Weniger Rente für kinderlose Menschen?

vom 08.05.2015, 12:42 Uhr

Neulich habe ich gelesen, dass sich früher einige Politiker dafür eingesetzt haben, dass kinderlose Menschen weniger Rente bekommen sollen. Dazu zählen unter anderem Hans-Werner Sinn (Präsident des ifo), Herwig Birg (Bevölkerungsforscher) und Norbert Geis (CSU). Menschen die nicht mindestens zwei Kinder bekommen tragen nicht dazu bei, dass das Rentensystem stabil bleibt, immer weniger zahlen in die Kassen ein und deswegen sollen diese Menschen auch weniger Rente bekommen.

Dieser Versuch ist natürlich gescheitert, aber ich wundere mich dennoch über diesen Gedankengang. Würde das nicht automatisch bedeuten, dass jedes Kind auch ein Rentenzahler sein müsste? Und wenn es behindert ist, arbeitslos ist oder ins Ausland geht? Bekommen die Eltern dann auch so wenig Rente, wie die Kinderlosen? Findet ihr es motivierend Kinder als Wirtschaftsfaktor und Kapitalanlage fürs Alter zu sehen? Würde dann nicht jeder Kinder kriegen, ganz egal ob er das Kind überhaupt will und erziehen kann?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Einige Leute wollen oder können gar keine Kinder bekommen. Gerade wenn man keine Kinder erhalten kann, würde dies ja diese Menschen benachteiligen. Das ist nicht ratsam. Die Kinder, die arbeitslos sind oder behindert sind, werden dennoch als Rentenzahler gezählt. Um dort noch einen Unterschied zu machen, können die Ämter es gar nicht einschätzen. Demnach erhalten nur kinderlose Familien weniger Rente.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ja ja, die CSU ist immer wieder für einen Lacher gut. Die Junge Union kam vor einer Weile ja auch ernsthaft mit dem Vorschlag an, dass man kinderlose Paare ab 25 besteuern sollte und von dem Geld "Starterpakete" für werdende Eltern für 1000 Euro pro Kind finanziert.

Ich finde diese Ideen alle schwachsinnig. Vielleicht sollte man den Menschen einfach wieder einen vernünftigen Anreiz geben und die richtigen Voraussetzungen schaffen, Kinder zu bekommen. Aber in Zeiten von befristeten Arbeitsverträgen und Zeitarbeit wird das nichts.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Na so ganz gescheitert ist diese Idee ja nicht. Nur dass man sie anders umgesetzt hat. So bekommen kinderlose Menschen nicht einfach weniger Rentenansprüche, sondern man hat Müttern die Rente erhöht. Dazu werden auch die Erziehungszeiten pauschal in die Rente gerechnet, als wenn man in dieser Zeit eben gearbeitet hätte.

Aber es ist wie bei allen Gesetzen, dass man immer Menschen dabei benachteiligen wird. In dem Fall sehe ich sie bei Paaren, die gerne Kinder gehabt hätten. Doch wie sollte man so ein Gesetz denn anders gestalten, damit man allen Rentenbeziehern gerecht werden wollte? Da gibt es aus meiner Sicht keine Möglichkeit.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde diesen Ansatz gar nicht so schrecklich falsch. Dass ein Paar aus medizinischen Gründen kinderlos bleibt, ist bei den Kinderlosen in meinem Umfeld in der Regel nicht der Grund dafür, dass der Nachwuchs ausbleibt. Welche Gründe auch immer fruchtbare Paare haben, auf Kinder zu verzichten (oder sich mit dieser Mühe nicht zu befassen, auch das gibt es), ein Faktum bleibt:

