Welches Verhalten bei Beerdigung ist für euch ungebührlich?

Jeder hat ja so seine Vorstellungen von angemessenem Verhalten auf einer Beerdigung bzw. kennt vielleicht Begebenheiten, wo er angesichts des Auftretens anderer irritiert oder verärgert war. So war es in meiner Familie auf einer Beerdigung so, dass Person A, die mit Person B wegen einer Lappalie im Clinch lag, die freundlich zur Begrüßung gereichte Hand mit der Begründung ausschlug, man hätte sich gar nichts mehr zu sagen. Das Ganze in einer Lautstärke, dass es auch noch der letzte vor und in der Kapelle mitbekam und sich alle Köpfe der Szenerie zuwendeten.

Dieses Verhalten fand ich einfach nur unglaublich daneben und beschämend von der Person. Jahre zuvor hatte sie auf einer anderen Beerdigung schon einmal auf dem Friedhof (!) einen Streit initiiert, in dessen Verlauf sie so laut wurde, dass in den angrenzenden Häusern die Fenster aufflogen, damit die Nachbarn mitbekommen, was da denn wohl los ist. Das sind nun schon recht extreme Beispiele, aber auch aus dem Umfeld kenne ich weniger dramatische, aber trotzdem seltsame Verhaltensweisen auf einer Beerdigung.

So erzählte meine Freundin mir kürzlich, sie wäre auf einer Beerdigung gewesen, wo eine der nächsten Verwandten in einem schneeweißen Hosenanzug anrauschte und demonstrativ mit ihrem Smartphone hantierte. Auf die Bitte hin, das Handy auszustellen, entgegnete sie einen wichtigen Anruf zu erwarten, das wäre leider nicht möglich. Besser kann man eigentlich nicht dokumentieren, wie wenig Anteil man am Tod des zu Bestattenden nimmt.

Gibt es für euch Verhaltensweisen, die bei einer Beerdigung ein absolutes No-Go sind? Würdet ihr Personen, von denen ihr so etwas einmal erlebt habt, bei der nächsten Beerdigung von der Einladung ausschließen? Oder denkt ihr, dass das alles am Ende menschlich ist und solche Fehltritte eben vorkommen?

Ich habe es auch schon erlebt, dass jemand sich auf einer Beerdigung über irgendwas beschwerte. Es war auch dreist und gehörte sich einfach nicht. Ein anderer Verwandter der Abschied nehmen wollte, hat der Person dann klar gesagt, dass sie die Klappe halten solle und es ja wohl der falsche Ort und Moment für so etwas wäre.

Auf einer anderen Beerdigung ist es passiert, dass plötzlich zwei Trauergäste anfingen zu kichern. Es war sicher unabsichtlich, aber dennoch irgendwie ungehörig und unpassend. Die Trauergäste haben dann auch versucht sich schnell wieder zu beruhigen und das Lachen mit vorgetäuschtem Husten zu kaschieren.

Meiner Erfahrung nach kommen in Extremsituationen die Charaktereigenschaften von Menschen besonders deutlich zum Vorschein, besonders, wenn es sich um Kollektiverfahrungen wie Beerdigungen, aber auch Hochzeiten und Familienfeiern handelt. Sprich, wer sowieso schon einen Sprung in der Schüssel oder die soziale Intelligenz und Empathie eines Baumstumpfs hat, wird in einer emotionalen Ausnahmesituation unter Garantie nicht seine beste Seite zeigen, sondern im Gegenteil erst richtig auf den Putz hauen.

Glücklicherweise habe ich noch keine Beerdigung live erlebt, bei der jemand eine Szene machen musste. Bisher stand ich bei allen Beerdigungen zudem in der ersten Reihe der engsten Angehörigen und kann mich daher an Details sowieso nicht mehr erinnern. Ganz allgemein gesprochen empfinde ich natürlich jedes Benehmen bei Beerdigungen und sonstigen Anlässen als ungebührlich, welches überdeutlich zeigt, dass einem das ganze Theater sowieso egal ist und man sich nur deswegen blicken lässt, um gesehen zu werden.

Provokationen vom Hund bis zum Hawaiihemd sind hier nur das Symptom, die Ursache liegt meines Erachtens sowieso darin, dass es vielen Menschen einfach an Einfühlungsvermögen fehlt. Wer sich nicht vorstellen kann, was es für ein Gefühl ist, dabei zuzusehen, wie die eigene Mutter in einer Holzkiste in die Grube fährt, denkt sich natürlich auch nichts dabei, gleichzeitig mit Tante Helga den Streit weiter zu führen, der seit 30 Jahren schwelt.