Welchen Rat würdet ihr eurem jüngeren "Ich" geben?
In einem Artikel über Reese Witherspoon habe ich nachgelesen, dass sie ihrem 16-jährigen "Ich" den Tipp geben würde sich nicht so viele Sorgen im Leben zu machen.
Ich denke, dass ich viel Zeit damit verbracht habe, mir Sorgen über Dinge zu machen, die eigentlich keine Rolle spielten, aber das ist nicht ganz meine Schuld. Die Kultur sagte jungen Frauen, dass sie sich über Dinge Sorgen machen müssten. Was wir damals an Frauen schätzen, ist ganz anders als das, was wir heute an Frauen schätzen. Ich würde sagen: ‚Halte durch, Schwester, es wird gleich viel besser!
Ich persönlich hätte meinem 16-jährigen "Ich" auch ein bisschen was zu sagen. In erster Linie würde ich meinem damaligen "Ich" aber versuchen mehr Selbstbewusstsein zu schenken und meinem "Ich" helfen sich selbst mehr zu lieben und zu behaupten. Ich hatte damals wirklich große Probleme mit meiner Schüchternheit und meiner Selbstliebe / Körperwarnehmung und wenn ich mir heute die Fotos von damals anschaue erkenne ich erst was für eine hübsche Jugendliche ich eigentlich war. Meine Mutter hat mir das leider nie so gesagt. Sie hat mich ständig beschimpft und mir eigentlich ständig nur meine Fehler, Schwächen und negativen Seiten vor Augen geführt. Kein Wunder dass ich damals ein graues, stilles, Mäuschen war was sich am Liebsten in ein Mauseloch verkrochen hat.
Gibt es etwas was ihr eurem "Ich" der Kindheit / Jugend gern mitgegeben hättet? Denkt ihr euer jetziges Leben wäre anders gelaufen wenn euch jemand in der Jugend "an die Hand genommen" hätte bzw. anders geprägt?
Ich würde meinem vergangenen Ich wohl ganz ähnliche Ratschläge und gute Zusprüche geben, nämlich das ich okay bin, so wie ich bin, dass ich nicht zu sehr versuchen soll, mich anderen anzupassen, sondern an das glauben und das tun soll, was mir Freude und mich glücklich macht. Außerdem würde ich mich gerne mal schütteln und mir selber sagen, dass ich mich viel zu sehr in Kleinigkeiten hineinsteigere und mich dadurch nur unnötig aufrege, und dass ich mir nicht ständig so einen riesengroßen Stress machen soll, weil ich schon alles gut genug hinbekommen werde, um meine Ziele zu erreichen.
Es ist allerdings nicht so, dass ich ernsthaft daran glaube, dass dies etwas verändert hätte. Viele liebe Menschen haben mich auch in schwierigen Zeiten immer unterstützt, mir Mut gemacht und versucht, mich zu beruhigen und zu bestärken, vor allem meine Eltern,aber auch enge Freunde, Lehrer und sonstige Bezugspersonen. Ich denke, ein Stück weit sind eine ängstliche, übermäßig perfektionistische und zweifelnde Primärpersönlichkeit nun mal einfach unkorrigierbare Anteile von mir, denn selbst zahlreiche Erfolgserlebnisse und das Nichteintreten befürchteter Katastrophen haben erst durch das Älterwerden und viel Lebenserfahrung dazu geführt, dass ich allmählich lockerer, weniger anspruchsvoll oder selbstbewusster geworden bin; auch, wenn mir etliche Personen schon lange zuvor gesagt haben, dass das so wird.
Das ist aus heutiger Sicht natürlich leicht gesagt. Und wahrscheinlich hätte ich den Rat als "jüngeres Ich" entweder gar nicht angenommen oder mangels Lebenserfahrung und Selbstbewusstsein umsetzen können. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.
Aus heutiger Sicht würde ich meinem jugendlichen früheren Selbst mitteilen, dass unsere Eltern absolute Pfuscher waren, was die Erziehung von Kindern angeht und das ich mich gefälligst möglichst früh abnabeln sollte und mein eigenes Ding machen. Die Ressourcen hatte ich damals nämlich schon. Ich war gar nicht mal so doof und auch charakterlich hätte ich einiges bewegen können. Aber eine Erziehung, die auf die Minimierung jedweder Form von Selbstwertgefühl abzielte, und darauf aus war, jeden Gedanken etwas gut zu können, ja sogar besser als andere, im Keim zu ersticken, hat mir diese Möglichkeiten schon früh genommen.
Ich nehme es meinen Eltern nicht mal übel, sie haben eben mit ihren Möglichkeiten versucht, das Richtige zu machen und konnten auch nicht aus ihrer Haut. Jeder wird schließlich von seinem Umfeld, seinen Erfahrungen und eben auch seiner Erziehung geprägt, und da hatte meine Familie nie viel zu lachen. Leider musste ich die Dreißig überschreiten, um das zu kapieren und mein Leben entsprechend zu überdenken.
Ich würde mir sagen, dass ich gut bin, genauso wie ich bin. Das hat mir damals keiner gesagt und ich hatte kein Selbstwertgefühl. Einfach mal nette zusprechende Worte hätten mir da sicherlich schon einiges gebracht. Ansonsten hätte ich mir gesagt, dass ich meinen Weg schon gehen werde und ich einfach auf mein Bauchgefühl vertrauen soll. Wer weiß, ob ich da etwas von gehabt hätte, aber das wäre so das was ich mir selber sagen wollen würde.
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