Eltern nehmen in der Mehrheit vielfältige wirtschaftliche Nachteile in Kauf, um Kinder sinnvoll betreuen zu können. Warum sollen dann die Eltern, die jahrelang finanzielle Einschränkungen, schlechtere Verdienstchancen und so weiter hingenommen haben, nicht bei der Rente einen Ausgleich dafür erhalten? Ich finde das nur gerecht und besonders für die Alleinerziehenden, die es in diesem Lande immer häufiger gibt, absolut gerechtfertigt.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich empfinde es schon als dreist, wenn ein Mensch, der keine Kinder hat, in der Rentenzahlung benachteiligt wird. Die Nachteile, die Familien mit Kindern haben, sehe ich natürlich auch. Aber wie steht es mit den Nachteilen, die Familien erleiden, eben weil sie keine Kinder haben? Höhere Besteuerung zum Beispiel? Sicherlich sieht jeder die Dinge aus seiner Warte heraus. Aber was mich wirklich stört ist, dass da eine moralische Vorstellung den Menschen aufgezwungen werden soll. Nämlich die, dass wir alle für viel Nachwuchs sorgen müssen, damit Deutschland nicht ausstirbt. So jedenfalls die Horrorszenarien, welche die CSU zuweilen entwirft.

Und wie ja bereits von meinen Vorrednern angesprochen, wären Paare, die keine Kinder bekommen können benachteiligt. Aber ich glaube, dass diese ganzen Diskussionen um die Rente sowieso überflüssig sind, denn die Rente fällt immer weiter, weil sie nicht mehr finanzierbar ist.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Na so ganz gescheitert ist diese Idee ja nicht. Nur dass man sie anders umgesetzt hat. So bekommen kinderlose Menschen nicht einfach weniger Rentenansprüche, sondern man hat Müttern die Rente erhöht. Dazu werden auch die Erziehungszeiten pauschal in die Rente gerechnet, als wenn man in dieser Zeit eben gearbeitet hätte.

Das ist zwar die Idee dahinter, aber dennoch sind nicht wenige mit dieser Regelung auch bestraft. Denn als Grundlage werden dazu ca. 2900 Euro Bruttogehalt angenommen. Hat man davor mehr verdient oder könnte in der Erziehungszeit mehr verdienen, dann macht man sogar Verlust wenn man Zuhause sitzt und die Kinder erzieht. Das macht sich auch hinterher auf dem Rentenanspruchszettel bemerkbar und im Durchschnitt hat eine Frau mit 3 Kindern hinterher 180 Euro weniger Rente in der Tasche, als jemand der keine Kinder hat und keine Erziehungszeit eingelegt hat.

Die Mütterrente ist auch noch nicht wirklich alt. Denn davon profitieren viele der Mütter schon gar nicht die ihre Kinder vor 1990 bekommen haben. Für diese ändert sich großartig nichts, manche bekommen 1 Jahr anerkannt, inzwischen sind es 3 Jahre. Aber diese bekommt man auch nur anerkannt, wenn man die 3 Jahre Erziehungszeit auch nimmt. Nimmt man nur 1 Jahr Elternzeit, dann fließt auch nur ein Jahr davon ein, die anderen beiden verstreichen ungenutzt und da wird dann wieder das normale Einkommen zur Berechnung der Grundlage herangezogen. Und so realistisch ist es nicht, dass Mütter 3 Jahre Zuhause sitzen wenn es nur 1 Jahr davon Elterngeld gibt und die anderen zwei Jahre finanziell alleine bestritten werden müssen. Viele sind gezwungen zu arbeiten, manche können sich nicht einmal das eine Jahr Elternzeit leisten.

Auch wenn hier angeführt wird, wenn jemand keine Kinder bekommen kann aber welche will. Dann steht immer noch das Adoptionsverfahren offen, es ist dann kein "eigenes" aber so kann man sich diese Vorteile auch sichern. Wer gar keine möchte, der muss dann halt in den Topf zahlen einen Tod muss man sterben. Diese Menschen haben aber auch keine Ausgaben für Kinder und damit mehr finanzielle Mittel zur Verfügung, dass diese sich auch selbstständig um eine private Vorsorge zusätzlich kümmern können damit sie auf das gleiche kommen wie Menschen die Kinder haben und dafür vom Staat "belohnt" werden.

Behinderte Menschen sind auch nicht direkt Arbeitsunfähig. Wer das in die Köpfe hier gesetzt hat, der soll sich mal umsehen. Sehr viele Menschen mit Behinderung gehen arbeiten, vielleicht nicht Vollzeit aber Teilzeit und wenige Stunden. Damit zahlen sie ebenfalls ein und leisten ihren Beitrag für die Rentenzahler von heute. Warum sollten diese dann nicht auch etwas aus dem Topf bekommen dürfen, nur weil sie behindert sind?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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