Welchen Beruf hatten sich eure Eltern für euch vorgestellt?

vom 14.05.2019, 14:01 Uhr

Ich weiß gar nicht, welchen bestimmten Beruf sich meine Eltern für mich gewünscht hätten, allerdings hatten sie in meiner Kindheit und Jugend immer wieder erwähnt, wie sehr sie es sich wünschen würden, dass ich später mal in einer Bank oder im Rathaus arbeiten würde. Meiner Mutter wäre es dabei auch am liebsten gewesen, wenn ich auch noch im Rathaus bei ihr in der winzigen Kleinstadt angefangen hätte. Das hätte sie auf jeden Fall sehr stolz gemacht.

Für mich kam so etwas aber einfach nie in Frage, da mich das nicht interessiert hat. Daran hat sich bis heute auch nichts geändert, so dass ich wirklich froh bin, dass ich mich da nicht habe verleiten lassen. Welchen Beruf hatten sich eure Eltern für euch vorgestellt und gewünscht? War das für euch selbst auch eine Option?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Konkrete Vorstellungen gab es bei uns gar nicht. Meinem Vater war nur immer wichtig, dass seine Kinder die Chancen bekommen, die er eben nicht bekommen hat. So haben die Eltern meines Vaters - die Gründe hierfür sind mir nicht bekannt - ein Studium ihrer Kinder nie unterstützt und sich sogar dagegen gesperrt.

Das bedauert mein Vater sehr, sodass er immer alles getan hat, dass wir Kinder studieren gehen können, wenn wir es denn wollen. Er hätte uns nie zu etwas drängen wollen, das wir selbst nicht wollen. Er ist eher der Charakter, der mögliche Wege aufzeigt und wenn man diese Wege selbst gehen möchte, unterstützt und fördert er das.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Meine Mutter hat leider nicht viel von meinen Leistungen gehalten, als ich ein Kind bzw. Jugendlicher war. Dementsprechend niedrig waren ihre beruflichen Vorstellungen für mich. Ich weiß nicht, wie häufig sie mich bei der Straßenreinigung oder Müllabfuhr als einzigem für mich passenden Beruf einsortiert hat. Insofern konnte es eigentlich nur besser werden.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Bei mir stand quasi noch vor der Geburt fest, dass ich machen kann, was ich will, wenn ich am Ende nur Medizin oder Jura studiere. Das wurde auch sehr lange subtil so kommuniziert. Probier dich aus, mach Dummheiten, Hauptsache du wirst am Ende vernünftig und entscheidest zwischen Medizin und Jura. Und da dann bitte weiter in Richtung Kardiologie oder Richteramt. :uebel:

Als ich das offensichtlich nicht brav tat, kam die Versagerkarte. Es folgte das große Aufatmen, als ich den Job nach Studium A aufgeben musste. Man bejubelte die neue Chance und erwartete jetzt aber Jura oder Medizin. Als ich wieder ein anderes Fach wählte, war der Katzenjammer groß.

Ich mag glücklich sein und sehr gut zurechtkommen, der Tenor blieb bis zum Ende: Versagerin, Leben weggeworfen, Chancen nicht genutzt, Schande gemacht und so weiter. Wie man sich so versteifen kann, bleibt mir ein Rätsel. Aber wer keine Probleme hat, macht sich eben welche. Ich bin jedenfalls sehr froh über den angeblich grauenvollen Starrsinn meinerseits. :D

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Meine Eltern haben nie konkrete Vorstellungen für mich gehabt, sondern mir da freie Hand gelassen. Kamen Berufswünsche auf, haben sie mir, sofern sie Kenntnisse dazu hatten, erklärt, welche Arbeiten da auf mich zukommen. Mein Vater war auch damals mehrmals in der Berufsberatung zu Terminen, wo es Filme zu den Berufen gab, die da vorgeführt wurden.

