Weniger Schmerzen empfinden, wenn keiner einen ernst nimmt?

vom 16.03.2015, 22:40 Uhr

Vor kurzem habe ich von einer interessanten Studie gelesen in der man Menschen mit Rückenschmerzen und ihr Umfeld untersucht hat. Man hat dabei festgestellt, dass die Menschen die in einem eher ignoranten Umfeld lebten, weniger Schmerzen hatten, als die anderen. Die Erkrankungen waren aber alle die gleichen und die Anzahl der Testpersonen war auch groß genug, um repräsentativ zu sein.

Wenn man die Schmerzen aber anhand von Signalen im Hirn gemessen hat, so war klar, dass die Personen mit einem ignoranten Umfeld weniger intensive Schmerzen verspüren. Das ignorante Umfeld äußerte sich in diesen Fällen einfach dadurch, dass die Leute sich nicht großartig für die Berichte über den Schmerz interessierten und auch nicht sonderlich zuvorkommend waren oder dauernd nachgefragt haben.

Die anderen Testpersonen lebten in einem eher empathischen Umfeld, die Familie war zuvorkommend, fragte häufiger nach dem Wohlergehen und ob zusätzliche Kissen, Wärmekissen oder Medikamente gebraucht würden. Dadurch hatten diese Menschen am Ende intensivere Schmerzen. Forscher vermuten, dass dies einfach dadurch bedingt wird, dass man sie immer wieder daran erinnert und das häufige Nachfragen oder bemuttern und pflegen auch suggeriert, dass die Schmerzen schlimm sind.

Ist euch selbst möglicherweise auch aufgefallen, dass ihr Schmerzen weniger schlimm findet, wenn sich einfach keiner dafür interessiert, wohingegen sie euch möglicherweise schlimmer vorkommen, wenn jeder wissen möchte wie es euch geht? Ist das auch der Grund, warum manche Menschen bei einer Grippe schon so tun, als ob sie sterben würden? Würdet ihr das Phänomen bestätigen oder eher nicht?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir ist das bei Kleinkindern aufgefallen. Meine Nichte ist vor kurzem zwei Jahre alt geworden und als sie anfing, Laufen zu lernen ist sie natürlich das ein oder andere Mal hingefallen auf den Popo oder hat sich den Kopf irgendwo angestoßen. Ihre Eltern haben so ein Verhalten jedes Mal komplett ignoriert, als wäre nichts gewesen. Interessanterweise hat meine Nichte auch nie angefangen zu weinen oder so. Sie hat sich immer die Reaktion ihrer Eltern angesehen und diese beobachtet und wenn diese nicht reagiert haben, hat sie auch nicht geweint oder so.

Von meinen Cousins im Teenager-Alter habe ich ein anderes Verhalten beobachten können. Ich musste früher häufiger auf diese auspassen, da ich eben älter bin. Aber immer, wenn diese früher hingefallen sind oder sich gestoßen haben (im selben Alter wie meine Nichte jetzt), dann kamen die Erwachsenen immer angelaufen so nach dem Motto: "Tut das weh? Komm ich tröste dich" und allein wegen dieser Reaktion wurde dann mehr geweint als vorher.

Ich glaube also schon, dass an deiner These etwas dran ist, gerade weil ich das schon häufiger beobachten konnte.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich hätte eher gedacht, dass es umgekehrt wäre, dass also die Menschen, die sich nicht ernstgenommen fühlen, eher stärkere Schmerzen hätten, weil sie eben mehr darüber nachdenken, warum sie nicht ernstgenommen werden. Aber in dem Beitrag geht es für mich ja auch weniger darum, dass man die Menschen und ihre Schmerzen nicht ernstnimmt, sondern mehr darum, dass es dem Umfeld egal ist, ob jemand Schmerzen hat oder nicht.

Dann kann ich es mir schon vorstellen, dass man eher wieder an die Schmerzen erinnert wird, wenn man ständig gefragt wird, wie es einem geht oder wenn einem wegen der Schmerzen ständig Hilfe angeboten wird. Dann ist es vielleicht wirklich besser, wenn man nicht so oft fragt, wie es um die Schmerzen steht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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