Weniger Staus durch "Stau-Maut"?

vom 18.11.2014, 09:52 Uhr

Ich las gerade bei Focus Online, dass ein neuer Vorschlag im Wirtschaftsministerium unterbreitet wurde. Hier soll es darum gehen, dass Autofahrer durch eine so genannte "Stau-Maut" dazu animiert werden sollen, Straßen außerhalb der Rush Hour also den Berufsverkehr morgens und abends zu benutzen um so verstopfte Straßen zu verhindern. Wer also im Stau steht, soll eine Gebühr nur dafür zahlen, weil er die ohnehin schon volle Straße nutzt. Dadurch soll erreicht werden, dass Pendler eben früher oder später zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause fahren.

Das ganze soll dann über Smartphones und Navigationsgeräts genau dokumentiert und erfasst werden, sodass man dann eben für jeden Kilometer zahlt, den man genau im Stau steht. Das hat aber zur Folge, dass Ortungsgeräte in jedem Fahrzeug verpflichtend werden müssten. Ob das den Verbrauchern gefällt sei jetzt mal dahingestellt. Angeblich soll die Gebühr dann mit der KFZ-Steuer verrechnet werden oder die KFZ-Steuer soll sogar wegfallen, dass im Endeffekt nur der zahlen soll, der die Straßen verstopft.

In den Niederlanden löst man das ganze schon etwas anders. Da muss man keine Strafgebühren zahlen aber bekommt Bonuspunkte, wenn man bestimmte Straßen außerhalb der Stoßzeiten nutzt. Diese Bonuspunkte kann man in einem speziellen Webshop dann einlösen.

Aber ich frage mich wie realistisch ist das ganze eigentlich? Ich meine, wer fährt schon freiwillig ganze zwei Stunden früher zur Arbeit um nicht im Stau zu stehen? Ich finde allein schon komisch, dass die Gebühr die KFZ-Steuer ersetzen soll, denn die aktuelle Auto-Maut soll doch mit der KFZ-Steuer verrechnet werden, sodass Inländer nicht draufzahlen müssen, so zumindest in der Theorie.

Ich habe schon oft gerade auf Autobahnen mitbekommen, dass dann zwei von drei Fahrspuren gesperrt waren wegen einer vermeintlichen Baustelle wo die Bauarbeiter eigentlich nur rumgestanden und geraucht haben. Ich fände es extrem unfair, wenn man dafür dann zahlen müsste, obwohl man nichts dafür kann, dass ausgerechnet da eine Baustelle ist. Denn die Baustelle zieht sich ja in der Regel über Wochen und Monate hin und wenn man keine Schleichwege mitten durch die Pampa nehmen will, muss man eben den direkten Weg nehmen.

Meint ihr, dass in Deutschland auf diese Weise die Staus reduziert werden könnten? Wird dieses Konzept dann theoretisch nur auf Staus in der Rush-Hour angewendet oder meint ihr, dass dann alle zahlen müssen, auch wenn der Stau durch eine Baustelle oder einen Unfall verursacht wurde? Ist das nur ein weiterer Schritt in die Totalüberwachung ohne dass ein wirklicher Sinn dahinter steckt? Meint ihr, so eine Stau-Maut wird sich in Deutschland umsetzen lassen?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich halte da nicht viel von. Ich wohne selbst im Einzugsbereich von Essen und Dortmund. Ich kenne daher viele die in diese Städte pendeln, um dort zu arbeiten. Die Zeiten an denen man unterwegs ist, kann man als Pendler ja erstmal nur bedingt selbst bestimmen und ist von den Vorgaben des Arbeitgebers abhängig. Ich kenne auch Leute, die bereits freiwillig sehr früh zur Arbeit fahren, eben um dem Berufsverkehr zu entgehen, die können aber teilweise dann auch sehr früh die Stempeluhr bedienen. Diese entlasten den Verkehr also jetzt schon, aber das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also das hört sich für mich wie ein schlechter Aprilscherz an. Bei uns wäre das beispielsweise gar nicht umsetzbar, weil wir so ein kleines Land sind, dass es entweder nur die Autobahn oder eine Schnellstraße gibt. Und zwar überall im ganzen Land gibt es nur die zwei Optionen. Das bedeutet, dass es überhaupt niemandens Verschulden bedeutet, wenn wirklich jemand im Stau steht, gerade dort, wo es eben gar keine andere Möglichkeit gibt, zu fahren. Und ansonsten gibt es bei uns wenig Staus, also nur bei den besagten Straßen, wo es eben keine anderen Möglichkeiten gibt.

Bevor man eine Staumaut einführt, sollte man sich vielleicht etwas anderes überlegen, beispielsweise, dass man nur noch mit vollen Autos fahren darf. So wäre jeder gezwungen, eine Fahrgemeinschaft zu gründen, ob er nun will oder nicht. Dadurch könnte dann die Umwelt entlastet werden. Wer das nicht möchte, muss eben mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren- das ist genau so eine Schnapsidee, wäre aber demnach sinnvoller als eine Staumaut.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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