Welchen Einfluss hat der Sitzplatz in der Klasse auf Noten?

Ich saß während meiner Schulzeit auf verschiedenen Plätzen in der Klasse. Mal saß ich ganz hinten und mal ganz vorne. Irgendwann im Laufe meiner Schulzeit ist mir aufgefallen, dass der Sitzplatz in der Klasse, zumindest nach meinem subjektiven Empfinden, einen Einfluss auf meine Noten hatte. Ich habe mich nämlich fortan immer in der Mitte der Klasse positioniert. Also ich saß quasi am Gang zur Mitte hin in der mittleren Reihe.

So zentral war ich immer im Blickfeld des Lehrers und er hat meine Meldungen stets wahrgenommen. Ich habe immer gute mündliche Noten bekommen. Das war selbst dann der Fall, wenn ich mich eigentlich nicht so gut beteiligt habe.

Glaubt ihr, dass der Sitzplatz tatsächlich die Note beeinflussen kann? Was spricht dafür und was dagegen? Wie sind eure Erfahrungen dazu?

In meinen - mit der Lehre zusammengezählt - sechzehn Jahren der Schulzeit habe ich auch festgestellt, dass der Sitzplatz mit der Benotung direkt und indirekt zusammen hängt:

Wenn man sich in der letzten Sitzreihe wiedergefunden hat, so saßen um einen herum meist die Störenfriede bzw. desinteressierten Schüler, welche auch in der Regel diese Platzierung bevorzugt anstrebten. Sofern man nicht selbst dazu gehört hat und vielleicht eher versehentlich in diesem Bezirk ansässig war, hatte man partout das Problem, dass man manchmal selbst beim besten Willen nicht kontinuierlich dem Unterricht aufgrund des Störfaktors und Geräuschpegels folgen konnte. Zudem nahm der Lehrer einen nur bedingt wahr, wenn man sich am Unterricht beteiligen wollte.

Wenn man zu sehr am Rande, wenn auch weiter vorn, seinen Sitzplan eingenommen hatte, so lief man ebenfalls Gefahr, vom Lehrer übersehen zu werden oder im Nachhinein trotz reger Beteiligung von ihm nicht wirklich registriert worden zu sein. Ein solcher Fall kostete mich eine ganze Schulnote, weil mein Berufsschullehrer, der uns nur einmal wöchentlich unterrichtet hatte, am Ende des ersten Lehrjahres kein Gesicht zu meinem Namen in der Klassenliste vor seinem inneren Auge hatte und sich daher dafür entschied, dass meine mündliche Beteiligung demzufolge so unscheinbar war, dass ich quasi eine glatte sechs geliefert haben musste.

Saß man zentral oder gar direkt vor dem Lehrertisch, so hatte man meist sehr gute Karten bei der Benotung. Zum einen wurde man kaum vom Lehrer übersehen, zum anderen hatte dieser einen ständig im Blick, so dass er vermutlich auch unterbewusst das Gefühl hatte, dass man stets aktiv am Unterrichtsgeschehen teilnimmt.

Was noch zusätzlich wichtig für die Benotung war, finde ich, war der Sitznachbar. Wenn dieser einen ständig versucht hatte abzulenken oder ein Störenfried war, so wurde man schnell mit ihm gleich gestellt oder hatte es schwer dem Unterricht trotz dessen Folge zu leisten. Dies wirkte sich dementsprechend auf die Noten aus. War hingegen der Sitznachbar bemüht aktiv im Unterricht mitzuwirken, hatte es manchmal den positiven Nebeneffekt, dass man sich mit ihm in eine Art "Konkurrenzkampf" begab, da man darauf bedacht war, ähnliche Leistung, wie er zu verbringen.

Es stimmt schon, bei mir hatte der Sitzplatz auf jeden Fall auch eine wichtige Rolle bei der Notenverteilung, leider wirkte er sich eher negativ aus. Ich saß in der letzen Reihe ganz in der Ecke, direkt neben der Tür. Das hatte den Vorteil, dass ich, wenn ich zu spät kam, mich unauffällig auf meinen Platz setzen konnte und oft keinen Ärger bekam.

Allerdings ignorierten mich die Lehrer auch gerne, wenn ich mich meldete. Ich wurde immer als still bezeichnet, obwohl ich mich gar nicht so selten meldete. Das wirkte sich auch nicht gut auf meine Motivation aus, da ich mich übersehen und übergangen fühlte. Die Lehrer sollten ja selber wissen, dass einige Schüler in den hinteren Reihen und den Ecken schneller übersehen werden und extra darauf achten, das nicht in die Benotung einfließen zu lassen.