Wenn Nachbar Messie ist, Müll besser verstecken?
Nachdem ich meiner Mutter vom Konzept des Minimalismus erzählt habe und sie mitbekam, dass ich selbst auch sehr viel aussortiere, hat sie sich nun daran gemacht, auch in ihrer Wohnung einiges wegzugeben. Darunter sind auch diverse Bücher, die sie nicht mehr braucht und vereinzelt sind dem Zustand nach auch solche dabei, die man nicht mehr spenden kann, weil sie durch Rauch, Alter oder Feuchtigkeit nicht mehr gut sind.
Die guten Sachen spenden wir natürlich, aber vereinzelt muss eben auch mal etwas in die Altpapiertonne wandern. So ergab es sich nun zweimal, dass sie ein Buch auf den Rand dieser Tonne legte und hinterher begeistert feststellte, dass jemand es nach kurzer Zeit mitgenommen hatte. In meinen Augen würde nur ein Messie so etwas noch mitnehmen und mein Verdacht wurde bestätigt, als sich herausstelle, dass im Haus ein Herr wohnt, der meiner Mutter nun erzählte, er wäre ein Messie und speziell auf alles aus Papier abonniert.
Ich gehe stark davon aus, dass er es ist, der diese Schrott-Bücher "gerettet" hat und meinte zu meiner Mutter, dass sie die Bücher demnächst so in die Tonne werfen soll, dass der Mann gar nicht mehr in Versuchung kommt. Ich habe seine Wohnung im Vorbeigehen nun zufällig gesehen und das Ding ist wirklich eine Feuerfalle. Mein Eindruck war, dass sie von meinem Vorschlag wenig begeistert ist, weil sie sich freut, wenn jemand die Sachen eben doch vor dem Müll rettet.
Wäre euer Nachbar mit so einem Problem gestraft, würdet ihr dann dafür Sorge tragen, dass er nicht wieder in Versuchung geführt wird oder würdet ihr euch eher freuen, dass jemand für euren Kram noch eine Verwendung findet? Ist das nicht analog zum Alkoholiker, dem man die Flasche für die Tür stellt und er es selbst wissen muss? Wäre es euch egal, weil es nicht euer Problem ist?
Also ich würde mir da viel mehr Gedanken machen, wenn jemand in meiner Mülltonne rumwühlt. Das geht gar nicht und das würde ich unterbinden. Bücher mit Alkohol zu vergleichen finde ich jetzt aber etwas merkwürdig.
Grundsätzlich würde ich es auch gut finden, wenn jemand für Dinge eine Verwendung hat, die ich aussortiert habe. Der Nachbar hat ja nun auch beim besten Willen nicht in der Tonne gewühlt. Das Buch lag auf der Tonne und dann kann er sich das doch gerne mitnehmen.
Wenn allerdings bekannt ist, dass diese Person Messie ist und gerade Dinge aus Papier sammelt, dann würde ich diesen Menschen glaube ich nicht wissentlich in Versuchung führen, dieses Buch auch noch mitzunehmen. Dann lieber gleich richtig wegwerfen.
Vielleicht ist es nur ein tropfen auf den heißen Stein, aber vielleicht kann man so diesem Menschen etwas helfen. Deinen Vergleich mit der Flasche Alkohol finde ich gar nicht so schlecht. Es handelt sich bei beiden Fällen um eine Krankheit. Hat man bekannterweise einen Alkoholiker im Haus, würde ich auch nicht unbedingt gefüllte Flaschen neben den Mülleimer stellen, denn er kann sie ja noch "gebrauchen". Mit dem Buch ist es nichts anderes. Für mich ist es Müll, der Messie "braucht" es noch.
Ich finde es nicht gut einen evtl. Messi, der vielleicht gar keiner im eigentlich Sinne ist, mit einem Alkoholiker zu vergleichen.
Wenn ich es richtig verstanden habe kennt ihr den Herren nicht, dass er ein Messi ist und hortet könnt ihr also nur vermuten und wisst es nicht genau. Auch Dinge die offensichtlich scheinen können letztendlich ganz anders sein. Desweiteren kann ein Buch was für euch vielleicht nicht mehr von Bedeutung ist für einen anderen ein Schatz sein.
Natürlich ist es krankhaft sofern er wirklich ein Messi ist und dann ist die "Versuchung" nicht der beste Weg aber im Grunde nicht euer Bier. Das klingt erstmal gemein und Herzlos aber am Ende muss jeder sich selbst in den Griff bekommen. Solang er nicht den Müll durchwühlt im Grunde also alles easy.
Bücher zu horten war auch lange Zeit ein kleineres Problem von mir, bis ich die wunderbare Welt der Online-Bücherbörsen, Büchertausch-Schränke und Sozialkaufhäuser entdeckt habe. Und die ganz vergammelten Exemplare werfe ich mittlerweile auch ins Altpapier. Wenn ich ein Buch aufgrund seines Zustands nicht mehr lesen würde, würde ich es auch niemand anderem mehr antun.
In diesem Fall kommt es in meinen Augen vor allem darauf an, ob der Nachbar wirklich eine psychische Erkrankung mit der entsprechenden Diagnose und auch einem gewissen Leidensdruck hat oder aus freien Stücken in relativem Chaos lebt. Mit Begriffen wie "Messie" wirft jeder leichtfertig um sich, und für manche schwebt jemand schon in Gefahr, zum Messie zu werden, wenn er überhaupt Bücher besitzt oder irgend etwas als Hobby sammelt.
