Welches Rezept für Zurek könnt ihr empfehlen?

vom 15.04.2016, 10:39 Uhr

Ich habe im Urlaub in Polen in einem ganz bodenständigen Restaurant am Badestrand eine Zurek gegessen. Die Suppe fand ich unheimlich lecker und ich würde sie auch gerne wieder essen, ohne dafür hunderte Kilometer zu diesem Restaurant zurücklegen zu müssen.

Bislang bin ich aber mit dem Nachkochen noch nicht weit gekommen. Wisst ihr vielleicht, wie man eine gute und bodenständige Zurek nach Hausfrauenart oder Bauernart kochen kann? Worauf muss man achten? Was gibt es für Tricks? Was sind die Fallen, die man als nicht eingeweihter unbedingt meiden sollte?

Welches Rezept auf deutsch oder englisch könnt ihr mir empfehlen, denn polnisch kann ich leider nicht. Oder wie kocht ihr die Suppe?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Das Wichtigste an dieser Suppe ist der Sud. Den kannst du in Läden, die osteuropäische Lebensmittel verkaufen, fertig erstehen. Wenn du den selbst machen möchtest, dann brauchst du einige Tage Vorlaufzeit. Du nimmst eine Handvoll Roggenschrot und übergießt den mit einem halben Liter lauwarmen Wasser. Das Glas deckst du mit Papier ab und lässt die Mischung drei Tage gären.

Der Sud mit einem Liter Wasser ist die Basis für die saure Suppe. Du erwärmst das Wasser und lässt die geräucherte Wurst darin ziehen. Ein schlesischer Metzger hat das passende dafür. Wenn das Wasser trüb ist, die Wurst herausnehmen und den Sud einrühren.

Die Mischung bringst du zum Kochen und gibst knapp ein Pfund gewürfelte Kartoffeln hinein. Vorsicht, der Schrot brennt gern an. In einer Pfanne lässt du rund 200 Gramm gewürfelten Speck aus und lässt eine fein gehackte Zwiebel glasig werden. Beides kommt in die Suppe. Die Wurst würfeln und dazu geben.

Gewürzt wird mit 2 Zehen Knoblauch, Salz, Pfeffer, 4 Körnern Piment und einem großen Lorbeerblatt. Wenn die Kartoffeln weich sind, ist die Suppe fertig. Jetzt kommt knapp ein halber Becher Sahne dazu und kräftig Majoran.

Meine Uroma würde vor dem Servieren ein halbes hart gekochtes Ei in den Teller legen. Wachteleier sind traditionell auch nicht falsch. Ich verzichte allerdings dankend darauf. Das finde ich gruselig.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Oh danke, das ist ja eine tolle Beschreibung! Da muss ich doch gleich mal nachfragen. Wenn der Roggenschrot drei Tage gären soll, ist er doch quasi das gleiche, wie der Ansatz für Sauerteig, denn man für Roggenschrotbrot nimmt, oder? Du hast doch vermutlich bei deiner Uroma schon mal probiert, wie der Roggenansatz vor der Verarbeitung schmeckt, oder? Ist er dann so schön säuerlich, wie Sauerteig? Das zu wissen, wäre nämlich extrem hilfreich.

Das mit der geräucherten Wurst erstaunt mich etwas. In dem Teller, den ich gegessen habe, da war eher so etwas wie gekochte Bratwurst drin und Raucharoma eigentlich nicht vorhanden. Aber da scheint es dann regionale Unterschiede zu geben, so ähnlich wie hier mit den zig Arten Kartoffelsalat.

Bei dem Becher Sahne meinst du Schlagsahne oder saure Sahne? Das wäre auch noch gut zu wissen, ob die Säure in der Suppe nur vom Roggen oder auch von der Sahne kam.

Diese Fertigmischungen habe ich auch in Polen in den Supermärkten gesehen. Allerdings bin ich kein Freund von Fix-Produkten. Ich mag es lieber, wenn ich weiß, was in meinem Essen drin ist und wenn so wenig wie möglich industriell verändert wurde. Gerade deshalb finde ich deine Anleitung so toll, weil die Rezepte von älteren Leuten eben erprobt und sinnvoll sind.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Also meine Uroma stammt aus Ostpreußen, da gehört das Rezept aber, glaube ich, nicht hin. Die machte den Ansatz selbst und kaufte den nicht fertig. Ich habe den schon industriell hergestellt in Flaschen im Mix Markt erstanden. So heißt bei uns eine russische Kette. Schlesische Metzgereien und solche Stände auf dem Markt haben oft hausgemachten Sud in Gläsern.

Der Sud ist ähnlich Sauerteig wirklich sauer. Nach unserem Familienrezept ist das die einzige saure Komponente, die Sahne ist süß. Und die Wurst soll eine mehr oder minder feine, dicke geräucherte Bockwurst sein.

Wobei das Rezept stark abgewandelt sein kann. Uroma ist vor meiner Geburt gestorben, die wurde in den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts geboren. Ich nutze viele ihrer Rezepte heute noch. Und ich kenne niemanden anderen, der Schmorbraten mit den Gewürzen für eine Wildbeize zubereitet, so Gulasch oder Ente und Gans gewürzt, wie sie. :D

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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