Wenn Flacherdler Ihre Theorie beweisen wollen
Was passieren kann, wenn Anhänger der flachen Erde Theorie ihre eigene Theorie beweisen wollen, konnte man im April in Italien sehen. Ein Paar mittleren Alters wollte beweisen, dass die Erde eine Scheibe ist und meinen Boot an den Rand der Erde segeln bzw. fahren. Somit setzten sie sich in ihr Auto und fuhren zur Küstenstadt Termini Interes. Dort angekommen verkauften die beiden ihr Auto um sich von dem Geld ein Boot kaufen zu können. Trotz der Reisewarnungen, die es im April schon gab, machten sich die beiden auf den Weg, um sich selbst und dem Rest der Welt beweisen zu können, dass unsere geliebte Mutter Erde keine Kugel ist, sondern ein flache Scheibe.
Ihr Ziel war die Insel Lampedusa, da sie wohl ihrer Meinung nach Diese am Rand der Welt liegen soll. Aufgefunden hat man die Beiden durstig, müde und Schiffbrüchig auf der Insel Ustica. Ustica ist eine kleine Insel vulkanischen Ursprungs die nördlich von Sizilien liegt. Ob jetzt an der schlechten Reiseplanung oder an mangelnden nautischen Kenntnissen gelegen weiß man nicht, aber Fakt ist, dass die Beiden gut 360 km in die entgegengesetzten Richtung gefahren sind. Letztendlich hat man die Beiden dann nach Palermo eskortiert und ihnen erklärt, dass sie aufgrund ihrer kleinen Reise jetzt 15 Tage auf ihrem Boot in Quarantäne bleiben müssen.
Das hat dem Paar aber wohl nicht gefallen und machte sich erneut aufs Meer hinaus, wo sie aber dann vom Hafenmeister wieder zurückgebracht worden. Da die meisten Mitglieder der flachen Erde Theorie aber nicht engstirnig zu sein scheinen, sondern auch noch stur und trotzig, machten die Beiden sogar noch einen weiteren versuch sich auf die Reise zu machen, der allerdings ebenfalls scheiterte.
Das Witzige an der ganzen Geschichte ist, dass die Beiden für ihre Reise einen Kompass benutzt haben, der für die Anhänger der flachen Erde Theorie aber nicht funktionieren kann, denn die Funktionalität eines Kompasses wäre ja der Beweis, dass die Erde doch eine Kugel ist oder die Existenz eines Magnetfeldes. Viele Gesetzmäßigkeiten, die für uns ganz normal sind, sind für die Gläubiger der flachen Erde Theorie nur Lügen der Wissenschaft. So gibt es auch keine Erdkrümmung und auch keine Gravitation. Auch Sonne und Mond sind bei weitem nicht so groß und so weit von uns entfernt, wie uns die Wissenschaft weis machen will. Und so gibt es einen ganzen Haufen an Behauptungen dieser Gläubiger, die sie immer wieder versuchen zu beweisen. Selbst wenn sie selbst zu der Erkenntnis gelangen, dass es vielleicht doch so sein könnte, dass die Erde rund ist, liegt es dann eher an irgendwelchen fehlerhaften Messergebnissen, als daran, dass die vielleicht doch eine Kugel sein könnte.
Ich denke, es wird in Zukunft noch mehr kuriose Berichte aus der Welt der Flatearthler geben, da sie wohl laut einigen YouTube-Videos ja noch einige große Projekte zum widerlegen der gängigen wissenschaftlichen Kenntnisse geplant haben.
Besonders skurril finde ich an der Geschichte, dass die beiden das Ende der Welt schon nahe der Insel Lampedusa vermutet hatten. Die meisten Flacherdler akzeptieren immerhin, dass die Erdoberfläche so groß ist, dass sie bis zur Antarktis reicht, die ja noch deutlich weiter entfernt ist als Lampedusa. Mich würde interessieren, was sich das Paar eigentlich über die Existenz des afrikanischen Kontinents gedacht hat, wenn die Erde schon bei Lampedusa zu Ende ist.