Am Ende kam etwas komplett anderes und auch beim späteren Zweitberuf. Und auch meine Kinder sehe ich nicht in Berufen, die mir vorschweben. Bei ihren beruflichen Wünschen stärke ich ihnen den Rücken, aber schreibe keine Richtung vor. Denn mein Kind muss mit der Wahl glücklich werden und nicht ich.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Tatsächlich hatten meine Eltern wirklich keinerlei Vorstellungen, was aus mir werden sollte, und haben daher auch keine speziellen Wünsche oder Erwartungen an mich geäußert. Das habe ich später, als es um meine Zukunftsplanung ging, dann auch als sehr angenehm empfunden, denn es gab durchaus Klassenkameraden und Freunde von mir, denen ein bestimmter Lebensweg zumindest in Ansätzen vorgegeben wurde und womit diese alles andere als glücklich waren, weil sie sich lieber frei entfalten wollten.

Ich selber habe meine Berufswünsche im Laufe meiner Schulkarriere mehrfach geändert und mich phasenweise für Naturwissenschaften, Rechtswissenschaften, Architektur und Ingenieurwesen interessiert, und bis nach dem Abi war eine endgültige Entscheidung auch noch nicht absehbar. Meine Eltern haben all diese Ambivalenzen ohne Dazwischenreden ausgehalten, mir nie einen zeitlichen oder emotionalen Druck gemacht, mich festzulegen, und mich bei meiner Wahl am Schluss bedingungslos unterstützt, um mir den Start ins Studium zu ermöglichen. Dafür bin ich ihnen extrem dankbar.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Eine konkrete Vorstellung gab es da nicht und ich wurde auch nicht in einen Berufszweig gedrängt. Meinen Eltern war es nur wichtig, dass ich eben fleißig bin und mich anstrenge, damit ich verschiedene Wege offen habe und aussuchen kann, was ich beruflich werden möchte.

Ich stelle es mir schon schlimm vor, wenn die Eltern den Beruf schon fest im Blick haben und der Junior da kein Mitspracherecht hat und in diese Bahn gedrängt wird. Das habe ich zum Glück nicht erlebt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Ich stelle es mir schon schlimm vor, wenn die Eltern den Beruf schon fest im Blick haben und der Junior da kein Mitspracherecht hat und in diese Bahn gedrängt wird. Das habe ich zum Glück nicht erlebt.

Ich stelle mir das auch nicht gerade angenehm vor, gerade wenn man dann nachgibt, weil der Druck so groß ist. Ein Mitschüler von mir aus der Oberstufe hat nach dem Abitur Medizin studiert obwohl er das nie wollte - die Eltern sollen ihn stark in diese Richtung gedrängt haben. Soweit ich gehört habe, ist er alles andere als glücklich darüber, aber ich kann auch nicht sagen, was da alles abgelaufen ist, dass er da nachgegeben hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Was da in solchen Fällen läuft, ist doch ganz einfach, Täubchen. Es gibt kein Geld, fertig! Und die Nerven, die eigenen Eltern zu verklagen, muss man erst mal haben. Wenn ich an mein erstes Studium denke, dann hätte ich mir das ohne eine ausreichende Finanzierung des Lebensunterhalts knicken können. Fast 40 Stunden pro Woche plus Lernen und Dienste lässt nicht viel Raum für Erwerbsarbeit.

Dass ich ausziehen musste, stand fest. Es gibt nur eine Handvoll Unis in Deutschland. BAföG hätte ich nicht bekommen. Ich konnte nur frei entscheiden, weil ich in etwa so viel Waisengeld bekommen habe wie andere BAföG. Und das stand ab der Volljährigkeit mir zu. Aber wer ist schon in einer so komfortablen Situation?

Normalerweise läuft es doch eher so: Ein Bekannter wollte Abi machen. Aber Herr Papa nahm ihn mit 16 von der Schule und ließ ihn einen Lehrvertrag unterschreiben. In den Alter hat man noch weniger Möglichkeiten. Also hat der seine Ausbildung gemacht, danach Zusatzkurse und die Arbeitszeit abgeleistet, um die Studienzulassung zu erhalten. Dann zur FH und über Leistung zur Uni. Das klappte aber nur durch eigenes Einkommen und BAföG.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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