Weniger Solidarität in heterogenen Stadtteilen?
Auf ZDF kam letztens die Dokumentation ''Solidarität in der Krise'' und viele Aspekte haben mich erstaunt und interessiert. Eine Forscherin hat in dieser Dokumentation auch eines ihrer Experimente vorgestellt. Sie hat unterschiedliche Briefe in unterschiedlichen Stadtteilen auf den Boden fallen lassen und hat dann geschaut, wie viele dieser Briefe doch noch angekommen sind und vor allen Dingen, welche es waren. Sie hat als Absender christliche, türkische und muslimische Organisationen angegeben.
Wie erwartet kamen natürlich mehr christliche und weniger türkische und muslimische Briefe wieder an und sie konnte auch einen Unterschied bei den Stadtteilen sehen. Ihr ist dabei aufgefallen, dass heterogene Stadtteile, also Stadtteile wo auch viele Ausländer leben, weniger solidarisch waren, von dort kamen weniger Briefe zurück, als aus homogeneren Stadtteilen.
Könnt ihr selbst das nachvollziehen und diese Erfahrung teilen? Warum sind ausgerechnet heterogene Stadtteile weniger solidarisch? Was für Gründe könnten das erklären und wie wirkt sich ein heterogener oder homogener Stadtteil auf euch selbst aus? Würdet ihr Briefe mit den nicht christlichen Absendern nicht in den Briefkasten werfen?
Ich finde die Einteilung in "heterogen = viele Ausländer = schlecht" und "homogen = nur Deutsche = gut" ziemlich befremdlich. Es gibt doch auch homogen-ausländische Viertel, in denen beispielsweise sehr viele Türken leben. Ich kann mir vorstellen, dass dort die Solidarität sogar höher ist als in "deutschen" Vierteln.
Außerdem sagt dieser Test allein gar nichts über die Solidarität in Bezug auf die Homogenität aus. Im Moment ist er einfach nur rassistisch. Ausländer werfen die Briefe nicht ein, Deutsche schon. Eigentlich müsste man den Test noch in anderen Ländern durchführen. Am besten noch dort, wo Deutsche mal Ausländer sind und in heterogenen Stadtvierteln wohnen. Nach der Theorie müssten sie sich ja dort ganz anders verhalten. Um eben zu beweisen, dass es nicht am Christsein liegt, sondern am homogenen Umfeld.
Ich denke, letztlich liegt es daran, dass man in einem fremden Land nie ganz daheim ist. Wenn man nicht so aussieht, wie ein Durchschnittsbürger auszusehen hat. Sprich, wenn man wegen zu dunkler Haare oder zu dunkler Haut nicht als Deutscher durchgeht. Dann wird man sich immer ein wenig fremd fühlen, weil man von zu vielen Menschen als Fremder behandelt wird. Ganz egal, ob man die Türkei nie gesehen hat, kein Wort Türkisch kann und die Familie schon seit etlichen Generationen hier lebt. Man wird nicht als Deutscher behandelt, nicht von allen.
In einem Viertel, in dem man als Ausländer aber zur Mehrheit gehört, lässt dieses Gefühl nach. Daher denke ich, dass in homogen-ausländischen Vierteln die Solidarität wieder zunimmt. Im Gegensatz zu Vierteln, wo man als Ausländer zur Minderheit gehört, sie also heterogen sind.
Ich sehe das so wie Bienenkönigin und kann nicht nachvollziehen, wie man darauf kommt, dass ausländische Viertel keinesfalls homogen sein können. Wir haben hier ein Brennpunktviertel, das sehr homogen ist, weil überwiegend die gleiche ethnische "Minderheit" dort lebt, also der Anteil dort ist deutlich höher als in anderen Stadtteilen. Daher wäre hier doch auch eine Homogenität vorhanden.
Abgesehen davon machen mich solche Fernsehberichte immer recht skeptisch. Denn man weiß nie, was da alles geschnitten und weggelassen worden ist und was im Hintergrund gelaufen ist und was der Zuschauer damit gar nicht wissen soll. Da kann vieles manipuliert worden sein um den Zuschauer zu beeinflussen und dieser merkt nichts davon. Abgesehen davon zweifle ich die Methodik dieser Forscherin an.
Es ist schon ziemlich amüsant zu sehen, was so eine Unterscheidung in einer Fernsehserie bewirkt. Natürlich werden gleich wieder 10.000 dumme Gründe gefunden, dass Ausländer nicht schlechter sein können. Wir haben schon bei der Essener Tafel gesehen, was hier erwünscht ist und was nicht. Fakten, die nicht passen, werden einfach negiert und ins Lächerliche gezogen.