Was diese Menschen glauben zu wissen, ist eh völlig verrückt. Ich könnte es ja noch verstehen, wenn das alles Sinn ergeben würde, aber die meisten Dinge, die die sich aus dem Kopf pressen, sind einfach ohne jede Logik und Verstand. Anschließend dann einfach auch zu behaupten, dass was Wissenschaftler behaupten, sind Lügen, die dann auch noch von der Regierung unterstützt werden, ist dann wohl etwas dünn. Zum Teil sind die Theorien, die diese Leute haben einfach nur skurril und wenn man versucht das zu widerlegen oder sie nach einer sinnvollen Erklärung zu fragen, dann sind die Antworten darauf fast genauso skurril.
Ich habe da mal zwei nette Videos gesehen, die ich wärmstens empfehlen kann. Einmal auf Netflix - Unter dem Tellerrand und dann bei YuoTube ein Video, wo die einen deutschen Anhänger der Flatearthler interviewen, der eine klein wenig Ähnlichkeit mit der Hauptfigur Wallace von Wallace und Gromit hat. Man kommt sich teilweise vor, als würde man sich eine Comedyshow ansehen oder einen SiFi-Film gucken. Beide Videos auf jeden Fall sehr interessant, grade wenn man einfach auch mal sehen will, wie hart sie daran festhalten, dass das alles schon seine Richtigkeit hat, was sie so alles behaupten, mal ganz davon abgesehen, dass unter der Gläubigern selbst Uneinigkeit herrscht, was diverse Behauptungen angeht.
Neben dem Aussehen der Erde, ist wohl die Erklärung, dass es keine Schwerkraft gibt, wohl mit die Skurrilste. Laut der Erklärung der Flatearthler, gibt es keine Schwerkraft, das was wir spüren ist lediglich die Geschwindigkeit, mit der sich die Erdscheibe durch das Weltall bewegt. Was diese Gläubiger dabei wohl nicht bedacht haben ist, dass es in ihrer Erklärung einen gravierenden Fehler gibt. Jeder der im Auto was am Spiegel hängen hat, erkennt sehr schnell, dass sich das, was auch immer da am Spiegel hängt nur bewegt, wenn sich was ändert.
Entweder dadurch das man in einer Kurve fährt, bremst oder eben beschleunigt. Also müsste die Erdscheibe ständig beschleunigen und das mit demselben Wert, der wohl der Gravitation am nächsten kommen würde (9,81m/s²). Eine kleine und schnelle Rechnung zeigt, dass das nicht möglich ist. Wenn man sich dabei nur auf ein Jahr Beschleunigung beziehen würde, dann würde die Erdscheibe in einem Jahr 31.536.000 Sekunden lang beschleunigen.
Um zu errechnen wie schnell man nach diesem einem Jahr dann wäre, muss man die Sekunden nur mit der Beschleunigung multiplizieren (31.536.000 s * 9,81 m/s²) Ergebnis aus dieser Rechnung wäre ein Wert von 309.368.160 m/s oder 309.368 km/s. Nichts ist schneller als das Licht und selbst das bewegt sich nur mit ca. 299.000 km/s. Also wären wir bereits nach einem Jahr schneller als das Licht und zum derzeitigen Stand der Wissenschaft, ist nichts schneller als das Licht.
Die Begründung mit der sich beschleunigenden Erdscheibe zur Erzeugung der Schwerkraft kenne ich auch. Die Frage wäre überdies, wodurch eigentlich diese Beschleunigung angetrieben wird, und wie es kommt, dass trotzdem die Sonne und Mond immer denselben Abstand haben. Die müssen sich ja dann mit derselben Beschleunigung wegbewegen, sonst wären wir schon längst bei der Sonne angekommen.
Schon eine sehr verrückte Geschichte. Mir ist immer schleierhaft, wie man heutzutage noch auf solche Ideen kommen kann. Schon allein die Vorstellung der Erde wäre hinter Lampedusa zu Ende ist ja kaum zu glauben. Egal was man nun von unseren Medien hält und wie wenig man ihnen vielleicht glauben will. Aber bis hinter Lampedusa zu reisen, ist doch eigentlich für jeden möglich um sich einfach selbst ein Bild davon zu machen, dass so eine Theorie nicht stimmen kann.
