Welchen Stellenwert hat bei euch die Karriereplanung?
Wenn man in der Ausbildung oder im Studium steckt, dann macht man sich ja bestimmt seine Gedanken über das eigene weitere Fortkommen im Leben und schmiedet wahrscheinlich auch insgeheim gewisse Karrierepläne. Ergeht es euch hierbei genauso? Nimmt bei euch die Karriereplanung einen hohen Stellenwert ein und ordnet ihr diesem Ziel alles unter oder geht das Thema „Karriere“ eher etwas entspannter an?
Ich denke jeder macht sich Gedanken darum und sollte sich auch vorher damit beschäftigen, was man hinterher mit seiner Ausbildung und seinem Studium anfangen kann. Denn was bringt es, wenn man viele Jahre investiert hat und dann feststellt, es wird nicht gebraucht und man kann damit rein gar nichts erreichen.
Ich wusste zwar direkt bei Beginn meiner Ausbildung zur Rettungsassistentin, dass man damit seine Karriere auch direkt beendet hat und es keine Möglichkeiten gibt mit weiter aufsteigen, aber zu dem damaligen Zeitpunkt konnte ich damit leben. Über die Zeit hinweg gesehen ging mir das gewaltig auf die Nerven, dazu noch der Verdienst der nicht mehr geworden ist, bei mehr Aufgaben und immer einer höheren Wochenarbeitszeit. Daher habe ich auch diesen Beruf an den Nagel gehängt und etwas anderes angefangen.
Inzwischen ist es mir schon wichtig zu wissen, dass ich auch voran kommen kann und nicht irgendwann Ende ist. Daher habe ich mich auch bewusst für die Bundeswehr entschieden mit meinem Studium, welches ich vorher neben dem Beruf gemacht habe. Beförderungen gibt es als Pflichtbeförderungen in regelmäßigen Abständen und für ausgezeichnete Leistung ebenfalls, wie auch weitere Prämien und Anerkennung. Entsprechend meiner Arbeitsbereitschaft und Einsatzbereitschaft bin ich schon einige male außerhalb der Regel befördert worden und bekleide und einen Dienstgrad, der mit meiner Stehzeit in der Pflichtbeförderung noch gar nicht vorgesehen wäre.
Daran gekoppelt ist natürlich auch das Einkommen. Je höher ich im Dienstgrad steige, desto mehr verdiene ich auch und das hat auch direkten Einfluss auf mein restliches privates Leben. So war es vor 10 Jahren noch undenkbar, dass ich mal ein eigenes Haus habe, weitere Immobilien halte und mir um das Thema Geld keine Sorgen mehr machen muss. Sozusagen kann ich es mit vollen Händen raus werfen, muss nichts mehr fünf mal umdrehen wie im alten Job. Gibt schon ein gutes Gefühl, auch wenn das alleine nicht alles ist. Denn auch das hat seinen Preis, und ich bin viel unterwegs, arbeite jeden Tag an 7 Tagen die Woche und auch abends sehr lange.
Privatleben und Freizeit bleiben dafür ein wenig auf der Strecke, noch bin ich damit aber zufrieden und mein Sohn auch, der der eigentliche Indikator dafür ist. Dennoch wird er finanziell nicht verzogen und bekommt auch nicht alle was er sich wünscht, denn ich stehe auf dem Standpunkt, dass er sich wenn er älter ist auch sein Leben selbst erarbeiten muss, wie ich auch. Ich sehe mich dabei nicht als das Zahlschweinchen, welches Abstriche in Kauf nimmt damit er hinterher ein angenehmes Leben hat und keinen Finger krumm machen muss.
Da meine Begabungen und Interessen leider eher im geisteswissenschaftlichen Bereich liegen, habe ich mich schon früh von einer "Karriere" im engeren Sinne verabschiedet und mich darauf konzentriert, ein solides Auskommen zu finden. Nur um des schnöden Mammon willen konnte und wollte ich mich nicht für eine Branche entscheiden, die mir nicht liegt und dort mit cleveren und engagierten Leuten konkurrieren, die sich nichts Schöneres vorstellen können als Kreditvergabe und BWL. Ein beruflicher Werdegang bedeutet schließlich nicht, dass man entweder die Ellbogen ausfährt und sich auf Biegen und Brechen an die Spitze kämpft oder ewig ganz unten an der Nahrungskette herum mümmelt.
Wenn man sich ein bisschen geschickt anstellt, kann man sich schon seine Nische frei schaufeln, und dass man heutzutage auch mal ein paar Umwege und Sackgassen in Kauf nehmen muss, halte ich für selbstverständlich. Die Zeiten, in denen man angeblich(!) mit 15 als Lehrling in einem Betrieb anfängt und sich auch ohne Studium und so Zeug kontinuierlich zum Zweigstellenleiter oder was auch immer hocharbeitet, sind meines Erachtens lange vorbei, falls sie je stattgefunden haben.
Mittlerweile konzentriere ich mich darauf, das Erreichte zu halten und mich langfristig zu positionieren. Ich bin zwar in ein Metier geraten, in dem es weniger um berufliches Fortkommen geht als um "ein bisschen Beschäftigung, während die Kinderlein im Kindergarten sind", aber entsprechend genügen schon ein bisschen Ehrgeiz und Cleverness, um wenigstens einen rudimentären Aufstieg zu ermöglichen. Andere würden meine "Karriere" natürlich belächeln, aber wie gesagt, die Dinge, die ich gut kann, sind leider nicht die, die sich finanziell wirklich lohnen und gefragt sind. Dafür habe ich es aber ganz gut getroffen.
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