Welches Strafmaß würdet Ihr dem Stealthing zuordnen?

In einem anderen Beitrag habe ich bereits von dem offenbar neuen "Trend" Stealthing berichtet. Es geht wie bereits erwähnt und nochmals kurz angemerkt darum, dass es offenbar Männer gibt, die während des Geschlechtsakts ein Kondom einfach abziehen und die Frauen damit der Gefahr von Krankheiten sowie einer Schwangerschaft aussetzen. Das scheint offenbar immer öfters vorzukommen.

In dem anderen Thread sind die Diskussionen natürlich rege gegeben. Doch ich würde jetzt einfach mal rein objektiv wissen, wie ihr das strafrechtlich beurteilen würdet, wenn ihr könntet? Wir sind alle keine Juristen und keine Gesetzesgeber, aber es wäre doch einfach mal interessant zu wissen, wie ihr Euch als Frauen fühlen würdet und was ihr dem ganzen als Straftat sowie mögliche Strafe zuordnen würdet?

Ich würde das schon der Körperverletzung und Vergewaltigung zurechnen. Körperverletzung ganz klar, weil man sich anstecken kann und Vergewaltigung, weil man dem Geschlechtsakt zwar zugestimmt hat, aber die Bedingungen sich geändert haben und man davon nicht in Kenntnis gesetzt wurde. Unter diesen Umständen hätte man sich darauf nicht eingelassen. Letztendlich kenne ich mich da juristisch aber auch nicht aus.

Für mich ist das ganz klar eine sexuelle Nötigung, wir hatten doch gerade erst die Kampagne "Nein heißt Nein". Allerdings kann man das lustig in alle möglichen Richtungen auslegen. Ein Akt ohne das vereinbarte Kondom geht für mich gegen die sexuelle Selbstbestimmung des anderen.

Und nur weil man dem Sex an zugestimmt hat, erstreckt sich für mich die Zustimmung nicht automatisch auf den Verzicht auf das Kondom. Das kann man eben auch ganz anders sehen. Dazu kommt, dass ich, sollte dabei eine Krankheit übertragen werden oder es zur Schwangerschaft kommen, durchaus eine Körperverletzung sehe. Ob die dann fahrlässig oder vorsätzlich ist, das kommt auf den Einzelfall an.

Das gilt aus meiner Sicht übrigens auch dann, wenn in einer Partnerschaft der Verzicht auf Kondome aufgrund von angenommener Treue vereinbart worden ist. Hüpft dann einer der Parter - egal ob Er oder Sie - in ein fremdes Bett und nutzt kein Kondom, dann finde ich es übergriffig, brandgefährlich und charakterlos, wenn die Unwissenheit des anderen ausgenutzt und er in Gefahr gebracht wird.

Ich bin mir im Übrigen auch überhaupt nicht sicher, wie ich das Stealthing strafrechtlich beurteilen würde. Auf der einen Seite würde ich übereinstimmen und sagen, dass es eine Körperverletzung ist und eine Art seelische Grausamkeit. Denn nach dem Akt muss man Angst haben, ob man schwanger ist oder sich eine Krankheit eingefangen hat. Das ist für mich schon eine seelische Grausamkeit, die einen psychisch gesehen die kommenden Wochen, ehe die Ergebnisse da sind, sicherlich schadet.

Gleichzeitig empfinde ich es irgendwie als sexuellen Missbrauch. Ich habe dem Geschlechtsakt unter Voraussetzung des Kondoms zugestimmt. Alles andere war nicht mein Wille und ist für mich ein Missbrauch des sexuellen Verkehrs. Ob man das gerichtlich jetzt so sehen kann, weiß ich nicht. Hier geht es ja darum, wie wir das beurteilen würden.

Für mich wäre es daher ganz schön schwer, das richtig einzuordnen. Doch meins wäre eben eine Art sexueller Missbrauch sowie eine Körperverletzung. Seelische Grausamkeit ist ja nicht direkt strafbar oder?

Ich bezweifle, dass es überhaupt einwandfrei nachweisbar wäre und daher spielt auch das Strafmaß keine Rolle. Wenn man es nicht gerade auf Video aufnimmt, steht dann Aussage gegen Aussage wie bei einer Vergewaltigung auch. Das ist eben das Problem bei der Sache. Inzwischen haben die Leute wieder weniger Angst vor AIDS und anderen Krankheiten, da diese sehr positiv in der Öffentlichkeit dargestellt wurden. Die Angst davor würde eher abschrecken.