Ich selber würde mir also nicht denken: "Juhu, der Mensch hat eine Krankheit, die mir gerade in den Kram passt, den mülle ich jetzt mit meinem ungeliebten Krempel zu!", sprich, ich fördere sein Problem zu meinem eigenen Nutzen. Das wäre egoistisch und - in meinen Augen - moralisch falsch. Wenn es sich "nur" um einen fanatischen Bücherfreund handelt, läge der Fall ja ganz anders. Aber da man das als Außenstehender schlecht beurteilen kann, würde ich im Zweifelsfall nicht die Schwäche eines Anderen zu meinem Vorteil ausnutzen, sondern den Kram einfach selber entsorgen.
Mal ganz ehrlich, man ist doch nicht der Therapeut dieses Menschen, natürlich hat der ein Problem, aber das kann man ja nicht beseitigen, indem man nichts mehr wegwirft oder auf die Tonne legt. Sie kann das doch weiterhin dahin legen und wenn er es nimmt ist es ja auch nicht ihr Problem. Er muss doch erkennen dass er ein Problem hat und wenn sie der Meinung ist, dass die Bücher letztendlich doch noch von irgendwem genommen werden könnten und sie die dahin legt, ist das ja nichts schlimmes. Außerdem öffnet er sicherlich auch die Tonne und sieht hinein und würde es auch so nehmen.
Wieso sollte ich anfangen meinen Müll zu verstecken, nur weil andere meinen darin wühlen zu müssen und zu stehlen? Denn nichts anderes ist das, das Eigentum bleibt dennoch erhalten wenn es in der Mülltonne landet und man hat es in diese gegeben, damit es entsorgt wird und sich nicht jemand daran bedient. Schon mal daran gedacht? Somit steht hier auch noch ein Straftatbestand zu der Krankheit, wenn es denn überhaupt eine ist und wahrlich ein echter Messi besteht und nicht nur ein leidenschaftlicher Sammler, mit im Raum.
Einfach zu sagen, dass die Person das selbst erkennen muss ist zu einfach gesagt, wäre es so einfach, dann bräuchte man nicht die ganze Therapie die Schritt für Schritt voran geht und selbst wenn man dieser Person alles aus der Bude räumt, sieht es nach kurzer Zeit wieder so aus. Das Einsehen fehlt dabei, genauso das los lassen. Von alleine kommen da die wenigsten drauf.
Mein Problem ist es soweit, dass er sich an meinem Eigentum vergreift, welches ich zur Entsorgung gegeben habe. Mag zwar im ersten Moment pingelig erscheinen, wirft man es im Anschluss einfach im Treppenhaus umher, dann wäre ich dafür immer noch Verantwortlich und müsste es dann mehrmals entsorgen und ggf. dafür auch zahlen. Dazu wäre ich nicht bereit und somit wäre die Maßnahme eine Abschließbare Tonne, da kann niemand im Müll wühlen und sich selbst bedienen.
Ich muss sagen, dass ich schon vorher wohl nicht auf den Gedanken gekommen wäre, die Bücher nicht in die Tonne zu geben, sondern sie auf den Rand zu legen. Sicher ist es nett, wenn andere Menschen die Dinge noch gebrauchen können, die man selber entsorgen würde. Aber wenn man von dem Problem weiß, dann würde ich erst recht darauf achten, dass ich die Bücher zukünftig in die Tonne hinein werfe.
Wenn der Nachbar schon selber von sich sagt, dass er ein Messi ist, dann finde ich es merkwürdig genug, denn ich kenne es eher so, dass diese Menschen sehr zurückgezogen leben und ihr eigenes Problem nicht so sehen. Daher muss ich sagen, dass ich es als eine Art Hilferuf werten würde, wenn der Nachbar das schon sagt und dass ich daher zukünftig keine Bücher mehr offen sichtbar hinlegen würde.
Ich persönlich würde mich in so einer Situation eher für das Wohl des Nachbarn entscheiden, als für meine Freude darüber, dass jemand meine alten Sachen noch gebrauchen kann. Auch wenn ich mich über das Recycling meiner alten Bücher freue, kann ich nicht zulassen, dass jemand sich damit in Gefahr begibt. Ich denke, es ist nicht fair, eine solche Entscheidung dem Messie zu überlassen, da er möglicherweise nicht in der Lage ist, seine Sucht zu kontrollieren.
Natürlich ist es schwer zu akzeptieren, dass manche Dinge, die man aussortiert hat, im Müll landen müssen, aber ich denke, dass das Wohl und die Sicherheit anderer Menschen in diesem Fall Vorrang haben sollten. Es wäre auch möglich, dass der Messie durch die Aktionen anderer Personen erst in Versuchung geführt wurde, also sollten wir uns fragen, ob wir wirklich dazu beitragen wollen, dass er weiterhin in Gefahr ist.
In diesem Fall würde ich mich dafür einsetzen, dass die Bücher so entsorgt werden, dass der Nachbar nicht in Versuchung gerät. Vielleicht gibt es auch alternative Möglichkeiten, wie man diese Bücher spenden oder recyceln kann, ohne dass jemand dadurch gefährdet wird. Wir sollten uns bemühen, unsere Mitmenschen zu schützen und ihnen nicht unnötig Risiken aussetzen.
Wenn er von der Nachbarin, die sich von überflüssigen Kram trennt, keine Bücher mitnehmen kann, dann holt er sich das halt anderswo. Also ist es doch egal, woher er seine Sammelleidenschaft für Papier befriedigt. Man wird ihn damit nicht von seiner Sammelleidenschaft befreien. Da kann man also weiterhin seine Bücher so legen, dass er leicht ran kommt.
Ansonsten ist man für den Mann ja auch nicht verantwortlich. Wenn er meint sich Meterweise Bücher in die Wohnung zu stapeln, dann ist das eben sein Lebensstil. Auch wenn er sich selbst als Messie bezeichnet, heißt das noch lange nicht, dass dieses Krankheitsbild wirklich auf ihn zutrifft.
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