Welche Vorurteile anderen gegenüber habt ihr bereut?

vom 15.12.2019, 12:19 Uhr

Dass Vorteile nichts Gutes sind, weiß man ja. Dennoch kann man manchmal nichts dagegen tun und entwickelt trotzdem Vorurteile, auch wenn man weiß, dass man das nicht tun sollte und dass dieses typische Schubladendenken schlecht ist. Ich muss sagen, dass ich immer versuche, möglichst vorurteilsfrei zu sein, wobei das nicht immer klappt. Von daher ist es durchaus schon vorgekommen, dass ich völlig falsch mit meinen Vermutungen lag und diese dann auch bereut habe.

Welche Vorurteile anderen gegenüber habt ihr schon bereut? Nicht immer gelingt es einem ja, eine andere Person, die man nicht oder nicht besonders gut kennt, richtig einzuschätzen. Kam es auch schon vor, dass ihr völlig falsch lagt und euch das dann leid getan hat?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Vorurteile sind nicht zwangsläufig "nichts Gutes". Ohne Schubladendenken wären wir kaum in der Lage, uns in der Gesellschaft und unter Leuten zu bewegen, ohne ständig in Schwierigkeiten zu kommen. Wenn man wirklich ganz "vorurteilsfrei" durchs Leben tapert, kommt man nicht weit. Dafür könnte ich unzählige mehr oder weniger extreme Beispiele aufführen.

Ich meine, wenn jemand mit farbbespritzter Latzhose und Eimer bei mir an der Tür klingelt, ist es ja eigentlich schon ein "Vorurteil", wenn ich ihn für einen Maler halte, der sich in der Klingel geirrt hat. Oder wenn jemand in der U-Bahn laut mit sich selber spricht - ist das dann ein Verrückter, bei dem man aufpassen sollte, oder doch ein Aktionskünstler, mit dem man nett ins Gespräch kommen könnte? Und die Frau mit dem Kinderwagen könnte zwar die Mutter des Babys sein sein, aber natürlich auch das Kindermädchen, der Vater, der gerne Frauenkleider trägt, die Tante oder eine sinistre Entführerin hilfloser Säuglinge. Wenn man wirklich absolut keine Vorurteile pflegen würde, würde man in kürzester Zeit überschnappen, weil man sich überhaupt nicht mehr zurechtfindet.

Ich selber habe mich auch schon öfter über meine ungerechtfertigten Vorurteile oder über die anderer Menschen geärgert, beispielsweise, wenn jemand mit dunkler Haut gelobt wird, wie toll er/sie doch schon Deutsch könne oder gefragt, wo er denn "wirklich" herkomme. Ich selber muss mich da auch oft innerlich zur Ordnung rufen, dass ich Menschen wegen ihres Äußeren oder Auftretens nicht anders behandeln sollte, aber meistens habe ich mich ganz gut im Griff.

Ich gehe eben mit offenen Augen durchs Leben und schaue mir die Leute einzeln an. Manchmal treffen die Vorurteile, egal ob "heutige Jugend" oder "grantige alte Säcke", zu, oft genug stellen sie sich als haltlos heraus. Man muss eben ein bisschen mitdenken. "Keine Vorurteile" sind auch nur ein Vorurteil.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ehrlich gesagt, interessieren mich andere Menschen so gut wie gar nicht mehr. Also habe ich auch keine Vorurteile, weil mir einfach das Interesse an Personen fehlt. Ich habe also nichts zu bereuen und dafür auch keinen Platz. Wie komme ich denn dazu, dass ich bereuen müsste, nur weil ich den Kleckseltypen für einen Maler halte. Haben manche echt nichts besseres zu tun? Was soll mir denn leid tun?

Echt, ich verbringe mein Leben nicht mit Zweifeln und Selbstgeißelung. Mir sind andere Menschen einfach schnuppe. Die interessieren sich nicht für mich und ich mich halt auch nicht für die. Die meisten sind mir sowieso viel zu schlicht, als dass ich diese näher kennen lernen möchte. Klingt arrogant, ist es sicher auch. Außerdem trete ich anderen Menschen nicht negativ sondern eher abwartend gegenüber, wenn es denn sein muss.

Eher habe ich ein gutes Gefühl, als Vorurteile. Was sollten mir auch solche Vorurteile bringen? Ich bin kein oberflächlicher Mensch und ein Fan von Realitäten. Dann rede ich mir doch nicht irgend etwas über irgend jemanden ein, sondern mache mir ein echtes Bild vom Gegenüber. Das entspricht auch voll und ganz meiner Natur und meinem Charakter.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wir haben mal eine neue Person in die Klasse bekommen und die Lehrerin hat die Person vorher damit angekündigt, dass das ein ganz mieser Mensch wäre und dass aus dem nichts werden würde, weil er sich mit den falschen Leuten umhertreibt und auch in der Schule nichts machen würde. Jemand, vor dem man Angst haben muss, dass er nicht mal durchdreht.

Entsprechend ist ein Bild in meinem Kopf entstanden und ich habe mich eher zurückgehalten, als die Person dann in die Klasse kam. Was ich im Nachhinein echt bereut habe. Er war ein ganz normaler Schüler, mit Fächern in denen er gut war und anderen Fächern, in denen er schlechter war. Die falschen Leute, waren Leute, die ihn ärgerten und mit denen er keinen Kontakt haben will und auch sonst war er super nett. Da habe ich schon bereut, dass ich so engstirnig gedacht habe und das geglaubt habe. Vorurteile sind sonst nicht so mein Ding, ich möchte jeden für sich betrachten und nicht in eine Schublade stecken, auch wenn man das nicht immer vermeiden kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich würde bei meiner Situation nicht wirklich sagen, dass es ein Vorurteil war, aber peinlich war es auf jeden Fall. Es ging dabei um eine Dame, die ich durch ihr Äußeres und verschiedene Aussagen ihrer Freundin eher als Mann bezeichnet hätte.

Wir hatten Wohnungsbesichtigungen und haben dadurch viele Leute kennen gelernt. Mir ist es natürlich auch wichtig zu wissen, wer einzieht. Es stellten sich dann zwei Damen vor. Die eine bezeichnete die andere immer als ihren Freund. Da die Dame sehr männliche Gesichtszüge hatte, bin ich von einem Mann ausgegangen. Ich finde es gut, dass man sich so kleidet, wie man sich fühlt. Da aber dann alles sehr verwirrend wurde (mal er, mal sie...) habe ich dann gefragt, wie die Dame nun angesprochen werden möchte.

Glücklicherweise fing sie an zu Lachen und sage, dass sie als Frau mit männlichen Gesichtszügen geboren wurde und noch nie ein Mann war. Mir war das so unglaublich peinlich und es muss echt unangenehm auf die Dame gewirkt haben. Für mich, ich war da noch jünger, war es aber unverständlich, warum ihre Freundin ständig er oder sie zu der Dame sagte. Nachdem ich ihr meine Situation erklärt hatte, war sie aber sehr verständnisvoll.

» Ela123 » Beiträge: 871 » Talkpoints: 5,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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