Wenn sich soziales Leben von Rentnern in der Kneipe abspielt

vom 09.02.2015, 14:03 Uhr

Mein Großonkel ist Rentner. Er ist schon seit 5 Jahren Rentner. Außerdem ist er seit 6 Jahren Witwer. Seit dem er in Rente ist, ist er jeden Tag in der Eckkneipe an der Straße. Er geht morgens schon dort hin um zu frühstücken und er isst dort auch zu Mittag. Außerdem geht er auch noch abends dort hin. Wenn die Kneipe Ruhetag hat, dann ist er zu hause. Aber dann ernährt er sich nur von Butterbrot und Wasser. Er lässt auch keinen groß an sich heran.

Meine Eltern meinen, dass sie einige Menschen kennen, die sich so verhalten. Da wäre mein Großonkel keine Ausnahme. Früher müssen das wohl sehr viele Leute so gemacht haben, wenn sie keinen hatten, der sich mehr um sie kümmert, wenn sie die Frau verloren haben oder eben Rentner sind. Und weil er 100 km von uns weg wohnt, kann man sich auch nicht immer drum kümmern.

Kennt ihr Leute, wo sich das soziale Leben mehr oder weniger in der Kneipe abspielt? Wie geht man mit solchen Leuten um und wie kann man ihnen helfen oder sollte man ihnen nicht helfen? Mein Großonkel scheint sich in dieser Rolle gut zu fühlen.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich kenne solche Menschen nicht. Man kann ja durchaus auch nach Alternativen suchen, aber wenn sich ein erwachsener Mensch dafür entscheidet in der Kneipe sitzen zu wollen, dann muss man damit leben. Ansonsten kann man schauen, ob man vielleicht andere Interessen erwecken kann bei ihm. Jedoch kann man auch niemanden zwingen, ich würde das auch akzeptieren.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mein Schwiegervater war auch so. Allerdings hat er zu Hause gegessen, da er ja auch eine Frau hatte. Aber es war halt auch in dem Ort kein Geheimnis in welchem Zustand diese Ehe war. Ich weiß aber auch, dass diese Leute selten wegen dem Trinken in die Kneipe gehen, sondern wirklich wegen der sozialen Kontakte. Männer sind eben nicht unbedingt die Menschen, die sich am Nachmittag zum Kaffee verabreden.

Ich wohne ja direkt an einem Fußballplatz wo auch eine Kneipe dazu gehört. Da gibt es auch eine Hand voll Männer, die man dort fast jeden Vormittag antrifft. Im Sommer sitzen sie draußen und im Winter halt in der Kneipe. Oftmals steht da aber auch nur ein großer Pott Kaffee vor ihnen, sie lesen die Tageszeitung und unterhalten sich. Selbst wenn sie ein Bier dastehen haben, dann reicht die Flasche auch für zwei Stunden.

Es ist beim Großteil der Männer eben der Kontakt zu anderen Menschen, der sie dort hin treibt. Der Austausch über die Themen des Tages und dass sie eben nicht nur alleine zu Hause rum sitzen. Irgendwie auch verständlich und nicht wirklich bedenklich.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Miss Marple, ich glaube nicht, dass sich dein Großonkel in dieser Rolle als Kneipen-Stammgast wohl fühlt. Vielleicht ist er sehr unselbständig und als seine Frau starb, hat er eine Lösung gesucht, wie er nicht kochen brauchte und trotzdem Essen bekam. So ist er dann Stammgast in der Kneipe geworden und hat sich an das leben gewöhnt.

Bestimmt hat er in der Kneipe ein paar Gleichgesinnte kennen gelernt oder kannte sie schon vorher vom gelegentlichen Kneipenbummel. Alleine zu Hause wird ihm die Decke auf den Kopf fallen. Er hat in der Kneipe Unterhaltung und der Wirt verdient an solchen Menschen, also ist auch er freundlich und gesprächig. Mehr will dein Onkel nicht. Schade ist es jedoch um ihn, wenn er nur dort in der Kneipe sitzt, anstatt auch mal etwas zu unternehmen oder wenigstens einen Spaziergang zu machen.

Helfen kannst du ihm nur, wenn du ihn an die Hand nimmst, in den Wagen packst und mit ihm etwas unternimmst, was ihm Freude bereitet. Etwas, was er früher vielleicht mit deiner Großtante gemacht hat. Die Sache hat nur einen Haken. Dein Großonkel wohnt nicht in der Nähe. Hat er denn überhaupt keinen Verwandten, der in dem Ort wohnt, der sich mal um ihn kümmern könnte? Es ist schon sehr traurig, wie die Menschen im Alter oft keinen vernünftigen Ausweg sehen. Auch wenn sein täglicher Kneipenbummel schlimm ist für dich, so wie es ist, ist er nicht unglücklich aus Gewohnheit. Für ihn ist es ein Ausweg aus der leeren Wohnung.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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