Welche Zukunft hat die Landwirtschaft in Deutschland?
Immer weniger junge Leute ergreifen den Beruf des Landwirtes, weil es einfach immer schwieriger wird und man mit der gleichen Arbeit anderswo mehr verdienen kann. Dies zeigt auch die aktuelle Krise in der Milchviehwirtschaft. Dort ist der Litermilchpreis innerhalb eines Jahres von 40 auf 30 Cent gefallen und viele Landwirte sind in Existenznot deswegen. Früher gab des dort eine Quotenregelung, die sich nun viele wieder wünschen.
Inzwischen gilt ein Richtwert von 100 Hektar für einen überlebensfähigen Betrieb oder man spezialisiert sich auf eine bestimmte Richtung wie den Bioanbau oder den Anbau seltener Pflanzen oder der Zucht seltener Tiere. Wie seht ihr die Zukunft der Landwirtschaft? Welche Ideen hättet ihr für eine Nische in der Landwirtschaft?
Ich sehe für die Landwirtschaft nur dann eine Zukunft, wenn die Politik eingreift. Eine Nische gibt es dort kaum noch, aber wenn ich es entscheiden müsste, dann würde ich definitiv keine Milchkühe haben. Ich würde alles auf Mastvieh aufbauen, denn dort habe ich zwar auch eine Preisschwankung und immer mal wieder Krisen, aber weiß genau, wann ich die Tiere verkaufen kann und bewege mich in einer ungefähren Preisspanne.
Natürlich hat die Landwirtschaft noch eine Zukunft. Nur wird sie sich eben verändern. Die kleineren Betriebe werden wohl weiter aussterben. Das konnte ja selbst mit den massiven Subventionen nicht wirklich verhindert werden. Und irgendwie macht es ja keinen Sinn, Bereiche, die sowieso schon unter Überproduktion leiden, noch zu subventionieren.
Wie die Landwirtschaft in Zukunft in der EU aussieht, kann man sich in den USA anschauen. Dort dominieren die großen Betriebe. Das funktioniert auch hier, wenn auch in anderen Maßstäben.
Landwirtschaft wird es immer geben. Denn wie sollten wir sonst mit Lebensmitteln versorgt werden? Nur wird die Kleinbauerei auf lange Sicht keine Chance haben, weil man da zu einseitig arbeitet. Große Betriebe, wie die Agrargenossenschaften in den neuen Bundesländern, werden langfristig eine Chance haben, da sie nicht unmittelbar vom Milchpreis abhängig sind.
Solche großen Betriebe haben dann mehrere Standbeine und da kann man Verlustgeschäfte, wie einen geringen Milchpreis eben mit anderen Einnahmen und Gewinnen auch abfangen.
So schade ich das finde, werden Familienbetriebe es da immer schwerer haben. Außer man sucht sich das wirklich eine Nische wie das Züchten hochwertiger Fleischrinder, die man dann der Spitzengastronomie liefert oder so. Aber der Bauer wie im Bilderbuch, der ein paar Kühe ein paar Schweine und ein paar Felder bewirtschaftet und nicht gleichzeitig auf Bio setzt, der wird es immer schwerer haben. Aber das zeichnet sich schon seit Jahren ab.
Klar ist es gut, wenn sich jeder Grundnahrungsmittel leisten kann. Aber ich finde es nicht gut, was das für die Tierhaltung meist bedeutet. Und daher ist eben der Trend durchaus logisch, dass sich unter den Bedingungen immer mehr Leute vegetarisch ernähren. Das macht natürlich die Situation die Bauern neben den sinkenden Preisen auch nicht besser.
Letztlich halte ich es auch nicht für gut, dass man deswegen den Großteil der Nahrungsmittel importiert. So macht man sich abhängig. Eine Patentlösung fällt mir hingegen nicht ein, denn die globalen Mechanismen sind ziemlich komplex, so dass eine Lösung sicher alles andere als einfach sein würde.
Ich sehe dass Problem eben auch darin, dass deutsche Landwirte viele Sonderregelungen beachten müssen, die für importierte Waren eben nicht gelten. So darf zum Beispiel Soja aus Brasilien eingeführt werden, für deren Herstellung die brasilianischen Landwirte eben wesentlich laschere Gesetze beachten müssen. Dafür brauchen die deutschen Landwirte dann meiner Ansicht auch eine entsprechende Entschädigung. Den Wegfall von Subventionen sehe deswegen sehr kritisch.
Der Anbau von Soja beziehungsweise dessen Einfuhr hat ja nun nicht viel mit dem Thema deutsche Landwirtschaft zu tun. Denn Soja kann in Deutschland nur in sehr wenigen Regionen angebaut werden. Allerdings kann man auch viel beobachten, dass man teilweise zu unflexibel ist, was die Erschließung neuer Einnahmen angeht. Da fällt mir spontan die Schäferei ein.
Da wo man an der Nordsee schon seit Jahren ein Schaf komplett vermarktet und eben auch Wurst aus den Tieren als Spezialität ansieht, klagen Schäfer im Osten des Landes, dass sich die Schafhaltung kaum mehr lohnt. Nur wenn ich allein sehe, wie teuer Schafwolle sich verkaufen lässt, dann komme ich zum Schluss, dass viele nicht bereit sind über den Tellerrand zu schauen und auch etwas neues zu versuchen. Auch aus diesem Grund werden kleine Einzelbetriebe auf lange Sicht kaum eine Chance zum Überleben haben.
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