@Juri1877, warum sollten Ausländer denn grundsätzlich schlechter sein? Ist es nicht eher so, dass sie durch die Medien schlechter hingestellt werden? Wir haben hier bei uns im Stadtteil zwar einen geringen Anteil an Ausländern, aber da kann man bei keinem pauschal sagen, dass sie schlecht sind. Ich erlebe sie als freundliche Mitmenschen, die auch sehr hilfsbereit sind.
Deswegen behaupte ich einfach mal, dass bei dem Briefexperiment viele andere Faktoren mitverantwortlich sind, dass einige Briefe nicht angekommen sind. Diese werden aber vernachlässigt, damit man das Bild, welches die Medien geformt haben, auch bestätigen kann.
Punktedieb hat geschrieben:@Juri1877, warum sollten Ausländer denn grundsätzlich schlechter sein? Ist es nicht eher so, dass sie durch die Medien schlechter hingestellt werden? Wir haben hier bei uns im Stadtteil zwar einen geringen Anteil an Ausländern, aber da kann man bei keinem pauschal sagen, dass sie schlecht sind. Ich erlebe sie als freundliche Mitmenschen, die auch sehr hilfsbereit sind.
Die selbsternannten Ausländerfreunde sehen jetzt natürlich überall gleich Rassismus und versuchen deshalb, dagegen vorzugehen. Das Problem ist einfach, dass man schreiben darf, dass Deutsche in irgendeiner Sache schlechter sind als Ausländer. Schreibt man es umgekehrt ist es Rassismus.
Ich finde die Ergebnisse des Experiments sehr interessant und nachvollziehbar. Ich denke, dass in heterogenen Stadtteilen oft verschiedene Kulturen und Religionen aufeinander treffen und dadurch ein gewisser Graben entstehen kann. Es kann passieren, dass man sich fremd fühlt oder Vorurteile hat. In solchen Situationen kann es schwieriger sein, sich solidarisch zu verhalten.
Ich persönlich würde Briefe mit nicht-christlichen Absendern auf jeden Fall in den Briefkasten werfen. Ich finde es wichtig, dass man sich unabhängig von der kulturellen oder religiösen Herkunft des Absenders solidarisch verhält. Wenn man nur Briefe von bestimmten Absendern annimmt, ist das diskriminierend und schürt Vorurteile. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man sich bewusst macht, dass alle Menschen gleich sind und dass es keine Rolle spielt, welche Kultur oder Religion man hat.
In einem homogenen Stadtteil kann es einfacher sein, sich solidarisch zu verhalten, da man sich mit den Nachbarn besser identifizieren kann. Allerdings kann ein heterogener Stadtteil auch viele Vorteile bieten, wie zum Beispiel eine Vielfalt an kulturellen Angeboten oder die Möglichkeit, von anderen Kulturen zu lernen. Ich denke, dass es wichtig ist, sich auch in heterogenen Stadtteilen zu engagieren und solidarisch zu sein, um Vorurteile abzubauen und die Gesellschaft zu stärken.
Crispin hat geschrieben:Sie hat als Absender christliche, türkische und muslimische Organisationen angegeben. ..... Würdet ihr Briefe mit den nicht christlichen Absendern nicht in den Briefkasten werfen?
Bevor man irgendwelche Schlüsse zieht, sollte man erst mal genau lesen. Denn der Text ist etwas unsinnig, milde ausgedrückt. Anscheinend geht es um Organisationen als Absender. Aber wieso wird türkisch und muslimisch abgegrenzt? Viele Türken sind doch Muslime.
Einige Sätze später wird dann nicht mehr von Organisationen, sondern nur von nicht christlichen Absendern gesprochen. Woran erkennt man, ob ein Absender nicht christlich ist? Wenn die Untersuchung einfach nach Absendern gegangen ist, woran hätten die Menschen erkannt, dass ich nicht christlich bin? Mein Name klingt sehr deutsch. Ich bin aber nicht christlich.
Man kann also eigentlich gar nichts zu dem Thema sagen, ohne genau zu wissen, was denn nun untersucht wurde. Wenn es eine Untersuchung war, ob irgendwelche Briefe aufgehoben und eingeworfen wurden und dass die Ergebnisse von der Heterogenität des Stadtteil abhängt, dann könnten die Ergebnisse auch davon abhängen, wie die soziale Lage in den Stadtteilen ist.
Also jeder Kommentar dazu ist reine Spekulation, weil man zu wenig weiß. Es gibt aber auch Leute, die ihre Vorurteile pflegen, indem sie Spekulationen und Halbwissen oder Wunschdenken so zurechtdrehen, dass sie in ihr Weltbild passen, egal ob ihr Weltbild eher konservativ, irgendwie links, was immer das auch heißt, oder liberal ist.
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