Wenn ihr euch selbstständig machen würdet, womit wäre das?

Ich hatte noch nie mit dem Gedanken gespielt, selbstständig zu werden. Mich reizt dieses Thema einfach absolut nicht und ich hatte auch noch nie Interesse daran, mich selbstständig zu machen. Ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht wirklich, womit ich mich selbstständig machen würde. Von daher wird diese Option für mich vermutlich auch in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten nicht in Frage kommen.

Wenn ihr euch selbstständig machen würdet, womit wäre das? Habt ihr überhaupt schon einmal mit dem Gedanken gespielt, euch selbstständig zu machen oder habt ihr diesen Schritt vielleicht sogar schon gewagt? Würdet ihr dann in eurer jetzigen Branche bleiben oder würdet ihr dann vielleicht sogar die Chance nutzen, um etwas ganz anderes zu machen?

Ich habe früher manchmal gesagt, dass ich ein kleines kuscheliges Bistro eröffnen und betreiben würde, wenn ich eine Million oder vielleicht auch etwas mehr im Lotto gewinnen würde. Also wenn ich diesen Traum wahr machen würde, dann nur mit einem kleinen Vermögen als Sicherheit.

Ich liebe Essen und seine Zubereitung. Ich interessiere mich für alles was mit Essen und Trinken zu tun hat und kenne mich diesbezüglich auch gut aus. Auch hatte ich immer große Freude daran, Gaste zu bewirten und kulinarisch zu verwöhnen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass mein Bistro nur Platz für 30 bis 40 Gäste hätte.

Die Speisekarte wäre klein aber fein und das Angebot würde regelmäßig wechseln. Ich habe da schon genaue Vorstellungen, wie alles ablaufen, wie alles aussehen würde. Tja, und was soll ich sagen? Es gibt nur eine einzige Hürde. Ich spiele gar kein Lotto.

Die Selbstständigkeit ist nichts für mich und reizt mich auch gar nicht. Ich kenne einige Menschen, die sich selbstständig gemacht haben und ich sehe eben, wie viel Arbeit das ist. Keine geregelten Arbeitszeiten, teilweise auch am Wochenende und Feiertagen arbeiten, so wirklich Urlaub hat man auch nicht. Für mich wäre das einfach zu viel Aufwand und es gibt auch kein Interessensgebiet, womit ich mich selbstständig machen wollen würde. Ich meine, wenn ich einen Traumberuf hätte und den könnte man nur selbstständig ausüben, wäre das was anderes. Das ist bei mir aber nicht der Fall.

Ich muss sagen, dass das auch etwas ist, was mich gar nicht reizt. Ich genieße es sehr, feste Arbeitszeiten zu haben und dann auch mal Zeiten zu haben, in denen ich nicht groß an die Arbeit denken muss. Das ist bei einer Selbstständigkeit dann doch nicht so gegeben. Außerdem könnte ich auch nicht in der Branche bleiben, in der ich bin, weil ich mich da nicht selbstständig machen könnte und dürfte.

Mit meinem aktuellen Vollzeitjob bin ich mehr als gut ausgelastet und wüsste gerade wirklich nicht, wo ich noch die Zeit für eine selbstständige Nebenbeschäftigung hernehmen sollte. Zudem bin ich finanziell zufrieden mit meiner Situation und habe auch nicht das Bedürfnis, noch mehr Einnahmen zu machen. Lieber investiere ich meine restliche Freizeit in angenehme Aktivitäten und Zeit mit meinem Partner, denn so habe ich zumindest auch etwas von dem Lohn, der auf mein Konto wandert.

Wenn ich aber meine Stunden reduzieren oder - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr in meinem Beruf arbeiten könnte oder wollte, dann wäre zumindest anteilig eine Selbstständigkeit als freischaffender Künstler für mich denkbar. Das würde ich zwar eher hobbymäßig als wirklich professionell betreiben, aber ich könnte mir schon vorstellen, eigene Bilder und Basteleien zu verkaufen und auf Wunsch anzufertigen. Da es sich aber um sehr zeit- und arbeitsintensive Tätigkeiten handelt und ich noch dazu nicht wollen würde, dass mir Termindruck und auferlegte Bedingungen die Freude an meinem Hobby langfristig nehmen, wäre das wirklich nur ein geringfügiger Nebenverdienst.