Da frag ich mich immer, was da so in den Köpfen vorgeht, dass man selbst solche absolut wahnwitzigen Theorien glauben will. Aber auf der anderen Seite sind das ja meist keine Menschen, die wirklich noch halbwegs normal ticken, sondern irgendwie schon ein kleines Problemchen im Oberstübchen haben. Das kann man dann wahrscheinlich als vermeintlich kopfgesunder Mensch auch einfach nicht verstehen.
Ich hatte mir mal eine Weile interessehalber einige Videos von bekennenden Flacherdlern angesehen, und da konnte man schon erkennen, dass da gewisse psychische Probleme vorlagen. Die gesprochenen Texte in den Videos waren oft von deutlich spürbaren Aggressionen geprägt, und es wurde reichlich über die sogenannten "Kugelerdler" gespottet, die angeblich irgendwelche von den Medien eingetrichterte Unwahrheiten glauben würden. Zum Teil erging man sich ausgiebig in regelrechten Beschimpfungen gegen alle, die den Flacherdetheorien nicht zustimmten.
Natürlich ist die Erde eine Scheibe, wie soll sie denn sonst auf dem Rücken der Schildkröte bleiben? Nah? Versuch das mal mit einer Kugel, die bleibt nicht lange liegen! Ja, der Witz ist alt, aber immer noch gut.
Eine flache Erde gibt es ja in vielen Mythologien weil das einfach dem Wissensstand und der Erfahrung früher Kulturen entsprach, aber es wurde glaube ich schon in der Antike bewiesen, dass die Erde kugelförmig sein muss.
Aber wenn es schon Leute gibt, die bei wissenschaftlichen Tatsachen, die sich relativ einfach und ohne jeden Zweifel beweisen lassen, aussteigen ist es eigentlich kein Wunder, dass es Mitmenschen gibt, die nicht an Klimawandel, Corona, Impfungen etc. glauben können. Wer schon mit einer runden Erde überfordert ist, weil von mir aus sieht es wie eine Scheibe aus, kommt bei so etwas wie Treibhauseffekt doch erst recht nicht mehr mit.
Bei den zwei Videos die ich erwähnt habe, hat man in dem YouTube-Video auch sehr schnell erkennen können, dass der Kerl der da interviewt wurde auch nicht die hellste Kerze auf der Torte ist. Auch auf viele Fragen die ihm gestellt wurden, kam dann auch oft ein "das ist so" oder er musste sich da nochmal informieren. In dem anderen Video, oder besser gesagt der Doku, ging es hauptsächlich um einen Typen namens Mark Sargent, der mal eine Webseite online gestellt hat, in der er seine Theorien über die flache Erde kund getan hat. Wenn man ihm so zuhörte und nicht unbedingt auf den Inhalt geachtet hat, hätte man in durchaus für einen etwas mehr als durchschnittlich gebildeten Menschen halten können. Auch die Kollegin und gute Freundin von Ihm, die sich ebenfalls mit der flachen Erde Theorie befasst hat und auch sogar einen Podcast dazu betrieben hat, machte ebenfalls einen recht seriösen und keinesfalls verblödeten Eindruck.
Im weiteren Verlauf dieser Doku ging es auch um das erste offizielle Treffen, die ja inzwischen jedes Jahr stattfinden. Auch dort konnte man viele Menschen entdecken, die einem eigentlich ziemlich normal bis gut gebildet vorkamen. Klar waren auch viele Spinner dabei, die konnte man meistens daran erkennen, dass sie versuchten andere von ihrer Theorie zu überzeugen und die Leute, die das nicht wahr haben wollten, wurden dann gleich als Spinner abgetan. Nichts desto trotz scheinen aber schon die Spinner eine wesentlich höhere Zulaufquote bei dieser Organisation zu haben. Eines haben sie aber alle gemein, wenn man ihre Theorien in Frage stellt, dann wird man sehr schnell als Ungläubiger oder als unwissend und dumm abgetan. Sie sind dann alles nicht in der Lage sich auf eine Diskussion einzulassen und sind schon gar nicht bereit irgendwelche Fehler einräumen zu wollen. Das sind alle so flexibel wie ein Stahlträger.
