Welche Standards erwartet ihr bei Unterkünften auf Montage?

Es gibt hier im Forum ja sicherlich einige Leute, die auf Montage arbeiten beziehungsweise die auch pendeln, weil sie bei einer Zeitarbeitsfirma sind. So ist es bei mir auch: Ich bin Krankenschwester und fahre für meine Firma deutschlandweit. Die Unterkunft bekomme ich dabei immer vom Arbeitgeber gestellt und habe festgestellt, dass die Qualitäten je nach Einsatzort und auch Arbeitgeber sehr variieren. Von winzigem Zimmer ohne jegliche Kochmöglichkeiten, Schlafcouch und Schimmel im Zimmer bis zum schick ausgestatteten Hotelzimmer oder großer Ferienwohnung gab es bisher eigentlich alles. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber bin ich aber sehr zufrieden, da er die Unterkünfte immer sehr gut raus gesucht hat.

Ich selbst bin dabei aber dennoch eher anspruchslos. Da ich da nur an den Tagen schlafe, an denen ich in dem Krankenhaus auch arbeite und meine freien Tage zu Hause verbringe, ist es für mich ausreichend, wenn ein eigenes Badezimmer, ein Bett und eine kleine Kochnische (Wasserkocher und zwei Herdplatten, gerne auch mit Backofen) vorhanden sind. Viel mehr brauche ich nicht. Alles Andere wie Fernseher, Waschmaschine oder Geschirrspüler sind dann doch schon eher Luxus.

Wie sieht es bei euch aus? Was sind eure Ansprüche an eure Unterkünfte? Habt ihr, wie ich, vielleicht auch schon mal sehr schlechte Erfahrungen gemacht?

Bisher habe ich noch nie so gearbeitet. Ich kenne es bisher eben nur aus 24 Stunden Schichten, wo es dann Bereitschaftszimmer gab, die man zum schlafen und ausruhen nutzen konnte. Das ist jetzt sicherlich nicht eins zu eins vergleichbar. Schließlich musst oder sollst du ja auch durchaus mal eine ganze Woche in diesen Unterkünften bleiben, wenn du da mehrere Tage am Stück arbeitest.

Also was ich mir definitiv wünschen würde, wäre ein sauberes Zimmer ohne Schimmel. Sowas würde jetzt wirklich gar nicht gehen. Dann sollte es auch ein eigenes Bad geben und Fernsehen und Internet würde ich ebenfalls erwarten.

Eine eigene Küche müsste es jetzt nicht sein, aber dann sollte es schon die Möglichkeit geben, sich irgendwo in der Nähe etwas warm zu machen und auch gekühlte Lebensmittel zu lagern. Das kann ja beispielsweise eine Gemeinschaftsküche für mehrere Leute sein.

Und natürlich sollte die Schlafgelegenheit in Ordnung sein und nicht völlig durchgelegen. Das ist jetzt alles nicht wahnsinnig anspruchsvoll, aber jetzt nur eine olle Pritsche und Schimmel in den Zimmern geht wirklich gar nicht. Ich meine, die wollen ja etwas von dir und verpflichten dich, weil sie keine eigenen Leute für den Job haben. Und wenn du dann je nach Einsatzort durch halb Deutschland fährst, dann sollte es da auch eine vernünftige Unterkunft geben.

Mein Schwiegervater arbeitet in Montage, da er auf Baustellen arbeitet. Bei ihm ist es aber so, dass er seine Unterkunft dann wirklich über Monate hat oder auch mal ein Jahr, je nachdem wie lange die Baustelle geht. Daher hat er nicht viele Wechsel in der Unterkunft und da bekommt eben auch jeder sein Zimmer wieder. Diese Zimmer sind mit einer Kochmöglichkeit, dementsprechend auch einen kleinen Kühlschrank, einem Bett und einem Bad. Viel ist das nicht, auch nicht top modern, aber es reicht ja. Ich denke man braucht schon Möglichkeiten sich Essen zu machen und verschimmelt sollte es auch nicht sein, aber modern muss es eben auch nicht sein.

Zu diesem Thema könnte ich regelrecht einen Roman schreiben. Dieser trüge dann den Titel: "Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen". Einzelzimmer zu bekommen, ist geradezu ein Luxus gewesen. Oft setzte einem die Unternehmerfirma noch einen Kollegen mit rein. Die Räumlichkeiten selbst sind dann noch meistens umgebaute Kellerräume, ehemalige Waschküchen oder von der eigentlichen Wohnung abgetrennte Räume, so dass der Toilettengang zur Wallfahrt wurde, und der Kollege einen bat, man solle doch bis zur Tür mitgehen, weil ich mit dem Rottweiler der Wirtin besser klar käme.

Der bewachte nämlich die Tür zu Toilette genauestens. Der Mikrowellenherd stand nur zur Zierde da. Da wurde dann provokativ ein Blechtopf draufgesetzt, obwohl die Wirtin genau wusste, dass die Mikrowelle dann kaputt geht, wenn man damit Kaffeewasser kochen möchte. Mir fiel gleich die Fernbedienung des ausgemusterten Mini-Röhrenfernsehers auf. Da fehlten einige Tasten. Hinterher bei Zimmerwechsel wollte die Wirtin tatsächlich von mir Schadenersatz, weil ich angeblich diese Fernbedienung kaputt gemacht hätte.

Gut, dass ich den Mikrowellenherd nicht benutzt hatte, sonst hätte sie den vermeintlich durch meine unsachgemäße Benutzung auch noch kaputtgegangenen Herd zusätzlich noch in Rechnung stellen wollen. Auch die ausgemusterten Möbel, die vom Sperrmüll hätten stammen können, müffelnde Kleiderschränke und zugige Fenster sowie ab 22 Uhr abgestellte Heizung machten den Übernachtungs-Aufenthalt nicht gerade angenehm. Ok. Für eine kürzere Zeit kann man das noch tolerieren.

Dann kommt plötzlich aus heiterem Himmel die patzige Aussage, man solle sich gefälligst nach einer neuen Unterkunft umsehen, da zu Messezeiten andere - die potenten Messebesucher - wesentlich mehr für das Zimmer zu zahlen bereit wären. Es drängt sich einem angesichts solcher Art unverfrorener Vermietung knapper Wohnmöglichkeiten der Gedanke förmlich auf, von wem immer auch dieser Ausspruch stammen mag: "...Die Revolution geht von den Untermietern aus..."

Kurzum, man sollte sich nicht alles gefallen lassen, aber manchmal muss man seine Ansprüche ganz gewaltig herunterschrauben. Zumindest muss es möglich sein, sich so weit zu regenerieren, dass man seinen Job auch noch richtig machen kann, ohne übermüdet oder sonstwie gestresst auf der Arbeit zu erscheinen. Einen Trost habe ich aber: Wochenende gehört mir. Da bleibt Handy, worüber mich der Arbeitgeber erreichen kann, konsequent ausgeschaltet.