Am ehesten könnte ich mir vorstellen, als (Reise-)Fotograf und/oder Buchautor selbstständig zu sein. Da man damit aber wahrscheinlich leider nicht genug verdienen könnte, um davon leben zu können, lasse ich das lieber bleiben, obwohl mir das als Berufstätigkeit sehr gut gefallen würde. Generell wäre es mir bei einer Selbstständigkeit wichtig, nicht an einen festen Ort gebunden zu sein, was das Betreiben einer Kneipe oder eines Restaurants schon mal ausschließen würde.

Korrektur lesen. Davon tatsächlich seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, ist zwar utopisch, aber ein Zubrot ist bei mir tatsächlich schon seit etlichen Jahren durchaus drin. Angefangen hat es über "Vitamin B", aber bis die Pandemie diversen Broschüren, Prospektchen und Anzeigenblättchen die Lebensgrundlage entzogen hat, hatte ich schon ein paar Kundinnen beisammen, für die ich Kommas in Reih und Glied bringen und Relativsätze entschachteln durfte. Selbst die ein oder andere Abschlussarbeit hat man mir per Mundpropaganda zugetragen, und da kommen schon ein paar Euro bei rum.

Wenn sich in dem Sektor nicht die ganzen verkrachten GermanistInnen tummeln würden und für utopisch niedrige Preise irgendwelche Selfpublishing-Kreationen nicht nur auf Rechtschreibfehler überprüfen, sondern von Grund auf durchlektorieren, also im Endeffekt selber schreiben, wäre es für mich ein idealer Job. Dazu noch ein bisschen Texten, Produktbeschreibungen haue ich auch im Dutzend raus, aber dafür bekommt man auf den einschlägigen Börsen auch nur ein paar Cent, und ich wäre aufgestellt. In meinen Träumen.

Ich habe es vorletztes Jahr mal versucht als Autor und Lektor und habe auch einen entsprechenden Gewerbeschein. Aber es reichte nie, um davon zu leben. Es blieb dann bei einer Nebentätigkeit und immerhin einem netten Zubrot mit relativ entspannter und zwangloser Arbeit von daheim.

Ansonsten kenne ich zwei Menschen, die sehr lange Zeit selbstständig waren. Aber inzwischen haben sie keine Lust mehr auf das Leben und versuchen wieder in reguläre Anstellung zu kommen, denn es hat erhebliche Nachteile. Denn wenn man zum Beispiel mal Urlaub macht, dann verdient man auch kein Geld, auch sonst ist die wirtschaftliche Unsicherheit enorm, da man immer auftragsabhängig ist.

Daher bin ich ganz froh, dass es bei mir nicht geklappt hat. Ich finde inzwischen, es lohnt sich nur, wenn man eine wirklich brillante Idee hat mit der Aussicht auf erheblichen finanziellen Erfolg; ansonsten ist das eher ein ewiges Rumgekrebse. Aber dann komm mal auf so etwas, mir ist das nicht gegeben; ich bin weder ein "Macher", noch kreativ.

Ich fotografiere im Nebenjob Hochzeiten und Events, da würde es auf der Hand liegen diese Selbständigkeit weiter zu einem Vollzeitjob auszubauen, aber ich hätte da überhaupt keine Lust drauf. In der Hauptsaison alle paar Wochen eine Hochzeit mitzumachen ist in Ordnung, ich lerne da immer nette Leute kennen und das Essen ist gut und es fühlt sich mehr nach Freizeit als nach Arbeit an. Aber wenn ich den ganzen Sommer über jedes Wochenende arbeiten müsste hätte ich wohl irgendwann einfach genug. Ich habe schließlich auch noch ein Privatleben.

In meinem Beruf könnte ich mich theoretisch auch selbständig machen, aber dafür bräuchte ich eine wirklich gute, innovative Idee und das nötige Kapital. Natürlich könnte man sich das über Kredite oder Investoren holen, aber die Frage ist dann doch, wie selbständig man dann eigentlich ist. Die Möglichkeit neue Dinge auszuprobieren wird schon stark eingeschränkt wenn man einen Kredit abbezahlen muss und weiß, dass das, was man aktuell macht, genug Geld bringt, die neue Idee aber vielleicht erst mal nicht so nachgefragt wird.

Wenn ich mich selbstständig machen würde (und ich muss sagen die derzeitige Situation hält einen extrem davon ab) dann definitiv mit etwas, was woran der Kunde sehr viel Spaß hat und wo er sich drauf freut. Das schafft sehr viel mehr für die eigene Motivation, wenn man weiß, dass man den Menschen was gutes damit tut. Vielleicht ein Geschenkeladen mit vielen tollen Ideen zum verschenken. Der Mensch freut sich doch noch mit am meisten wenn er tolle Sachen verschenke kann.