Welche Strategien und Maßnahmen gegen Frustessen hillfreich?
Es soll ja Menschen geben, die zu Frustessen neigen und dann in emotionalen Zuständen vermehrt Essen, weil sie es als Trost empfinden und nicht, weil sie Hunger haben. Da ich nie eine Essstörung hatte oder zu Frustessen geneigt habe, kann ich da nicht wirklich aus eigener Erfahrung berichten.
Welche Strategien und Maßnahmen gibt es, die man in so einem Fall anwenden könnte? Kann man das als Betroffener theoretisch auch alleine schaffen, das Verhaltensmuster zu durchbrechen oder wird man in jedem Fall professionelle Hilfe benötigen? Wie sind eure Erfahrungen und Beobachtungen zu diesem Thema?
Ich glaube man muss dann alternative Wege suchen um mit seinen Frust umzugehen. Das muss man allerdings erst erlernen, da der klassische Frustesser natürlich gewöhnt ist zum Essen zu greifen und das dann etwas ist, was man unterbinden muss, gedanklich und körperlich. Der Frustesser sollte also schauen, was er alternativ dazu schnell machen kann. Das kann zum Beispiel ein Gespräch sein, laut schreien, Gedanken aufschreiben oder was auch immer für einen gut ist. Das Problem des Frustessens muss aber auch erstmal erkannt werden. Es ist ja auch eine Art Sucht.
Zunächst einmal: Frustessen ist keine Essstörung. Das Essen als Mittel zur Selbstregulation von gewissen emotionalen Zuständen ist ein Symptom einer Essstörung, genauer gesagt beispielsweise des Binge Eatings, aber da gehört noch sehr viel mehr zu.
Beim "Frustessen" sollte man erst einmal schauen, in welchen Situationen genau man den Drang verspürt, mehr zu essen, als der Körper gerade eigentlich braucht und das ist dann er Ausgangspunkt, an dem man überlegen kann, welche Strategien man am besten anwendet.
Ich habe nicht nur keine Erfahrungen mit Frustessen, ich könnte jetzt auch spontan nicht sagen wann ich das letzte Mal so etwas wie Frust empfunden habe. Vielleicht letztes Jahr, als ich ohne Informationen an einem Bahnhof gestrandet war und sich niemand zuständig gefühlt hat, aber in so einer Situation ist Essen doch so ziemlich das letzte, an das man denkt.
Wenn ich mich oft frustriert fühlen würde, würde ich erst mal nach den Ursachen suchen und da etwas ändern. Ich finde nämlich nicht, dass regelmäßiger Frust normal ist oder normal sein sollte. Natürlich könnte man sich auch vornehmen eine Runde im Park laufen zu gehen anstatt zum Kühlschrank zu gehen, aber das ändert ja an den Ursachen nichts.
Ich kenne Frustessen von mir selber auch so gut wie gar nicht, was aber nicht heißen muss, dass ich absolut kein emotionales Verhältnis zum Essen habe. Auch wenn ich genau weiß, dass es weder klug noch gesund ist, "belohne" ich mich hin und wieder beispielsweise mit einem Eis, oder nehme mir nach einem harten Tag im Büro noch einen Schokoriegel mit, obwohl ich Süßigkeiten an sich mittlerweile nur noch für besondere Gelegenheiten kaufe. Aber bei mir bleibt es dann bei einem "Frust-Riegel" und ich esse dann auch nicht größere Portionen als sonst.
Kurzfristig hat bei mir die Lösung geholfen, Süßigkeiten und andere "ungesunde" Lebensmittel im Supermarkt und nicht in der Wohnung zu lagern. So muss ich nur einmal in der Woche kurz etwas Selbstdisziplin aufbringen und brauche keine geistige Energie daran verschwenden, irgend etwas zu rationieren oder zu rechtfertigen oder mich "schuldig" zu fühlen, weil ich "schwach" geworden bin. Gelbe Rüben stellen schließlich kein besonders attraktives Frustessen dar.
Langfristig glaube ich allerdings auch, dass es nötig ist, dem "Frust" auf den Grund zu gehen, da es sich um einen Hinweis handelt, dass im Leben gerade etwas schiefläuft und Handlungsbedarf besteht. Das ist zwar oft genug leicht gesagt, aber wenn jemand dauerhaft so frustriert ist, dass er seine Gefühle mit Essen betäuben und hinunterschlucken muss, kann das kein Dauerzustand sein.
Deswegen halte ich es für empfehlenswert, in Momenten der Frustration nicht sofort zur Chipstüte zu greifen, sondern sich mal einen Moment zum Nachdenken zu nehmen: Wieso fühle ich mich so? Ist es gerechtfertigt? Was ist der Auslöser und kann ich daran etwas ändern? Wenn ja, wie? "Chips essen" ist die Antwort auf keine dieser Fragen.
Ich leide selber zum Glück nicht unter Essattacken in emotionalen Erregungszuständen. Bei mir ist eher das Gegenteil der Fall und mir vergeht der Appetit, wenn ich sehr traurig, wütend oder nervös bin. Dementsprechend kann ich auch nur theoretische Ratschläge zu diesem Thema beisteuern. Generell glaube ich aber, dass sämtliche anerkannte Strategien zum Thema Emotionsregulation, Entspannung und Stresstoleranz auch in solchen Situationen zur Anwendung kommen können.
Die Hauptdevise lautet auf jeden Fall, das ungünstige und potentiell selbstschädigende Verhalten durch ein funktionelleres und hilfreicheres Verhalten zu ersetzen. Das kann durch Ablenkung mit positiven Aktivitäten, körperlicher Betätigung oder Anwendung von Skills erreicht werden. Oftmals ist es auch schon ausreichend, wenn man es schafft, den akuten Erregungszustand auszuhalten, bis die Gefühle sich mit der Zeit von alleine regulieren. Um Essattacken in diesem vulnerablen Zeitraum zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, den Zugriff auf Lebensmittel zu reduzieren oder gänzlich zu vermeiden. Zum Beispiel, indem man sich auf einen längeren Spaziergang begibt, seine Speisekammer abschließt oder sich in eine Beschäftigung stürzt, während der man rein technisch gesehen schon gar nicht essen kann. Langfristig wirkt es unterstützend, wenn man "triggernde" Lebensmittel aus dem Haushalt verbannt und Vorräte so gering wie möglich hält, um das vorhandene Angebot einzugrenzen. Natürlich sollte man auch an den Gedanken und Hintergründen arbeiten, die zu diesen Attacken führen, aber das ist alleine nicht ganz so einfach.
Ob und wann professionelle Hilfe notwendig wird, um mit dem Frustessen fertig zu werden, muss letztendlich jeder für sich entscheiden. Primäre Behandlungsindikation ist der gegebene Leidensdruck, aber auch körperliche Folgen wie Übergewicht oder ökonomische Schäden durch extreme Ausgaben sind relevante Faktoren.
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