Trotz alle dem ist es immer wieder erstaunlich an was Menschen alles glauben. Sogar Menschen die im öffentlichen Leben stehen, geben hier und da mal zu, dass sie an die unglaublichsten Dinge glauben. Xavier Naidoo oder der Basketball-Profi Kyrie Irving, glauben ebenfalls an die flache Erde-Theorie, was sie auch schon in einem Interview preis gegeben haben. Auch die verschiedenen Verschwörungstheorien sind schon zum Teil echt skurril. Ob Chemtrails, Reptiloiden oder gegensätzlich Theorie zur flachen Erde, die hole Erde, wo es im inneren der Erde sogar eine komplette Welt geben soll, ganz wie in dem Roman "zum Mittelpunkt der Erde". Verschwörungstheorien gibt es wie Sand am Meer, zum Teil nachvollziehbar, zum anderen aber auch völlig wirr und ohne Sinn. Was aber die Anhänger der flachen Erde angeht, so werden diese wohl immer mehr. Sogar in Deutschland gibt es Gruppierungen die sich dann in irgendwelchen Foren oder sogar in Gruppen auf Facebook organisieren. Bin sogar mal in einer Facebook Gruppe beigetreten, aber nach meinen ersten Post, wo ich dann darum bat mich mal bekehren zu lassen, bin ich schon wieder raus geflogen, was dann wohl beweist, dass diese Menschen nicht viel von Toleranz halten obwohl sie doch grade sich selbst immer wieder darüber beschweren, dass sie nicht toleriert werden.
Auf der einen Seite ist das ganz amüsant, aber andererseits wundere ich mich, warum Menschen das so wichtig nehmen und da so einen Aufwand betreiben. Das ist genauso wie mit der Annahme, dass die Mondlandung nur eine Inszenierung war. Können wir als Laien ohnehin nicht prüfen und selbst wenn, was würde das ändern? Was würde sich dadurch im Alltag eines normalen Durchchnittsmenschen ändern? Nichts! Und genauso verhält es sich auch mit dieser Scheibentheorie.
Mal angenommen es wäre so, dass irgendjemand nachweisen kann, dass die Erbe eine Scheibe wäre - mal ganz hypothetisch. Dann wäre das eine Weile Thema in den Nachrichten und die Person würde mehr oder weniger berühmt. Aber nach ein paar Wochen interessiert sich der Durchschnittsmensch wieder mehr dafür, was es morgen zu essen gibt - alle Normalmenschen würden einfach weiterleben wie bisher. Warum sollte man sich also überhaupt damit befassen?
Zitronengras hat geschrieben:Auf der einen Seite ist das ganz amüsant, aber andererseits wundere ich mich, warum Menschen das so wichtig nehmen und da so einen Aufwand betreiben.
Ich denke schon, dass die Anhänger des Verschwörungsglaubens für sich persönlich einen Nutzen aus dem Ganzen ziehen. Das Selbstbild der Gläubigen ist ja, dass sie DIE Wahrheit kennen und eine große Verschwörung aufgedeckt haben. Und dadurch, dass sie ihr "Wissen" durch mindestens zwei Google Suchen selber erworben haben fühlen sie sich schlauer als der Durchschnitt.
Natürlich ist die Form des Heimatplaneten für das tägliche Leben dieser Menschen genauso unwichtig wie die Frage, ob Pluto nun ein ordentlicher Planet ist oder nicht. Aber wie man sich selber sieht und mit wie viel oder wenig Selbstbewusstsein man durchs Leben geht ist ja schon relevant.
Klingt jetzt so, als wäre der Verschwörungsglaube total super, aber auf der anderen Seite sind natürlich soziale Beziehungen, die unter Umständen kaputt gehen und bei dem ein oder anderen hat man das Gefühl, dass der Verschwörungsglaube eigentlich nur die "Einstiegsdroge" zur Psychose war.
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