Welchen Pflegemindestlohn haltet ihr für angemessen?
Der Mindestlohn beträgt ja aktuell 8,50 Euro, in der Pflege beträgt er aktuell sogar 10,20 Euro. Bis 2020 soll dieser sogar auf 11,35 Euro pro Stunde steigen. Was haltet ihr von dieser Steigerung? Haltet ihr diesen Pflegemindestlohn für angemessen oder immer noch viel zu wenig? Wird der neue Mindestlohn dafür sorgen können, dass die Pflege als Berufszweig wieder attraktiver für die Arbeitnehmer wird oder wird das dennoch nichts an den mangelnden Pflegekräften ändern können und die verschärften Probleme durch den demographischen Wandel?
Die Leute in der Pflege machen einen harten Job. Ich habe es immer wieder erlebt, dass Vollzeitkräfte ganz schön zu knabbern hatten mit ihrem Gehalt und deswegen finde ich, dass man ruhig 11,35 € geben kann, wenn nicht sogar mehr. Problem ist dabei nur, es muss ja von irgendwem gezahlt werden.
Jeder, der mal einen solchen Fall in der Familie hatte, weiß wie wenig Geld man bekommt, wenn man Pflege braucht und letztendlich muss es ja irgendwer finanzieren. Deswegen muss da eben auch etwas geändert werden, gerade wenn man bedenkt wie viel eingezahlt wird, wenn man erst im Alter darauf angewiesen ist.
In der Pflege herrscht ein hoher Druck. Man bekommt von allen Seiten Aufgaben, unrealistische Zeitangaben und letztendlich finde ich es sehr wenig, wenn man das alles für ein bisschen mehr als 10 € in der Stunde macht. Es ist ja auch körperlich anstrengende Arbeit und letztendlich auch etwas ohne das man nicht wirklich leben kann, wenn man es braucht.
Als wenn nur die Pflege ein harter Job ist, dass kannst du auf alle Bereiche im sozialen übertragen. Da hast du genug Druck und viele Aufgaben und viele Stunden Arbeit die du verbringen kannst und wenn man das mal genauer rechnet, dann stimmt diese Zahl auch nicht. Denn die Bereitschaftszeiten werden nach wie vor nicht bezahlt und anerkannt und wenn man diese Gesamtsumme auf die eigentliche Arbeitszeit herunter rechnet, dann landest du unter dem Mindestlohn.
Das habe ich im Rettungsdienst ebenfalls gesehen und erlebt, dass wir "so gut" bezahlt werden würden. Klar wenn man die Bereitschaftszeit auch bezahlen würde, die man auf der Wache sitzt und wartet dann ja. Aber das wurde sie nicht, weg durftest du nicht und im Endeffekt waren dann aus den tollen 10,20 Euro auf die komplette Schichten pro Monat bezogen, ein Stundenlohn von 7,63 Euro und damit weniger als der Mindestlohn. Anders sah es in den Bereichen der mobilen Pflege vom gleichen Anbieter im gleichen Haus auch nicht aus, da wurde die Stunde die gearbeitet wurde höher datiert aber die Bereitschaft die auch dort abgesessen werden musste, nicht vergütet oder angerechnet.
Von daher wäre es wichtiger, dass auch die Bereitschaft voll bezahlt werden würde und man da keine Ausnahmen macht. Es bringt rein gar nichts und zu wenig, wenn man am Stundensatz für geleistete tatsächliche Arbeit dann mehr bekommt, aber unter dem Strich dann dennoch jeden Monat 60 Stunden rein gar nicht bezahlt bekommt, nur aufgrund der Bereitschaft. Deswegen erst mal dort ansetzen und dann alles weitere und es gibt genug andere harte Jobs, bei denen auch körperliche Schwerstarbeit geleistet werden muss, da wird aber auch die Bereitschaft mit anerkannt in finanzieller Form.
Die Frage vom Bezahlen ist das rein gar nicht, denn die Krankenkassen sitzen auf 26 Milliarden (!) Euro, die ihnen nicht gehören und an die Beitragszahler zurück erstattet werden müssten da diese zu viel entrichtet worden sind. Das sind nicht nur Gelder für die Krankenkasse, sondern auch für die Pflegekasse. Es ist Geld da, mehr als genug nur will man das nicht "verschwenden" und ausgeben da man an anderer Stelle damit mehr Geld scheffeln kann, auch als Krankenkasse. Die Ausrede die dann kommt ist immer die "wir müssen dann aber Beiträge anheben" oder "ist nicht zu finanzieren" was nicht der Tatsache entspricht, wenn man auf die Zahlen der einzelnen Krankenkassen schaut was diese für Gewinne jedes Jahr in ihren Bilanzen ausweisen.
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