Weniger Bildung durch steigenden Mindestlohn?

vom 06.11.2017, 07:49 Uhr

Ich habe gelesen, dass Olaf Scholz von der SPD eine Steigerung des Mindestlohns von derzeit 8,84 Euro auf 12 Euro pro Stunde fordert. Ein Bekannter von mir hält es für keine so gute Idee, dass der Mindestlohn immer weiter steigt. Denn dadurch würde die Differenz zwischen dem Lohn von gelernten und ungelernten Kräften verringert werden, sodass die Menschen immer weniger dazu motiviert würden, eine Lehre abzuschließen und sich immer weiter zu qualifizieren.

Was haltet ihr von seiner Ansicht? Meint ihr, dass da etwas dran sein wird und dass viele Menschen sich ansonsten wirklich von Bildung abgeschreckt fühlen, weil es sich ihrer Ansicht nach nicht lohnt? Oder wird der Mindestlohn gar keine Einfluss auf den Qualifizierungswunsch der Bevölkerung haben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Deine Bekannte mal wieder? Natürlich ist es idealistisch zu glauben, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung nach der reinen Erkenntnis strebt und Bildung als Wert an sich ansieht. Viele Leute wollen nicht Kant rezitieren können, sondern einfach nur einen ordentlichen Job, von dem man seine Rechnungen bezahlen kann.

In meinen Augen ist das auch ein durchaus legitimes Ansinnen, und auch Leute ohne klassische Berufsausbildung oder mit einem "niedrigeren" Bildungsabschluss können einen sinnvollen Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft beitragen. In meinen Augen ist dieser Beitrag sogar oft viel elementarer und wichtiger als der irgendwelcher verkopfter Intellektueller, die sich mit Nahtoderfahrungen, der Psychologie des gemeinen Haushunds oder der EU-Gurkenverordnung befassen, während es daheim beim Fenster hineinregnet, weil man "handwerklich nicht so begabt ist".

Von daher empfinde ich es ehrlich gesagt als reichlich arrogant und herablassend, wenn man meint, irgendwelche "bildungsfernen" Schichten durch finanzielle Anreize dazu motivieren zu müssen, wenigstens einen Schulabschluss zu absolvieren, der bei der intellektuellen Oberschicht sowieso nichts zählt. Letzten Endes ist es "denen da oben" doch völlig egal, ob Herr oder Frau x als angelernte Kraft oder für ein paar Cent mehr nicht ganz an der Armutsgrenze entlang balanciert.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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