerade beim Essen möchte ich mich weder rechtfertigen noch belehren lassen. Außerdem komme ich auch ganz gut ohne Fleisch aus.
Wenn es sich um einen netten, normalen Veganer handelt, bestelle ich, worauf ich Lust habe. Auf ein blutiges Steak würde ich aus purer Menschenfreundlichkeit wohl sogar verzichten, aber nur weil sich derjenige welche etwas denken könnte, werde ich nicht jeden meiner Wünsche hintanstellen. Ob jetzt ich oder die Leute am Nebentisch Schnitzel essen, macht in diesem Fall ja keinen Unterschied, wenn man sich keine Predigt anhören muss. Glücklicherweise kenne ich nur nicht-predigende Veganer, die es einem leicht machen, mit ihnen essen zu gehen.
Ich bin die ganze in diesem und dem anderen Thread geschilderte Konstellation jetzt mehrfach gedanklich durchgegangen, um zu prüfen, wie ich mich wohl verhalten hätte, denn ich war noch nie mit einem Veganer essen. Da ich aber weiß, wie militant und grenzverletzend militante Veganer sein können, hätte ich im Vorfeld meinen Bekannten gefragt, wie seine neue Freundin diesbezüglich tickt. Kann sie locker damit umgehen, wenn jemand sich Fleisch bestellt oder ist dann mit irgendeiner Form von Abwehr zu rechnen?
Vermutlich hätte ich sie selbst auch noch mal direkt gefragt, wenn er da in seiner Antwort vage und unsicher gewesen wäre. Wenn sie, wie ich vermute, dann mit sehr starker Verachtung und Abwehr reagiert hätte, hätte ich wahrscheinlich, um den Frieden des Abends zu wahren ein veganes Gericht bestellt, zumindest aber vegetarisch. Für mich wäre das insofern okay, weil man in einem speziell darauf ausgerichteten Restaurant etwas anders bzw. Besseres geboten bekommt, als die Soja-Sachen aus der Discounter-Tiefkühltruhe und ich dann die Gelegenheit genutzt hätte, mal etwas Neues auszuprobieren.
Sympathisch wäre die Dame mir aber nicht mit ihrem Verhalten gewesen und ich hätte rein aus Freundschaft zu meinem Kumpel nur beim ersten Treffen so gehandelt, damit es keinen Stress gibt. Ich habe selbst viele Jahre vegetarisch gelebt und ich wäre in keiner Mensa oder Kantine je auf die Idee gekommen, kritisch und belehrend auf die Teller der Nachbarn zu schielen. Und diese Toleranz erwarte ich im generellen auch von Veganern.
Nein, ich würde mich nicht für ein veganes Gericht entscheiden nur weil ein Veganer in der nähe ist. Diesen kann es sicherlich stören und auch provozieren mit seinen Geschichten, aber man kann es auch andersherum sehen und der Veganer provoziert den Fleischfresser mit seiner Essensauswahl.
Wieso sollte ich mich auch verstellen? Gerade wenn es ein Restaurant ist und für jeden etwas dabei wäre sehe ich dabei kein Problem. Man soll sich auch als Veganer zusammenreißen und nicht jedem seine Meinung aufs Ohr drücken zu müssen. Es gehört sich auch nicht am Tisch das Schnitzel bis aufs schlechteste nieder zu machen, denn wenn die entsprechende Antwort über den "Graskuchen" kommt, reagieren diese verletzt, zickig und werden auch noch bockig. Obwohl beide Seiten ihr wahres haben muss man sie sich nicht gegenseitig um die Ohren hauen.
Ich erwarte einfach Toleranz und Akzeptanz. Wer das nicht kann, der hat an einem Tisch mit mir nichts verloren und darf sich jederzeit gerne entfernen oder woanders hinsetzen. Auf mein Schnitzel würde ich nicht verzichten wenn ich darauf gerade Lust habe, nur weil ich solch einen fanatischen veganen Menschen neben mir sitzen habe. Ich lästere auch nicht nicht über dessen Kuchen aus Gras ab, von daher erwarte ich auch den gleichen Respekt mir gegenüber.
Ich bin zwar kein Veganer, aber ich finde es immer wieder faszinierend, mit welcher Vehemenz um die Ideologie um das richtige Essen gekämpft wird. Wenn ich hier Graskuchen lese, finde ich das höchst amüsant. Auch ganz traditioneller Kuchen mit Butter und Ei und Milch enthält zum großen Teil Gras, weil Weizen zu den Gräsern gehört. Aber er schmeckt trotzdem.
trüffelsucher hat geschrieben:Ich bin zwar kein Veganer, aber ich finde es immer wieder faszinierend, mit welcher Vehemenz um die Ideologie um das richtige Essen gekämpft wird. Wenn ich hier Graskuchen lese, finde ich das höchst amüsant. Auch ganz traditioneller Kuchen mit Butter und Ei und Milch enthält zum großen Teil Gras, weil Weizen zu den Gräsern gehört. Aber er schmeckt trotzdem.
