Welches Wort entfleucht euch in Schreckmomenten?
Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache der Universität Mannheim untersucht unter anderem was Menschen in Schreckmomenten sagen, zum Beispiel wenn sie eine schlechte Nachricht erfahren oder etwas unerwartetes/schlechtes passiert. Der häufigste Ausruf war nach den Untersuchungen "Oh Gott". Dies sagen vor allem Frauen die die Etikette waren wollen. Auch "Fuck" und "Shit" kämen oft vor - dies aber nur bei Jüngeren. "Mist" falle ebenfalls häufig.
Am Mannheimer Institut ist aufgefallen, dass der Ausruf auch auf die Ursache des Schreckens ankommt, also wer schuld ist - ob man selbst schuld ist, der andere oder niemand. Falls man selbst oder niemand schuld ist, rufen die Menschen "Scheiße", "Fuck", "Mist" , "Upsi" oder "Scheiben...kleister". Ist der andere schuld, rufen sie eher so etwas wie "Mensch" oder "Arschl..." , "Alter" oder "Ach komm".
Was man im Schreck ruft, ist insgesamt zwar wenig kontrolliert, aber es gibt durchaus Leute, die auch im Affekt den Ausruf unterdrücken bzw. kontrollieren können. Wie ist das bei euch? Könnt ihr auch in Schreckensmomenten die "Etikette" wahren oder fallen bei euch schon mal so Ausdrücke wie "Arsch..." , "Fuck" etc.?
Tatsächlich stoppe ich mich selber, wenn meine Kinder daneben stehen schon sehr. Da verwende ich dann eher ein "Ups," wenn mir selber etwas passiert ist. Sind die Kinder nicht neben mir kommt mir dann auch mal ein "Fuck" über die Lippen. Wobei ich sonst nicht so der Anhänger von so einer Sprache bin, aber manchmal muss das einfach sein. Wenn andere Menschen etwas Blödes machen, dann beschimpfe ich diese nicht. Zwar würde es mich ärgern, wenn mir zum Beispiel jemand ins Auto fahren würde, aber jemanden dann zu beschimpfen finde ich unmöglich.
Generell finde ich das schon steuerbar, was man in solchen Situationen sagt, weil man ja durchaus die eigenen Handlungen überdenken kann und nicht wie ein Tier handeln muss. Das braucht aber wahrscheinlich auch ein bisschen Übung, wenn man ein sehr impulsiver Mensch ist.
Ich falle in die Kategorie "Fuck!" und "Alter!", während mein Partner "Sch..." und "Sachma'!" bevorzugt. Ich finde die Erkenntnis, dass es einen Unterschied macht, ob man sich selber oder anderen einen "Kraftausdruck" an den Kopf wirft, auch ganz interessant.
Ob "Kinder" anwesend sind und ob andere Leute darüber den Kopf schütteln, weil ich meine eigene Kinderstube vergesse, bringt mich jedenfalls nicht dazu, meine spontanen Reaktionen zu zügeln. Sonst hätten die Eltern ja gar nichts mehr zu tun, wenn sie den lieben Kleinen nicht beibringen müssten, dass man nicht Arsch und Scheiße sagt.
Wenn mir ein Glas herunterfällt oder mir jemand die Vorfahrt nimmt, habe ich definitiv nicht die Geistesgegenwart, erst einmal sozial akzeptable Filter anzuwerfen und "Hupsi" oder "Gottogott" zu sagen, um ja niemandem auf den Schlips zu treten. In ganz normalen Alltagssituationen fluche ich nur selten, also wird mir wohl ein herzhaftes "Fuck" gestattet sein, wenn mal wieder irgend etwas maximal schiefgeht oder mich zu Tode erschreckt.
Also ich muss sagen, dass ich mich nicht bewusst darum bemühe, in Schreckensmomenten eine bestimmte Etikette zu wahren. Ich glaube, in solchen Momenten sind unsere Emotionen oft so stark, dass wir nicht wirklich darüber nachdenken, was wir sagen. Es ist eher ein automatischer Reflex.
Wenn ich zum Beispiel eine schlechte Nachricht bekomme oder etwas unerwartetes/schlechtes passiert, dann rutscht mir schon mal ein "Oh Gott" oder "Scheiße" raus. Aber ich denke nicht wirklich darüber nach, welche Ursache dahinter steckt. Ich bin einfach überwältigt von meinen Gefühlen und die Worte kommen automatisch.
Allerdings versuche ich schon, mich in öffentlichen Situationen zusammenzureißen. Zum Beispiel, wenn ich mit meinem Sohn unterwegs bin und etwas Unvorhergesehenes passiert, dann versuche ich schon, nicht zu fluchen oder Ausdrücke zu verwenden, die für Kinder ungeeignet sind. Aber das hat weniger mit Etikette zu tun, sondern einfach damit, dass ich meinem Sohn ein gutes Vorbild sein möchte.
Ich denke, letztendlich ist es okay, wenn man in Schreckensmomenten mal flucht oder unkontrolliert reagiert. Das ist menschlich und zeigt, dass man auch mal schwach sein kann. Solange man keine anderen Menschen damit verletzt oder beleidigt, sollte man sich selbst erlauben, in solchen Momenten auch mal aus sich herauszugehen.
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