Das Graskuchen war nicht abwertend gemeint, aber hier gibt es ein Restaurant welches neben Gerichte mit Fleisch auch komplett Vegane Speisen anbietet. Darunter ist auch der Graskuchen. Das sieht einfach auch aus wie ein quadratisches Stück Rasen mit Erde, was es aber genau ist weiß ich nicht, da ich es nie bestellt habe und dort bislang auch nur zweimal zum Essen war. Auf der Speisekarte des Restaurants wird es auch Graskuchen genannt und unter diesem Begriff geführt. Somit finde ich daran rein gar nichts verwerflich oder gar abwertend.
Ich persönlich akzeptiere jede Ernährungsform, ohne einen Menschen für seine diesbezügliche Wahl zu verurteilen, in Diskussionen zu verwickeln oder auf die Vor- und Nachteile hinzuweisen und genau das gleiche Verhalten erwarte ich von jeder anderen erwachsenen Person auch mir gegenüber. Es ist doch jedermanns eigene Entscheidung, ob er Fleisch isst, vegetarisch oder vegan lebt, und aus welchen Gründen er das tut. Daher würde ich mir auch nicht vorschreiben lassen, inwiefern ich mich beim Kochen oder Bestellen einschränken muss, nur weil jemand neben mir sitzt, der sich auf freiwilliger Basis für eine andere Lebensweise entschieden hat - denn das ist doch wirklich lächerlich.
Eine Arbeitskollegin von mir, mit der ich regelmäßig mittags in der Kantine esse, ist Veganerin und bekommt daher ein spezielles separates Essen gekocht, während ich mir aus der Tageskarte mal die Vollkost und mal die vegetarische Variante bestelle, je nach Lust und Laune. Ich habe sie einmal gefragt, ob es sie stören würde, wenn ich neben ihr Fleisch esse, aber das hat sie verneint. Ansonsten hätte ich an Tagen, an denen es Königsberger Klopse oder Schnitzel gibt, wohl einen anderen Zeitpunkt für mein Mittagessen oder einen Platz an einem anderen Tisch gewählt aber sicherlich keinen Salatteller, nur um ihr persönlich nicht auf die Füße zu treten. Da kann man doch auch andere Kompromisse finden.
Moralapostelansprachen und Besserwisserei über Lebensmittel und ihre Produktion kann ich ohnehin nicht leiden, wenn ich esse egal von wem sie kommen. Ich würde auch nie auf die Idee kommen, jemandem bewusst seine Mahlzeit durch Horrorgeschichten und Ekel-Stories schlecht zu reden und zu verderben, weil ich das einfach grenzenlos dreist und unhöflich finde. Zum Glück muss ich sagen, dass zumindest die Veganer und Vegetarier in meinem aktuellen engeren Bekanntenkreis solch ein Verhalten nicht an den Tag legen.
Mein Freund ist Fleischesser, während ich Veganerin bin. Wir waren nun schon einige Male gemeinsam essen, seitdem ich Veganerin bin. Mein Freund hat sich dabei jedes Mal Gerichte mit Fleisch bestellt, während ich vegane Gerichte bestellt habe. Es war für mich immer in Ordnung, wobei ich auch gar nicht wirklich daran gedacht hatte, dass mein Freund sich etwas Vegetarisches bestellen könnte. Ich war ja schon längere Zeit davor Vegetarier und da hat mein Freund in meiner Anwesenheit eben auch oft Fleisch gegessen.
ich habe nichts dagegen, wenn andere Leute in meiner Anwesenheit Fleisch essen. In meiner WG sind wir nun auch zwei Veganer und zwei Fleischesser, wobei wir dennoch oft alle gemeinsam am Tisch essen. Das ist für uns alle in Ordnung. Solange man als Veganer die Fleischgerichte nicht essen muss, ist doch alles in Ordnung. Ich erwarte daher auch gar nicht, dass jemand nur wegen mir aufs Fleisch verzichtet. Wenn jemand auch sonst gerne Fleisch isst, kann er das auch in meiner Anwesenheit tun.
Natürlich finde ich es schön, wenn ein Fleischesser sagt, er würde gerne auch etwas Veganes probieren und sich mir eben anpassen. Wenn ein Fleischesser im Restaurant etwas Veganes bestellt oder sagt, dass wir gerne zusammen vegan kochen könnten, finde ich das immer sehr schön, weil er eben Interesse für diese Lebensform zeigt. Ich erwarte das aber nicht und jeder sollte das essen können, worauf er Lust hat.
Da ich in den meisten Fällen ein echtes Problem mit Veganern habe, weil die mich immer missionieren möchten, kaufe ich, wenn Veganer zu Besuch kommen extra viel und vor allen Dingen möglichst ungesundes Fleisch, um sie aus der Reserve zu locken. Hamburger, Schnitzel und Bratwürste stapeln sich dann in der Küche, aber wenn die Veganer nicht gerade in der absoluten Minderzahl sind, dann biete ich auch etwas Fleischloses an.
Ich will sie eigentlich gar nicht provozieren, sondern möchte lediglich sehen, ob sie die Toleranz besitzen, und mich in aller Ruhe mein Fleisch essen lassen, ohne mich belehren zu wollen. Umgekehrt würde ich doch niemals einen Veganer auf seine Ernährung ansprechen. Von mir aus können die essen, was sie wollen, ich habe da kein Problem mit, aber die sollen mir auch mein saftiges Steak gönnen.
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